96-Coach Hecking ist vom Thema Systemumstellung genervt / Markige Worte in Richtung Oberliga-Elf
Von Jörg Grußendorf Hannover. Da war sie wieder, diese verflixte Frage. Und da war er auch gleich wieder, dieser düstere Gesichtsausdruck bei Dieter Hecking, den er schon vor Trainingsbeginn beim Betreten der Mehrkampfanlage aufgesetzt hatte. Ob er sich denn vorstellen könnte, es morgen im Spiel gegen Eintracht Frankfurt (Anpfiff in der AWD-Arena ist um 15.30 Uhr) mal mit zwei Stürmern zu probieren, wurde der Trainer von Hannover 96 gefragt. Schnell wurde klar, dass dieses Thema den 43-Jährigen mindestens genauso nervt wie die lange Misserfolgsserie seiner Elf. Und die nervt ihn angesichts nur einen Sieges aus elf Spielen gewaltig.
Dementsprechend gereizt fiel Heckings Reaktion aus. „Wir probieren nichts aus“, sagte er kurz angebunden, „wenn wir es machen, sind wir auch überzeugt davon.“ Und fauchte anschließend: „Das habe ich euch jetzt 28-mal erklärt, und ihr habt es 28-mal verstanden, und ihr werdet es auch diesmal verstehen.“ Rumms, das saß. Der Chefcoach der „Roten“ ist nämlich ein bekennender Anhänger die Taktik mit nur einem Stürmer. Einer Taktik, die in der Hinrunde wunderbar funktionierte, in der Rückrunde aber kaum einen Gegner in Angst und Schrecken versetzt hat.
Angesichts der Tor-Ungefährlichkeit seiner Mannschaft scheint auch Hecking – auch wenn er dies von sich wies – nicht nur mit dem Gedanken zu spielen, seine Lieblingsspielweise etwas abzuändern. Er ist schon weiter. Darauf lassen auch einige Trainingsinhalte schließen, in denen Jiri Stajner neben Mike Hanke, der nach seiner Sperre gegen Frankfurt ins Team zurückkehrt, als zweite Spitze stürmte. Zu einer endgültigen Stellungnahme zu dieser Problematik war Hecking natürlich nicht bereit; und Nachfragen gab es ob seiner Miene ohnehin nicht.
Und die, man mag es kaum glauben, verfinsterte sich bei einem anderen Thema noch mehr. Als es um die Oberliga-Mannschaft des Klubs ging, wollte der 43-Jährige erst gar nichts sagen – teilte dann aber mächtig aus. Die 96-Reserve ist nämlich drauf und dran, in die Fünftklassigkeit abzudriften. Fünf Punkte liegt das Team von Trainer Andreas Bergmann derzeit hinter dem 5. Tabellenplatz zurück, der mit Sicherheit als Qualifikation für die neue Regionalliga reichen würde, drei Punkte sind es zum Relegationsplatz 6. Morgen geht es zum Fünften, dem BV Cloppenburg. Ein Sieg ist Pflicht, doch die Formkurve der Reserve stimmt wenig optimistisch. „Bei einigen Spielern sind die Interessen vielleicht schon woanders, sie scheinen sich zu sehr mit ihrer Zukunftsplanung zu beschäftigen“, schimpfte Hecking, „sie verdienen aber bei uns ein paar Euro und müssen sich daher zu 100 Prozent reinhängen.“ Er glaube dennoch felsenfest an den Klassenerhalt.
Um in Cloppenburg nichts dem Zufall zu überlassen, will Hecking einige Spieler aus dem Profikader abstellen. Salvatore Zizzo, Ferhat Bikmaz und Bastian Schulz werden definitiv in der Reserve spielen, sollte Konstantin Rausch (Oberschenkelzerrung) fit werden, wird auch er in Cloppenburg auflaufen. „Wir müssen dem Ganzen Rechnung tragen und werden gegen Frankfurt nicht den üblichen 18-Mann-Kader zur Verfügung haben“, sagte er. Schließlich würden ja auch Arnold Bruggink und Hanno Balitsch fehlen.
Hecking wird es verschmerzen können, denn für sein Team geht in der Tabelle weder nach oben noch nach unten wirklich etwas. Die spannendste Frage für morgen lautet deshalb: Spielt 96 mit einer oder mit zwei Spitzen?
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