Spielbericht: VfL Wolfsburg - H96 3:2 (2:1)



Es hat nicht sollen sein! Trotz deutlichem Chancenplus in Durchgang eins verliert Hannover 96 das Niedersachsenduell beim VfL Wolfsburg unglücklich mit 2:3. Ein überragender Ashkan Dejagah avancierte in einer Wasserschlacht mit zwei Treffern (20., 71.) und einem Assist zum Marcelinho-Tor (29.) zum Matchwinner der Wölfe. Arnold Bruggink (20.) und Jiri Stajner (79.) trafen für die Hecking-Elf.



Fahrenhorst kehrt zurück

Während Dieter Hecking nur einen personellen Wechsel gegenüber dem torlosen Remis gegen Stuttgart vornahm – Fahrenhorst rückte für Youngster Rausch ins Team und nahm den Platz in der Innenverteidigung ein, während Vinicius als Linksverteidiger fungierte – stellte Wölfe-Trainer Felix Magath zweimal um: Nach Gelbsperren kamen die Innenverteidiger Madlung und Ricardo Costa wieder ins Team, Simunek und Hasebe blieben dafür draußen.



Drei Treffer in neun Minuten

Von Beginn an war die Begegnung angesichts des durchgehend prasselnden Regens eine echte Rutschpartie. Unglücklich für die stark aufspielenden Roten, dass das Schiedsrichtergespann um Dr. Markus Merk wiederholt vermeintliche Abseitssituationen falsch bewerteten. So wäre Pinto nach Bruggink-Zuspiel bereits nach zwei Minuten alleine auf VfL-Keeper Benaglio zugelaufen, wäre er nicht unverständlicherweise zurückgepfiffen worden. Ähnlich umstritten der Pfiff bei Pintos geschicktem 30-Meter-Heber in die Maschen über den weit vorm Kasten postierten Benaglio (8.). Die erste „reguläre“ Gelegenheit hatte dann Vinicius, dessen Kopfball den rechten Pfosten jedoch knapp verfehlte (10., Foto unten). In der Anfangsphase war von den Gastgebern nichts zu sehen, nur 96 blieb gefährlich. Aber auch Pintos Drehschuss von der Strafraumgrenze strich knapp vorbei (17.). Umso überraschender dann die plötzliche Gastgeberführung. Der VfL nutzte seine allererste Gelegenheit: Ein langer Gentner-Ball wurde von Dzeko im Strafraum per Kopf zurückgelegt und der überragende Ashkan Dejagah zog mit vollem Risiko aus 17 Metern volley ab. Das Geschoss schlug unhaltbar für 96-Schlussmann Robert Enke unten links ein (20.). Doch die Hecking-Elf fing sich schnell und kam zum hoch verdienten Ausgleich: Huszti hatte von rechts auf den Elfmeterpunkt geflankt, wo Arnold Bruggink mit dem Rücken zum Tor zu einem perfekten Kopfstoß ansetzte, der unten links einschlug (27.). Doch keine zwei Minuten später führte wieder der Gastgeber: Nach einem weiten Benaglio-Abschlag rutschte Cherundolo unglücklich weg, so dass Dejagah den nun links im Strafraum mutterseelenallein stehenden Marcelinho bedienen konnte. Der Brasilianer ließ sich das Geschenk in abermals abseitsverdächtiger Position nicht nehmen und verwandelte flach in die kurze Ecke (29.). In Minute 35 hätte Santana dann den Spielverlauf sogar komplett auf den Kopf stellen können, doch der VfLer setzte den unbedrängten Kopfball über den Kasten. Die Schlussphase des ersten Durchgangs gehörte dann erneut nur noch Hannover, doch auch jetzt wurden allerbeste Gelegenheiten ausgelassen. So lief Pintos Versuch parallel zur Torlinie, ohne dass jemand Kapital daraus schlagen konnte (37.). Und kurze Zeit später wuchs Benaglio über sich hinaus, als er zunächst im Eins-gegen-Eins Sieger gegen Bruggink blieb und wenige Sekunden später einen Vier-Meter-Schuss Balitschs sensationell entschärfen konnte (42.). Tatsächlich lagen die Roten zur Pause somit trotz tollem Auftritts in der Volkswagen-Arena zurück.



