Der eine Spielmacher läuft neben der Spur, der andere springt für ihn ein
Von Carsten Sander
BREMEN Thomas von Heesen hatte auf der Suche nach den Gründen für die 0:2 (0:1)-Niederlage bei Werder Bremen gut zu tun. Gleich drei Namen kramte er heraus, um zu erklären, warum der 1. FC Nürnberg auch gegen schwache Bremer chancenlos war. Jan Kristiansen - wegen einer vergebenen Großchance nach zwölf Minuten. Ivan Saenko - wegen einer Gelb-Roten Karte schon nach 20 Minuten. Und Andreas Wolf - wegen eines verhängnisvollen Patzers nach einer halben Stunde. "Das waren die drei Knackpunkte des Spiels", grollte von Heesen.
Aus seiner Sicht mag das eine komplette Analyse sein. Die Bremer Perspektive liefert aber noch einen weiteren Grund, weshalb die tapferen Nürnberger den Platz als Verlierer verließen. Gemeint ist Daniel Jensen, der mit seinen Pässen die Werder-Treffer durch Markus Rosenberg (30.) und Ivan Klasnic (81.) vorbereitet hatte und damit so etwas wie der heimliche Matchwinner war.
"Daniel ist ganz, ganz wichtig für uns geworden", urteilte Sportdirektor Klaus Allofs über den Dänen, der erst vor wenigen Wochen mit einem neuen Vertrag bis 2011 ausgestattet worden war. Von der Richtigkeit dieser Investition ist Allofs seit Samstag mehr denn je überzeugt. Denn Jensen hat bewiesen, dass er ein Spiel entscheiden kann. Und zwar auch dann, wenn’s beim Rest der Mannschaft überhaupt nicht läuft. Oder Spielmacher Diego einfach mal ein bisschen neben sich steht - so wie gegen Nürnberg. "Gerade, wenn Diego nicht so dominant ist, ist es wichtig, dass Daniel zur Stelle ist", meinte Allofs.
Möglich, dass Jensen noch häufiger für Diego in die Bresche springen muss. Denn der Brasilianer kommt seit der Winterpause nicht wirklich in Schwung. Zwar gab es da sein Klasse-Tor gegen Bayern München, aber der Rest seines Schaffens war mäßiger Durchschnitt. Allofs bestätigte: "Er ist noch nicht in der Verfassung der Hinrunde." Die Schambeinentzündung, wegen der sich Diego drei Wochen in Brasilien hatte behandeln lassen, könnte die Ursache dafür sein, vermutete der Sportdirektor: "Ich glaube, dass er die Verletzung noch spürt. Er ist noch nicht wieder ganz hergestellt."
Wenn dem so ist, dann ist es allerdings hochriskant, den Brasilianer weiter einzusetzen. Eine Schambeinentzündung kann schließlich die ganze Karriere kosten. Doch so akut sei es nicht, beschwichtigte Allofs: "Wenn Diego das Gefühl hätte, dass er kürzer treten muss, dann würde er das sagen." Bisher hat der 22-Jährige aber keinen Klagelaut von sich gegeben.
Dennoch: Trainer Thomas Schaaf gibt das aktuelle Leistungsniveau des Spielgestalters zu denken. "Es wird sicherlich noch dauern, bis das Problem wirklich verschwunden ist", erklärte der Coach. Aber Diego deshalb ganz auf Eis zu legen, wäre nicht der richtige Ansatz. "Wenn wir die Belastung jetzt ganz herunterfahren, wissen wir nicht, was passiert, wenn wir sie wieder hochfahren müssen", so Schaaf. Also entscheidet er sich für einen Mittelweg - sprich: dosierte Belastung, dosierte Schonung. Schaaf: "Wir müssen bei Diego auch mal andere Trainingsformen wählen, um die körperlichen Anforderungen zu differenzieren." Spielen wird die Bremer Nummer 10 aber weiterhin - auch im UEFA-Pokal-Rückspiel gegen den SC Braga am Donnerstag.
Dann erwartet Daniel Jensen von sich und seinen Mitspielern eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem Gekicke am Samstag. "Da waren zu wenig Bewegung und zu wenig Ideen im Spiel. Das können wir besser", meinte Jensen.
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