Kreiszeitung 21.01.2008

Form und Fitness verzweifelt gesucht


Acht Tage vor dem Pflichtspiel-Start läuft bei Werder noch einiges schief

Von Carsten Sander

BREMEN Früher war es Kropp, ein Örtchen in Schleswig-Holstein. Wahlweise bedeckten Schnee und Eis den Platz. Oder jede Menge Sand, um die Wassermassen zu besiegen. Wirklich schön war es nie in Kropp, das über Jahre eine fest eingeplante Station im Werder-Winter-Fahrplan war. Die Profis mochten die Tests und Turniere in der Provinz ungefähr so gerne wie einen Bänderriss.

Doch jede Wette: Am Samstag wünschte sich der eine oder andere nach Kropp zurück. Denn dort war es für Werder in der Vergangenheit meistens gut gelaufen. Was nach dem Blitzturnier in der überdachten und beheizten Düsseldorfer LTU-Arena am Samstag wahrlich nicht behauptet werden konnte.

So schön kuschelig warm und komfortabel war’s in dem WM-Stadion, dass die Bremer glatt vergaßen, was eigentlich der Grund ihres Aufenthaltes war: nämlich Fußball zu spielen. Und zwar mit Freude, Engagement und Lust am Beruf. Doch genau das waren die Merkmale, die Sportdirektor Klaus Allofs bei zwei Auftritten vergeblich gesucht hatte. "Normalerweise sollten wir zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung mit mehr Enthusiasmus bei der Sache sein. Aber da war nichts", lautete sein harsches Urteil nach einer großen Blamage.

Mit 1:3 hatte der Bundesliga-Zweite in nur 45 Minuten gegen den Regionalliga-Sechsten und Gastgeber Fortuna Düsseldorf verloren. Zwar folgte ein 2:1-Erfolg über eine mit Oberliga-Spielern gespickte Auswahl von Bayer Leverkusen, doch das 1:3 war durch nichts mehr zu kaschieren. Es stand im Ergebnis-Tableau wie eine Warnung. Der Trainer Thomas Schaaf anschließend mit Worten Nachdruck verlieh: "So geht es nicht, so dürfen wir uns nicht präsentieren."

Ist aber passiert. Und die Sorge ist nun groß, dass Werder bis zum DFB-Pokal-Achtelfinale am 29. Januar bei Borussia Dortmund nicht zu Form und Fitness findet. "Auf jeden Fall haben wir in den wenigen verbleibenden Tagen viel zu tun", seufzte Verteidiger Per Mertesacker.

Kapitän Frank Baumann sprach derweil von einem "extremen Negativerlebnis", und Tim Borowski nannte die Vorstellung "unterirdisch". Nur Torsten Frings versuchte der Situation die Dramatik zu nehmen: "Es ist doch nichts passiert. Das war ein Turnier, in dem es um nichts ging. Es gibt keinen Grund, jetzt in Panik zu verfallen. Mir ist es sowieso lieber, wir haben jetzt einen Aussetzer als gegen Dortmund."

Die Borussia war übrigens ebenfalls in Düsseldorf zu Gast. Einem 5:0 über Leverkusen ließ der Pokal-Gegner eine 0:1-Finalniederlage gegen die Fortuna folgen. Was deutlich machte: Auch der BVB ist noch nicht in der goldenen Spur.

Werder hechelt den eigenen Ansprüchen allerdings wesentlich weiter hinterher. "Wir hatten nicht nur spielerische Probleme, es fehlte auch die Spritzigkeit", sagte Mertesacker und gestand: "So schwer wie heute ist es mir noch nie gefallen, zwei Halbzeiten zu spielen."

Diese Botschaft vernahm natürlich auch Coach Schaaf und strich als erste Maßnahme den freien Sonntag. Auf 10.00 Uhr bestellte er die Profis zum Training, vor 10.36 Uhr kam jedoch niemand aus der Kabine. So lange dauerte die Standpauke. Die anschließende Übungseinheit hatte dennoch nicht den Charakter eines Straftrainings. Auslaufen und Spielen war angesagt Die einzige Strafe bestand darin, dass es kräftig regnete. Das hatte dann doch ein bisschen ’was von Kropp.