DEL, Play-off-Qualifikation: Vorschau puck2
Grizzlys mit Personalsorgen - Euphorische Wild Wings

Der 52. Spieltag der Hauptrunde in der DEL bot am Sonntag noch einmal Hochspannung im Kampf um die direkte Play-off-Teilnahme. Zwischen den Rängen vier und zehn wechselten die Platzierungen fast im Minutentakt. Am Ende fiel Vizemeister Grizzlys Wolfsburg noch auf Rang sieben zurück und trifft in der am Mittwoch beginnenden Play-off-Qualifikationsrunde auf die Schwenninger Wild Wings. Zudem spielen die Iserlohn Roosters gegen die Fischtown Pinguins. Eine Vorschau auf die beiden Serien...

Wolfsburg: Große Personalsorgen bei Gross' Abschiedsspielen

Nach der Olympia-Pause noch auf Rang vier platziert, rutschten die Grizzlys noch auf Rang sieben ab - nicht zuletzt aufgrund enormer Verletzungssorgen. So fällt nicht nur Olympia-Teilnehmer Gerrit Fauser nach einer Schulteroperation bis zur Saison 2018/19 aus, sondern auch der Einsatz der Schlüsselspieler Kapitän Tyler Haskins, Mark Voakes oder Kris Foucault ist vor der Quali-Runde stark fraglich. Zudem fallen Torsten Ankert und Marcel Ohmann wie Fauser wohl für den Rest der Saison aus, Alexander Weiß würde wohl frühestens in einem möglichen Viertelfinale zurückkehren.

Zumindest in der Defensive kann Coach Pavel Gross, der Wolfsburg nach zehn Jahren im Sommer in Richtung Mannheim verlassen wird, auf mobiles, diszipliniertes und erfahrenes Personal um Nationalspieler und Silbermedaillengewinner Björn Krupp, Jeff Likens oder Offensivverteidiger Jeremy Dehner setzen, das mit Conor Allen nach der Olympia-Pause noch einmal verstärkt wurde. Auch im Tor besitzt Gross mit Jerry Kuhn und Felix Brückmann über zwei gutklassige DEL-Keeper. Sollte allerdings im Vergleich zum Sonntag keiner der Verletzten im Angriff zurückkehren können, wäre die Offensive mit möglicherweise nur drei Reihen - trotz Akteuren wie Kamil Kreps, Brent Aubin und Sebastian Furchner - arg geschwächt.

Schwenningen: Mit Euphorie und Defensivstärke Richtung Viertelfinale?

Seit 2013 sind die Wild Wings anstelle der Hannover Scorpions wieder in der DEL, verpassten die Play-offs bislang jedoch stets. Umso größer ist am Neckarursprung nun die Freude darüber, dem Viertelfinale nun durch einen erstmaligen Platz in den Ausscheidungsspielen zumindest schon einmal sehr nahe kommen zu sein. Das 3:0 am Sonntag ausgerechnet gegen jene Wolfsburger, die nun auch der Gegner in den K.o.-Spielen sind, verstärkte die Euphorie noch einmal.

Die Mannschaft des ehemaligen Nationaltrainers Pat Cortina besaß in der Hauptrunde mit 123 erzielten Treffern den schwächsten Angriff aller 14 DEL-Teams, gehörte allerdings - typisch für ein Cortina-Team - mit nur 130 Gegentoren zu den besten Defensivteams der Liga. Die Abwehr um die beiden erfahrenen Finnen Kalle Kaijomaa und Jussi Timonen sowie den aufgehenden Stern am deutschen Torhüterhimmel, Dustin Strahlmeier, sind die Galionsfiguren eines diszipliniert und engmaschig verteidigenden Kollektivs. In der Offensive fehlt es dagegen mit Ausnahme von Kapitän und Topscorer Will Acton insgesamt gewaltig an Durchschlagskraft.

kicker-Tipp: Sollte sich die Verletztenmisere in Wolfsburg nicht plötzlich noch deutlich verbessern und die Grizzlys insbesondere auf Haskins, Voakes und Foucault weiter verzichten müssen, wird das kompakte Schwenningen den eigentlich klar zu favorisierenden Vizemeister schlagen. Die Wild Wings gewinnen mit 2:1.

