Das ist die Crux der ganzen Geschichte. Jeder kann jeden beschuldigen und jeder hat recht. Eberl macht einen auf Moralisch, geht zu Leipzig. Das hat halt ein „Geschmäckle“. Die Fans benehmen sich wie die Axt im Walde, Menschen werden bedroht, fertig gemacht. Aber dem Ernst bauten sie einst einen Schrein der Empörung.

Die Wahrheit an der ganzen Geschichte geht für mich viel weiter. Unsere Gesellschaft verroht. Und der Fußball ist der Spiegel – oder vielleicht sogar der offen zur Schau gestellte Katalysator.

Einerseits stehen da die Gierigen und Korrupten und andererseits die Empörten. Aber letztere sind die, die erstere bezahlen. Die Leute gehen ins Stadion, die Leute kaufen Merchandise, die Leute schauen ihre Teams im TV oder via Stream. Die Empörten sind doch die, die zujubeln und am lautesten Schreiben, wenn der eigene Spieler im Strafraum stürzt. Ich habe auch nie Schalke oder Werder Fans gehört, die kritisieren, dass ihre Vereine Steuergelder kassiert haben. Die Liste kann ich endlos fortführen.

Auch die Sache mit Infantino. Natürlich kann ich mich dumm stellen und sagen, ich wähle den Mann nicht, wenn keine Gegenkandidaten da sind, die sonst gewählt werden könnten. Klar, so kann ich mich als Verband bei der abgekarteten Sache natürlich reinwaschen. Und im Hinterstübchen lachen sich die Leute kaputt.

Für mich ist das einzige Mittel dagegen, das ganze Theater nicht mehr zu verfolgen. Am Rande vielleicht noch, aber mehr nicht. Ganz ehrlich, ich finde Eberl lächerlich und die Fans, die sich da so echauffieren, finde ich ebenso lächerlich.

Ich habe das auch einst anders gesehen, aber doch mal ganz ehrlich und unter dem Strich: Der Fußball und der Sport ist nur halb so heilig, wie die Leute tun. Unter dem Strich rennen dann doch nur 22 Spieler einem Ball hinterher. Es ist eine extrem unwichtige Tätigkeit des alltäglichen Lebens und dient höchstens der Freizeitbeschäftigung. Und wenn dann die Leute sagen, dass der Sport verbindet und viel Gutes tut, dann frage ich mich immer, woher dieses Märchen kommt.


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)