Harting zum Abschluss auf Rang sechs
Heinle und Schwanitz gewinnen Silber

Fabian Heinle im Weitsprung und Christina Schwanitz im Kugelstoßen haben am Mittwochabend bei der EM in Berlin die Silbermedaille gewonnen. Im Diskuswerfen kam Robert Harting zum Abschied auf Rang sechs.

In einem Final-Krimi mit reichlich Verwirrung hat Weitspringer Fabian Heinle vom VfB Stuttgart bei der Leichtathletik-EM überraschend die Silbermedaille gewonnen. Der 24-Jährige kam am Mittwochabend im Berliner Olympiastadion zweimal auf die persönliche Saison-Bestleistung von 8,13 Metern. Wegen eines möglichen Fehlers in der Messung des vierten Versuchs von Heinle legte der Deutsche Leichtathletik-Verband zudem Protest ein. Die bislang letzte deutsche EM-Medaille im Weitsprung hatte Europameister Sebastian Bayer 2012 geholt.

Gold sicherte sich nun der Grieche Miltiadis Tentoglou mit 8,25 Metern. Sergej Nykyforov aus der Ukraine kam wie Heinle auf 8,13 Meter, brachte aber einen schlechteren zweiten Versuch in die Wertung ein und gewann damit Bronze. Erst im letzten Sprung sprang Heinle erneut seine Topweite und schob sich damit wieder am Ukrainer vorbei. In dem turbulenten Wettkampf beklagten mehrere Springer angeblich falsche Weiten-Messungen.

DLV-Protest erfolgreich, Platzierung bleibt

Am späten Abend wurde dem eingelegten Protest des deutschen Teams gegen die Wertung von Heinles viertem Versuch wegen der offenbar falschen Weitenmessung schließlich stattgegeben. Der Sprung wurde noch einmal vermessen, aber an Heinles Platzierung änderte sich zunächst nichts. Auch andere Nationen legten Proteste nach dem chaotischen Wettkampf ein. Auch bei anderen Sprüngen hatte es im Finale lange Diskussionen zwischen den Athleten und den Kampfrichtern gegeben.

Bislang hatte der deutsche Meister Heinle als bestes Resultat bei internationalen Wettkämpfen einen sechsten Platz bei der EM vor zwei Jahren in Amsterdam erreicht. "Letztes Mal war ich Sechster, dieses Mal will ich besser sein", sagte der Junioren-Europameister von 2015 vor dem Wettkampf den "Stuttgarter Nachrichten" zu seinen Zielen - und hielt Wort.

Schon in der Qualifikation hatte Heinle sein Potenzial angedeutet und als einer von nur zwei Athleten mit 8,02 Metern die geforderte Qualfikationsweite von acht Metern übertroffen. Im Wettkampf schraubte er seine Saison-Bestleistung von bislang 8,04 Metern nach oben.

Kiss' Prophezeiung: "Geht noch sehr viel weiter"

Bei der WM 2015 und Olympia 2016 hatte der gelernte Mechatroniker jeweils mit Weiten von unter acht Metern noch knapp das Finale der besten Acht verpasst. Anschließend wurde er von Rückenproblemen immer wieder zurückgeworfen, ist inzwischen aber schmerzfrei. "Wenn Fabian fit bleibt, dann kann es noch sehr viel weiter gehen", sagte sein Heimtrainer Tamas Kiss.

Als Vorbild gibt Heinle den britischen Alles-Gewinner Greg Rutherford an, der Gold sowohl bei Olympia, der Weltmeisterschaft und zwei Europameisterschaften holte. Mit seinem überraschenden EM-Silbercoup hat er nun zumindest den ersten Mini-Schritt in die Fußstapfen seines großen Idols geschafft.

Im letzten Versuch: Schwanitz verpasst Gold knapp

Christina Schwanitz hat den dritten Titelgewinn in Serie im Kugelstoßen bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin verpasst. Mit 19,19 Metern musste sich die 32-jährige Chemnitzerin im Finale am Mittwoch Paulina Guba aus Polen geschlagen geben. Guba übertraf Schwanitz mit 19,33 Metern im letzten Versuch. Dritte wurde die Weißrussin Aiona Dubitskaja mit 18,88 Metern. Sara Gambetta aus Halle landete mit 18,09 Metern auf Rang fünf.

"Die Weite war doof", sagte Schwanitz zu ihrer eigenen Leistung und hatte Tränen der Enttäuschung in den Augen. Dabei hatte die 32 Jahre alte Favoritin vom LV 90 Erzgebirge nach den deutschen Meisterschaften einen Autounfall und einen "großen Schock" erlitten.

Diskus: Harting mit guter Leistung Sechster

Diskuswurf-Olympiasieger Robert Harting hat seine letzte internationale Meisterschaft im Berliner Olympiastadion mit einem achtbaren sechsten Platz beendet. Mehr als 37 000 Zuschauer feierten den 33 Jahre alten Berliner am Mittwochabend bei der Leichtathletik-EM dennoch fast wie vor neun Jahre nach seinem WM-Triumph an gleicher Stelle. Mit seinen 64,33 Metern lag Harting zwischendurch sogar auf Silberkurs. Europameister wurde der Litauer Andrius Gudzius mit 68,46 Metern; Silber holte sich der Schwede Daniel Stahl (68,23 Meter) vor dem Österreicher Lukas Weißhaidinger (65,14).

Hartings Bruder Christoph, der 2016 in Rio vier Jahre nach Robert Olympiasieger wurde, war überraschend schon in der Qualifikation gescheitert. Auch der Olympia-Dritte Daniel Jasinski aus Wattenscheid und Titelverteidiger Piotr Malachowski aus Polen verpassten das Finale. Reh starke Vierte - Speerwurf-Trio im Finale

Über einen vierten Platz freute sich Lauftalent Alina Reh aus Ulm bei ihrer EM-Premiere über die 10.000 Meter. Den EM-Titel gewann Lonah Chemtai Salpeter (Israel) vor Susan Krumins aus den Niederlanden sowie Meraf Bahta aus Schweden, die als Dritte knapp zehn Sekunden vor Reh über die Ziellinie lief.

Das deutsche Super-Speerwurf-Trio mit Weltmeister Johannes Vetter, Olympiasieger Thomas Röhler und dem deutschen Meister Andreas Hofmann soll an diesem Donnerstag den deutschen Medaillenreigen fortsetzen. Die Drei überstanden die Qualifikation und wollen nun die Podiumsplätze am liebsten unter sich ausmachen. Gold, Silber, Bronze im Speerwerfen der Männer für eine Nation - das gab es bei Europameisterschaften seit der Premiere im Jahr 1934 noch nie. Ex-Weltrekordler Uwe Hohn (1982) und Klaus Tafelmeier (1986) waren die bis dato letzten deutschen Sieger in dieser Disziplin.

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