Ihle fordert mehr Respekt vom Verband
Eisschnellläuferinnen trotz Sturz zu Bronze

Nico Ihle hat mit EM-Bronze über 1000 Meter erneut für ein Novum im deutschen Eisschnelllauf gesorgt. Danach bemängelte er mangelnde Wertschätzung durch den Verband. Das Damen-Trio steuert nach Platz drei trotz eines Sturzes wie Ihle eine Olympia-Medaille an.

Das Victory-Zeichen nach [Linked Image] dem Zieldurchlauf war ein Sinnbild für Nico Ihles riesige Erleichterung. 33 Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele schrieb der Sachse mit dem Gewinn von EM-Bronze über 1000 Meter im russischen Kolomna zum dritten Mal innerhalb eines Jahres Geschichte für den deutschen Eisschnelllauf. Zuvor hatte er 2017 als jeweils erster Eissprinter WM-Silber bei einer Einzelstrecken-WM sowie EM-Bronze im Sprint-Vierkampf gewonnen.

"Ein echt geiles Gefühl", schilderte der 32 Jahre alte Chemnitzer. "Nachdem es zuvor über 500 Meter als Vierter nicht ganz geklappt hat, zeigt mir der Rennverlauf, dass ich für Olympia auf dem richtigen Weg bin. Und das aus dem vollen Training heraus." In 1:08,95 Minuten musste er sich nur den in der Vergangenheit bereits wegen Dopings gesperrten Russen Pawel Kulischnikow (1:08,84) und Denis Juskow (1:08,92) knapp geschlagen geben.

Uhrig-Sturz verhindert Medaille nicht

Am Sonntag rundete das Damen-Trio trotz eines Sturzes von Debütantin Michelle Uhrig auf der Zielgeraden das für die Deutschen erfreuliche EM-Abschneiden mit der zweiten Bronzemedaille ab. Gabi Hirschbichler, die zuvor schon mit Platz fünf über 1500 Meter ansteigende Form Richtung Olympia unterstrichen hatte, führte das Team hinter den Niederlanden und den Russinnen aufs Podest.

Ihle, der im Gegensatz zu den drei Damen abseits der Gruppe von Chefcoach Jan van Veen mit seinem Bruder Denny auf der Freiluftbahn im Chemnitzer Küchwald trainiert, bemängelte nach dem Erfolg die aus seiner Sicht mangelnde Wertschätzung durch die Verantwortlichen. "Ich verdiene mehr Respekt. Diese Leistungen könnte der Verband mehr anerkennen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind doch nur noch sehr wenige Spitzenathleten: Zu lange hat sich der Verband auf den Erfolgen vergangener Jahre ausgeruht", fügte der beste deutsche Eissprinter hinzu, der bereits 14 Podestplätze im Weltcup erkämpfte und nun in Pyeongchang zu den Medaillen-Hoffnungen zählt.

Ihle: "Gibt kaum Kommunikation mit dem Verband"

Er sei nicht unzufrieden mit seinem Umfeld, das habe er sich teils selbst so geschaffen. "Aber es gibt kaum Kommunikation mit dem Verband. Das ist offensichtlich ein generelles Problem der DESG", kritisierte der Einzelkämpfer: "Als Athlet fühle ich mich viel zu wenig einbezogen in wichtige Prozesse." DESG-Sportdirektor Robert Bartko wollte sich am Sonntag auf dpa-Anfrage zunächst nicht dazu äußern und erst das Gespräch mit dem Topathleten suchen.

Als Beispiel mangelnder Kommunikation nannte Ihle, er habe dem Verband vorgeschlagen, dass einige Nachwuchsleute auch bei Coach Klaus Ebert trainieren könnten. "Dann würden sie davon profitieren, und auch ich hätte mehr Trainingsgefährten. Aber passiert ist nichts." Sauer ist der Sprinter noch immer, dass der Verband die Erfolgsprämien vom Ausrüster Mizuno für die WM-Medaillen einfach einbehalten habe, "ohne das vorher zu kommunizieren. Wer weiß, was uns da sonst noch alles entgangen ist", fragte Ihle.

Die meisten Lehrgänge finanziert Ihle für sich und seinen Trainer selbst. "Wenn die anderen auf Reisen gehen, konzentrieren wir uns auf das Training auf unserer Freiluftbahn. Ich denke, wir sind die sparsamste Trainingsgruppe innerhalb der DESG", meinte er.


Quelle: kicker.de