Iserlohn: Springt Camara für Caporusso in die Bresche?

Beinahe hätten es die Roosters am Ende sogar unter die ersten Sechs geschafft, doch letztlich stand trotz des 4:3-Erfolgs nach Verlängerung in München am Sonntag Platz acht. Zuvor hatten sich die Sauerländer früh in der Saison von ihrem langjährigen Chefcoach Jari Pasanen getrennt. Unter Nachfolger Rob Daum entwickelte sich Iserlohn in der Folge wieder zu einem unangenehmen Gegner für die Konkurrenten.

Während die Defensive alles andere als das Prunkstück des Kaders ist (154 Gegentore in der Hauptrunde), liegt die Stärke der Roosters insbesondere in der Unberechenbarkeit und Ausgeglichenheit in der Offensive. Torjäger Jack Combs, 2016/17 noch im Trikot der Pinguins Toptorjäger der DEL (27 Tore), durchbrach erneut die 20-Tore-Marke. Zwar schmerzt der Ausfall des während der Saison aus Schweden zurückgekehrten Louie Caporusso, der nach 19 Scorerpunkten aus 25 Spielen mit einer Knieverletzung für den Rest der Saison ausfällt. Doch die Roosters legten kurz vor Ende der Transferfrist mit Anthony Camara noch einmal nach. Der 24-Jährige, der auch vor Faustkämpfen nicht zurückschreckt, überzeugte beim Sieg in München in seinem allerersten DEL-Spiel zudem prompt mit einem Tor und einer Vorlage.

Bremerhaven: Urbas? Gesundheit als Kardinalsfrage

Wie Wolfsburg haben die Pinguins ein großes Problem: Ausgerechnet zur wichtigsten Jahreszeit im Eishockey ist der Kader durch Verletzungen extrem ausgedünnt. Beim 1:6 in Berlin am 52. Spieltag trat Bremerhaven nur mit 14 Feldspielern, darunter gerade einmal fünf gelernte Verteidiger, an. Zwar kehrt Kapitän Mike Moore nach Sperre für Spiel eins zurück, hinter dem Einsatz weiterer Schlüsselspieler wie Topscorer und Olympiateilnehmer Jan Urbas, Nummer-eins-Center Chad Nehring, Offensivverteidger Chris Rumble sowie Nicholas Jensen stehen jedoch mehr oder weniger große Fragezeichen.

Neben Urbas (21 Tore, 20 Vorlagen) spielten sich im Angriff des Teams von Coach Thomas Popiesch vor allem Kris Newbury (36 Punkte aus 45 Spielen) und Ross Mauermann (19 Tore) in den Vordergrund. Insgesamt ist aber wie in Iserlohn vor allem mannschaftsdienliches Spiel und Ausgeglichenheit Trumpf. Wie kaum ein anderes Team scheuen die Pinguins zudem vor harten Checks und physischem Spiel keineswegs zurück; ein Umstand, der wohl auch auf die große Zahl an Akteuren mit deutschem Pass im Kader zurückgeht, deren Geburtsort und Eishockey-Herkunft in Nordamerika liegt.

kicker-Tipp: Beide Teams ähneln sich in ihrer schnörkellosen, durchaus körperbetonten Spielanlage, wobei sich die Roosters insgesamt etwas spielstärker präsentieren, Bremerhaven dagegen - bei voller Kaderstärke - über etwas mehr Power verfügt. Der Heimvorteil mit potenziell zwei Spielen am lauten Seilersee sowie die Verletzungssituation drängen jedoch die Roosters in die Favoritenrolle. Iserlohn gewinnt mit 2:0.


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