2:1 - Hannover dreht Partie gegen Brügge

Die Gästeführung durch Lestienne (51.) glich Joker Artur Sobiech aus (73.). Der überragende Jan Schlaudraff verwandelte kurz darauf einen Foulelfmeter zum 2:1-Endstand.

Auf nach Europa! Einmal belgische Pralinen a lá Standard Lüttich in der Gruppenphase vernascht und erfahrungsmäßig gut verdaut – schon wartete die nächste Spezialität auf die Roten. Dieses Mal zu Gast im heimischen Wohnzimmer: Club Brügge. Im Hinspiel des Sechzehntelfinals der Europa League gegen den 13fachen Meister sollten die 42 000 Zuschauer eine turbulente Begegnung zu sehen bekommen, die einmal mehr unterstrich, dass mit den Roten auf europäischer Bühne zu rechnen ist.

Slomka setzt auf Raute
Sollte sich die Slomka-Elf eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel in der Hansestadt schaffen? 96-Coach Mirko Slomka bevorzugte gegen den mehrfachen belgischen Pokalsieger die Raute im Mittelfeld. Dort ersetzte Schmiedebach Rausch auf links, Schlaudraff sollte seine Kreativität als Spielmacher entfalten. In der Verteidigung hielt Slomka an Eggimann fest. FC-Coach Christoph Daum setzte auf Druck über außen und brachte Stenman, Jordi, van Acker, Refaelov, Lestienne und Akpada anstelle von Almebäck, Högli, Odjidja-Ofoe, Meunier, Vleminckx sowie dem verkauften Dirar.

Die Roten geben das Tempo vor...
Trotz Temperaturen knapp über Null sollte es eine feurige Partie werden, nicht zuletzt durch den deutlich sichtbaren Siegeshunger der Roten. Erste dicke Chance von Diouf, dessen Schuss nach einer auf den Fünfer zurückgezogenen Cherundolo-Flanke im belgischen Beinknäuel hängen blieb (8.). Innerhalb von Minuten kamen die Roten erneut vors gegnerische Tor - Diouf über rechts, dessen Vorlage Pinto links vorbei in die Wolken drosch (11.) Auch Cherundolo hatte es der Nachthimmel angetan – er zog die Kugel ebenfalls über das Gehäuse (14.). Auf der anderen Seite hielten die Belgier zunächst dagegen, kreuzten immer wieder vor Zielers Kasten auf. Der 96-Keeper war kurz darauf auch nach einem Freistoss Jordis aus knapp 20 Metern zur Stelle, ebenso nach einem satten Schuss Rafaelovs (25.), den der Nationalkeeper abklatschte. Anschließend gab es ein Brüsseler Eckenfestival, die letzte köpfte Jordi nach Ecke über die Querlatte (28.).

...nutzen ihre Chancen jedoch nicht
Es folgten wenige Minuten, in denen es den Anschein hatte, die 96er hätten den Faden verloren. Doch Pustekuchen. Der stark spielende Schlaudraff steckte auf Diouf durch, der zündete seinen Turbo, tauchte blitzschnell im belgischen Strafraum auf, nur sein Gegenspieler brachte noch den Fuß dazwischen (30.). Nachdem Goalgetter Abdellaoue verletzungsbedingt vom Platz (37.) musste, zeigte sich wieder einmal mehr die Abgebrühtheit Schlaudraffs, der in einem Moment des Durcheinanders sekundenschnell schaltete und auf links durchbrach, jedoch aus seiner Chance keinen Nutzen schlagen konnte (41.). Es folgte noch einmal letztes rotes Powerplay vor dem Halbzeitpfiff , bei dem Rausch pfeilschnell auf der linken Außenbahn spurtete, gefolgt von einer sehenswerten Kombination, lediglich der letzte Pass kam nicht verwertbar an. Der Flügelflitzer war es dann auch, der eine vermeindliche Chance rechts am Eck vorbeischlenzte (45.). Fazit: Flottes Europa League-Spiel mit Lust auf mehr.