Dejagah entscheidet

Nach Wiederanpfiff war der große 86-Schwung zunächst einmal verflogen – die Wölfe kamen dagegen stürmisch aus der Kabine. Nun war Robert Enke gefordert: der 96-Kapitän entschärfte in den Anfangsminuten sowohl einen Flugkopfball Dzekos (47.) als auch einen Marcelinho-Rückraumschuss (48.) in grandioser Manier. Vom Blitzstart des Gastgebers irritiert, vernachlässigte die Hecking-Elf in dieser Phase eigene Offensivaktionen. Im Gegenteil hatten die Roten Glück, dass Gentner nach schöner Dejagah-Vorarbeit das Leder vom Fünfer nur an den rechten Giebel lenkte (66.). Als die Roten gerade wieder auf sich aufmerksam machen konnten – Balitschs Direktabnahme nach Stajner-Kopfballablage ging links vorbei (70.) – schlug die Magath-Elf zu: Im Anschluss an einen Huszti-Ballverlust ging es blitzschnell, Dzeko flankte präzise von rechts auf den mitgelaufenen Ashkan Dejagah, der keine Mühe hatte, aus fünf Metern zum 3:1 einzuköpfen (71.). Noch einmal musste Enke bei einem Dzeko-Drehschuss Schlimmeres verhindern (77.), dann zeigten die Roten, dass sie sich keinesfalls bereits aufgegeben hatten. Zwar versagte Dr. Merk der Hecking-Elf nach einem Foulspiel gegen den eingewechselten Lauth zunächst einen klaren Strafstoß, doch Jiri Stajner ließ sich nicht beirren, tanzte gleich mehrere Wolfsburger aus, um über Benaglio hinweg Richtung linkes Toreck zu lupfen. Schäfer und der Pfosten verhinderten zunächst gemeinsam das 2:3, doch Stajner traf im Nachsetzen (79.). Nun warfen die Roten noch einmal alles nach vorne, doch abgesehen von einem 20-Meter-Schuss Lauths, den Benalio abwehren konnte (81.), passierte nichts mehr.



VfL-Lauf hält an – Bruggink und Cherundolo verletzt

Somit verpassten die Roten einen aufgrund der ersten 45 Minuten eigentlich verdienten Punktgewinn im „Niedersachsenderby“. Der VfL Wolfsburg ist Beispiel dafür, dass das entscheidende Quäntchen Glück auf Seiten derer ist, die einen so genannten Lauf haben. Umgekehrt fehlt Hannover 96 dieses Glück zurzeit. Neben seiner ersten Niederlage in Wolfsburg musste Dieter Hecking auch noch hinnehmen, dass Arnold Bruggink (Innenbanddehnung Knie) und Steven Cherundolo (Kniescheibenreizung) verletzt ausgewechselt werden mussten.



STATISTIK

VfL Wolfsburg: Benaglio – Riether (46. Hasebe), Ricardo Costa, Madlung (21. Simunek), Schäfer – Josué, Gentner, Santana, Marcelinho (90. Laas) – Dejagah, Dzeko

Hannover 96: Enke – Cherundolo (51. C. Schulz), Ismael, Fahrenhorst, Vinicius – Lala, Balitsch (79. Hashemian), Pinto, Bruggink (57. Lauth), Huszti – Stajner

Tore: 1:0 Dejagah (20., Dzeko), 1:1 Bruggink (27., Huszti), 2:1 Marcelinho (29., Dejagah), 3:1 Dejagah (71., Dzeko), 3:2 Stajner (79.)

Gelbe Karte: Hasebe, Laas / -

Zuschauer: 29.322

Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)