Siege im Hoch- und Weitsprung - Edelmetall im Diskus
Gold-Samstag: Przybylko und Mihambo triumphieren!

Mateusz Przybylko und Malaika Mihambo setzten aus Sicht des Deutschen Leichtathletik-Verbandes am Samstag im Berliner Olympiastadion die Glanzlichter - Gold im Hoch- und Weitsprung!

Ungläubig riss Mateusz Przybylko die Arme nach oben und ließ sich von Maskottchen Berlino in die Luft stemmen. Mit einem makellosen Gala-Auftritt holte der Leverkusener bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin die Goldmedaille und gewann den zweiten EM-Titel eines deutschen Hochspringers nach Dietmar Mögenburg 1982.

Nervenstark überwand der 26 Jahre alte Przybylko alle Höhen bis 2,35 Metern im ersten Versuch und stellte damit seine persönliche Bestleistung ein. Zweiter wurde der Weißrusse Maxim Nedasekau mit 2,33 Metern, Bronze holte der unter neutraler Flagge startende Russe Ilja Iwanyuk mit 2,31 Metern. Eike Onnen aus Hannover wurde mit der übersprungenen Anfangshöhe von 2,19 Metern Achter. Im März hatte Przybylko bereits über Bronze bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Birmingham gewonnen.

"Heiß wie Frittenfett"

"Ich bin heiß wie Frittenfett", kündigte Przybylko bereits vor dem Finale an. "Wenn die Leute mitklatschen, kann ich mich fokussieren. Das gibt mir noch mehr Adrenalin. Ich will immer höher springen - bis zum Himmel."

Und der selbstbewusste gebürtige Bielefelder präsentierte sich auch in Berlin ganz nervenstark. Nur Iwanyuk aus Russland und Przybylko meisterten die ersten drei Höhen jeweils gleich im ersten Versuch.

Der potenziell größte Gegner konnte dabei gar nicht erst an den Start gehen. Wegen Verletzung der Anti-Doping-Regeln hatte der russische Weltklasse-Hochspringer Danil Lyssenko sein Startrecht als neutraler Athlet vor der EM verloren. Der Weltverband IAAF begründete dies damit, dass der 21 Jahre alte Hallenweltmeister nicht über seine täglichen Aufenthaltsorte für mögliche Dopingtests in der Trainingsphase informiert hatte.

Doch auch so entwickelte sich ein packender Wettkampf. Auch die 2,31 und 2,33 überwand Przybylko traumhaft sicher und überbot damit seine Jahresbestleistung. Als der italienische Titelverteidiger Gianmarco Tamberi riss, hatte Przybylko bereits eine Medaille sicher - und krönte seine Leistung mit dem Sprung über 2,35 Metern.

Przybylko hat polnische Eltern, sein jüngerer Bruder Kacper spielte zuletzt als Fußballprofi beim 1. FC Kaiserslautern. Seinen linken Oberarm ziert eine Tätowierung "mi familia" ("meine Familie"). Zum Abschluss ließ er die deutsche Rekordhöhe von 2,38 Metern auflegen - scheiterte jedoch. Doch auch dieses Ziel ist anvisiert: "Der deutsche Rekord ist zum Greifen nah", kündigte er an.

Mihambo gewinnt Gold im Weitsprung

Die Olympiavierte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) holte sich Minuten später Gold im Weitsprung und feierte den größten Erfolg ihrer Karriere. Die 24-Jährige kam im dritten Versuch auf 6,75 m und verwies damit Maryna Bech (Ukraine/6,73) und Shara Proctor (Großbritannien/6,70) auf die Plätze zwei und drei. Mihambo hatte bereits vor zwei Jahren in Amsterdam Bronze geholt.

Die letzte EM-Goldmedaille einer deutschen Weitspringerin gewann Heike Drechsler, die zwischen 1986 und 1998 insgesamt viermal in Folge triumphiert hatte. Sosthene Moguenara (Wattenscheid) und Alexandra Wester (Köln) waren in der Qualifikation ausgeschieden.

Titelverteidigerin Ivana Spanovic (Serbien) war wegen eines Teilrisses der Achillessehne, den sie sich in der Qualifikation zugezogen hatte, nicht am Start. Die europäische Jahresbeste Lorraine Ugen (Großbritannien/6,45) wurde nur Neunte.

Müller und Craft holen im Diskus Silber und Bronze

Nadine Müller (Halle) und Shanice Craft (Mannheim) haben bei der Leichtathletik-EM in Berlin im Diskuswurf Silber und Bronze gewonnen. Die 32-jährige Müller warf 63,00 m, Craft brachte es auf 62,46. Die deutsche Jahresbeste Claudine Vita (Neubrandenburg) wurde Vierte mit 61,25. Gold sicherte sich Sandra Perkovic (Kroatien), die mit 67,62 ihre beeindruckende Siegesserie fortsetzte. Die zweimalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin holte sich zum fünften Mal in Folge EM-Gold. Noch nie konnte ein Athlet zuvor fünf EM-Titel bei Europameisterschaften gewinnen.

Deutsche 4x400-m-Staffeln verpassen Medaillen klar

Die deutschen 4x400-m-Staffeln haben bei der Leichtathletik-EM in Berlin die Medaillenränge klar verpasst. Platz sechs gab es für das Frauen-Quartett mit Nadine Gonska (Mannheim), der kurz zuvor noch im Finale über 200 m gestarteten Laura Müller (Rehlingen), Karolina Pahlitzsch (Berlin) und Hannah Mergenthaler (Mannheim), das in 3:30,33 Minuten ins Ziel kam. Gold holte die Staffel Polens (3:26,59) vor Frankreich (3:27,17) und Großbritannien (3:27,40).

Die deutsche Männerstaffel war zuvor nicht über den achten und damit letzten Platz im Finale hinausgekommen. Das DLV-Quartett mit Patrick Schneider (Fürth), Torben Junker (Dortmund), Fabian Dammermann (Osnabrück) und Johannes Trefz (München) kam im Olympiastadion in 3:04,69 Minuten ins Ziel und war dabei chancenlos.

Den Sieg sicherte sich Belgien mit den drei Borlee-Brüdern Kevin, Jonathan und Dylan sowie Jonathan Sacoor in 2:59,47 Minuten vor Großbritannien (3:00,36) und Spanien (3:00,78).
5000 m: Teenie Ingebrigtsen gewinnt zweites Gold

Der erst 17 Jahre alte Norweger Jakob Ingebrigtsen hat seine zweite Goldmedaille in Berlin gewonnen. 23 Stunden nach seinem Titel über 1500 m setzte sich Ingebrigtsen über 5000 m in 13:17,06 Minuten vor seinem älteren Bruder Henrik (mit Schnurrbart, 13:18,75) und dem Franzosen Morhad Amdouni (13:19,14) durch. Florian Orth (Regensburg/13:37,46) und Marcel Fehr (Schorndorf/13:37,66) belegten die Plätze 18 und 19. Richard Ringer (Friedrichshafen), vor zwei Jahren in Amsterdam Dritter, konnte wegen Wadenproblemen nicht starten. Titelverteidiger Ilias Fifa (Spanien) wurde im Zuge einer Dopingrazzia inzwischen für vier Jahre gesperrt.

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