Schlechte Chancenverwertung rächt sich - 0:1-Rückstand
Fix ging es dann auch in den zweiten 45 Minuten weiter. Schmiedebachs Schlenzer in die linke Ecke klatschte Kujovic´ab (47.). Es sollte sich kurz darauf eine altbekannte Fußballweisheit behaupten. "Wer die Dinger vorn nicht macht, kriegt sie hinten rein". Stenman flankte das Leder mustergültig in den 96-Strafraum, Lestienne versenkte den Ball unhaltbar für Zieler im linken Eck (51.). Anschließend jagte Stindl die Kunststoffkugel über das Aluminium, zuvor war Diouf diskussionsreif im Strafraum gefoult worden, ein Pfiff des Referees Jorge Sousa blieb jedoch aus (54.). 96 blieb auch nach dem Rückstand unbeeindruckt, der hannoversche Europa-Express setzte seine Fahrt unaufhaltsam fort. Erneuter Aufreger, als Schlaudraff im Strafraum von Stenman unsanft von den Beinen geholt wurde, der Schiedsrichter jedoch erneut nicht auf den Punkt zeigte, sondern auf Freistoss entschied. Diesen setzte Pander über die Latte (61.). Kujovic fischte einen weiteren Schuss Panders aus dem linken Winkel, bevor Diouf nach einer scharfen Hereingabe von Rausch vorbeirutschte (67.).

Sobiech und Schlaudraff drehen das Spiel
Der rutschige Bogen stahl den Roten dann auch noch den verdienten Ausgleichstreffer: Stindl zog den Ball scharf rein, der Ball prallte von Donk ins eigene Tor, doch der portugiesische Unparteiische entschied: Kein Treffer, weil Foul an einem seiner Mitspieler (70.). Doch es sollte noch nicht aller Tage Abend sein. Das flämische Sprichwort "Man muss den Mund aufmachen, wenn Brei angeboten wird" sollte sich bewahrheiten – und zwar in Form von Sobiech und Schlaudraff. Nach einem Freistoss Panders leitete Diouf per Kopf weiter, "Schnecke" Sobiech drückte die Kugel über die Linie (72.) – 1:1-Ausgleich. das Glück des Tüchtigen sollte am Ende die Oberhand behalten und der längst fällige Elfmeterpfiff zu hören sein. Nach einem Foul an Sobiech legte sich "Schlange" Schlaufdraff das Leder vor und lupfte den Ball abgezockt in die Mitte des Tores (78.) – 2:1-Führung – so macht die Europa League Spaß! Ein weiterer Treffer blieb der Slomka-Elf verwehrt, als die Zuschauer Dioufs Schuss schon im Netz zappeln sahen, der Ball sich jedoch vorm Pfosten wegdrehte und sich einen anderen Weg suchte. Rauschs Schuss aus fünf Metern blockte der belgische Keeper am Ende und verhinderte somit einen höheren Sieg.


Fazit: Die Roten gewinnen eine spannende, nervenaufreibend, aber vor allen Dingen wichtige Begegnung gegen Club Brügge und linsen mit dem 2:1-Sieg durch die Tür zum Achtelfinale. Aufstoßen können sie diese bereits am kommenden Donnerstag im Rückspiel in Brügge. Bis dahin heißt es für die Slomka-Elf: Nur nicht den Schlüssel verlieren!
nr

Statistik:

Hannover 96: Zieler - Cherundolo (76. Chahed), Eggimann, Pogatetz , Pander - Pinto (68. Sobiech), Stindl - Schlaudraff, Schmiedebach - M. Diouf , Abdellaoue (37. Rausch)

Club Brügge: Kujovic – Hoefkens, Donk, Figueras, Stenman – van Acker, Vazques, Zimling – Lestienne (74. Meunier), Akpala (87. Vleminckx), Rafealov

Tore: 0:1 Lestienne (51.), 1:1 Sobiech (73.), 2:1 Schlaudraff (80./FE)

Schiedsrichter: Manuel Jorge Neves Moreira de Sousa (Portugal)

Gelbe Karten: Cherundolo, Eggimann, Stindl, Sobiech / Kujovic, Stenman, Vázquez, Donk, Van Acker

Zuschauer: 42 000

hannover96.de