US-Börsen spielen Jojo

Am Donnerstag brachen die US-Börsen urplötzlich ein. Doch genauso schnell wie die Aktien gefallen waren, schossen sie auch wieder hoch. Ein Computerfehler könnte die Ursache dafür gewesen sein - oder menschliches Versagen.

Einen solchen Ritt haben selbst langgediente Börsianer noch nicht erlebt: Der Leitindex Dow Jones verlor in nicht mal einer Stunde fast 1000 Punkte oder ein Zehntel seines Werts. Und genauso schnell wie die Aktien gefallen waren, schossen sie auch wieder hoch. Am Ende schloss der Dow Jones noch gut 3 Prozent im Minus bei 10 520,32 Punkten. „Das war ein wilder Tag“, kommentierte eine sichtlich gestresste Sprecherin des Finanz-Nachrichtensenders Bloomberg, nachdem um 16 Uhr die Schlussglocke an der Wall Street geläutet hatte. An diesem Tag waren so viele Aktien gehandelt worden wie zuletzt beim Absturz der Börsen in der Finanzkrise Ende 2008.


„Das hat nichts mehr mit Werten zu tun, das ist ein Witz“, ereiferte sich Börsenexperte Joseph Saluzzi von Themis Trading landesweit im Fernsehen. „Das ist der Markt der Vereinigten Staaten von Amerika, das ist nicht Kasachstan oder so.“ Was war passiert? Die Börsianer schoben die Schuld in einer ersten Reaktion auf die Computersysteme: Werden bestimmte Grenzwerte durchbrochen, beginnen die Rechenmaschinen automatisch, Aktien zu verkaufen. Fängt ein Computer an, kann er eine Kettenreaktion auslösen. Als die Menschen merkten, dass in der Welt da draußen eigentlich nichts Schlimmes passiert war, begannen sie, den Fehler zu korrigieren und kauften wieder fleißig zu.

Das ist die eine Theorie. Die andere, aufgebracht vom Wirtschaftssender CNBC, lautete, ein großer Marktteilnehmer habe einen Fehler gemacht. Statt „Millionen« habe er „Milliarden“ in sein System eingetippt und damit das Chaos ausgelöst. Menschliches Versagen also, sicherlich beflügelt von der ohnehin schlechten Stimmung, die die griechischen Schuldenprobleme schon den ganzen Tag über verbreitet hatten.

Laut CNBC weist die Spur zur Citigroup als Übeltäter. Die Großbank wies dies erst einmal zurück und sagte, sie sei genauso ratlos wie der Rest der Finanzwelt. Besonders hart hatte der Kursrutsch den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble erwischt, der zeitweilig fast 40 Prozent seines Wertes einbüßte. Das Unternehmen war fassungs- und ratlos. „Sowas habe ich noch nie gesehen“, sagte ein Händler auf dem Parkett an der Wall Street, „Und ich bin schon zwei Jahrzehnte dabei.“ Die US-Börsenbetreiber haben eine Untersuchung angekündigt. (dpa)