Bis Juni Bundesliga-Verbot für Rausch. Im Trainingslager (7. bis 14. Januar) ist Konstantin Rausch dabei – Bundesliga wird das 96-Supertalent diese Saison trotzdem noch nicht spielen. Warum eigentlich nicht?
VON FLORIAN KREBS
HANNOVER. Es war eine kultige Talk-Runde. Fußball-Rentner Mehmet Scholl saß im Münchner „Vereinsheim“, der Kneipe eines Kumpels aus Passau, und unterhielt das Publikum mit Anekdoten aus 15 Jahren FC Bayern („Dann lell’ ich dir eine“). Das Thema kam irgendwann auch auf Jungstar Toni Kroos – und Scholl wurde plötzlich ganz ernst: „Der muss immer spielen. Der ist wesentlich besser als ich.“
Er habe in seiner letzten Saison mal bei der A-Jugend mittrainiert und einen gesehen, erzählte Scholl, „der war unglaublich“ – Toni Kroos. Also rief Scholl bei Manager Uli Hoeneß an und sagte: „Der muss sofort zu den Profis.“ Antwort Hoeneß: „Kümmer’ dich du um deinen Scheiß. Was hast du damit zu tun?“ Eine Woche später trainierte Kroos bei den Profis, hat inzwischen drei UEFA-Cup- und vier Bundesligaspiele bestritten (zwei sogar schon von Beginn an).
Der 17-jährige Münchner, den die Bayern im vergangenen Jahr aus Rostock geholt hatten, ist Deutschlands größtes Talent. Gemeinsam mit 96-Jungstar Konstantin Rausch wurde er im September Dritter bei der U-17-Weltmeisterschaft in Südkorea. Doch während Kroos inzwischen auch in München durchgestartet ist, muss sich Rausch bei 96 gedulden. Das Supertalent, das irgendwann Michael Tarnat als Linksverteidiger beerben soll, hängt in der Warteschleife.
Zwar durfte der Deutschrusse Anfang Oktober beim Test in Burgdorf schon mal bei Profitrainer Dieter Hecking vorspielen – und reist im Januar auch mit ins Trainingslager nach Teneriffa. Bundesliga darf er aber weiter nur mit den A-Junioren spielen. Steht Rausch denn in der Rückrunde zumindest mal im Kader der Profis? „Das würde ich ausschließen“, sagt Hecking: „Wir wollen nichts auf Kommando machen, bloß weil wir jemanden haben, der gut ist.“ Bundesliga-Verbot für Rausch – warum eigentlich?
„Bei Arsenal oder Manchester spielen diese jungen Leute“, sagt Scholl und verweist darauf, dass es in England gang und gäbe ist, Talente wie Kroos oder Rausch ins kalte Wasser zu werfen. Bei 96 ist man vorsichtiger als auf der Insel.
Rausch soll „erstmal Zeit haben“, sich an die Neuerungen zu gewöhnen“, sagt Hecking. Schließlich ist der 17-Jährige erst im Herbst ins Internat an der Clausewitzstraße gezogen und hat eine Lehre beim Sportgeschäft Blade Runner begonnen. Darum dürfe man „nicht zu viel von ihm erwarten“, mahnt Hecking: „Bei jungen Spielern muss man viel Geduld mitbringen.“
Weil Oldie Tarnat letzte Woche um ein weiteres Jahr verlängert hat, ist der ganz große Druck für 96 weg, Rausch übereilt aufbauen zu müssen. Für Tarnat ist klar: „Wenn Konstantin so weitermacht wie bisher, dann wird er ins kalte Wasser geworfen werden.“ Diese Saison allerdings nicht mehr.
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