1:2-Schock in Überzahl

Trotz langer Überzahl - FSV-Keeper Wetklo kassierte in der 49. Minute Rot - verlieren die Roten durch einen späten Szalai-Treffer (89.) mit 1:2 beim Verfolger aus Mainz.

Den frühen Rückstand durch Nikolai Müller konnte Christian Schulz (28.) zwar noch ausgleichen. Doch am Ende triumphierte die Tuchel-Elf.

Jeweils ein Wechsel bei beiden Teams
Sowohl Mainz-Trainer Thomas Tuchel als auch 96-Coach Mirko Slomka nahmen einen Wechsel in ihrer Startelf vor. Für die Roten lief der zuletzt gesperrte Lars Stindl auf, dafür blieb der in der Woche angeschlagene Didier Ya Konan auf der Bank. Sein Sturmkollege Mohammed Abdellaoue stand erst gar nicht im Aufgebot. Bei den Mainzern ersetzte Nicolai Müller seinen gelb-rot gesperrten Teamkollegen Julian Baumgartlinger.

Mainzer Führung nach nur zehn Minuten
1:1 – das scheint laut Statistik das Lieblingsergebnis beider Teams in den vergangenen sechs Begegnungen zu sein. Gleich dreimal endeten die Aufeinandertreffen der beiden momentan punktgleichen Mannschaften mit diesem Ergebnis, zwei davon in der abgelaufenen Spielzeit 2011/12. Sollte eine Punkteteilung auch die Marschrichtung für die Begegnung am 15. Spieltag dieser Saison sein? Hannover 96 hat die erneute Teilnahme am europäischen Wettbewerb im Blick, Mainz 05 hält eher den Ball flach und liebäugelt mit dem Nichtabstieg als Saisonziel. Der Gastgeber machte jedoch von Beginn an deutlich, so schnell wie möglich die Punkte für den Klassenerhalt einzufahren. Die Mainzer, bekannt für ihre starke Auftaktphase, legten flink los. Es dauerte - sehr zum Leidwesen der 96er - nur zehn Minuten, bis es in ihrem Gehäuse klingelte. Ein missglückter Abwehrversuch der 96-Defensive landete direkt beim Mainzer Shawn Parker, der unbedrängt von der Strafraumgrenze abzog. 96-Torhüter Ron-Robert Zieler konnte den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten lenken, von wo er allerdings vor die Füße des herannahenden 05ers Nicolai Müller landete, der nur noch einzuschieben brauchte (10.) - 0:1. So hatten sich Mirko Slomka und sein Team den Start in der Coface Arena wohl nicht vorgestellt.

Drei Minute Hochspannung in der ersten Hälfte
Die Roten mühten sich in dieser Phase des Spiels, die einzig größere Chance nach 20 Minuten - ein Freistoß Schlaudraffs - landete allerdings in der 05er Mauer. Doch es sollte noch nicht aller Tage Abend sein. Plätscherte die Partie bis zu diesem Zeitpunkt dahin, so nahm sie ab der 27. Minute pfeilschnell an Tempo auf. Es folgten 180 Sekunden, die es in sich hatten. Zunächst kam Goalgetter Mame Diouf nach Freistoß Christian Panders aus kurzer Distanz per Kopf zum Zug, die Torchance und den damit verbundenen Ausgleich vereitelte jedoch Christian Wetklo mit einer Glanzparade (27.). Doch nur eine Zeigerumdrehung später hatte der 05-Torhüter bereits das Nachsehen. Lars Stindl brachte die Kunststoffkugel von rechts in den Sechzehner, wo er in Ping-Pong-Manier seinen Weg in Richtung Tor einschlug und letztlich vor Christian Schulz´ Füßen aufkam, der das Spielgerät schmucklos über die Linie bugsierte -1:1 (28.). Und wieder dauerte es nur eine Minute, bis die 32 000 die nächste dicke Möglichkeit zu sehen bekamen. Adam Szalai tauchte plötzlich halblinks völlig frei vor Zieler auf, der Nationalkeeper fackelte nicht lange, brachte seine Hand zwischen Gegenspieler und Ball und machte somit die erneute Führung der Tuchel-Elf zunichte. Vom Anschlusstreffer wachgerüttelt agierten die 96er fortan munterer, die anfängliche Vorsicht der Gäste war verflogen. Was folgte war ein offener Schlagabtausch beider Mannschaften bis zum Halbzeitpfiff. Bo Svensson (41.) und Karim Haggui (45.), die jeweils per Kopf ihr Glück versuchten, blieben aber erfolglos. Mit dem 1:1-Unentschieden ging es für beide Mannschaften in die Kabinen.


Da war alles wieder gut: Christian Schulz schaut seinem ersten Saisontor hinterher

Rot für 05-Keeper Wetklo
Die zweite Hälfte lief gerade einmal drei Minuten, als Schiedsrichter Günter Perl in seine Gesäßtasche greifen musste und 05-Torhüter Wetklo des Feldes verwies. Was war passiert? Der Schlussmann war übereifrig aus seinem Kasten geeilt und hatte in den Zweikampf zwischen Jan Schlaudraff und Bo Svensson eingegriffen –allerdings nahm der Keeper dabei vor der Strafraumkante die Hand zur Hilfe. Referee Perl blieb keine andere Wahl, als den roten Karton zu zücken (48.). Für ihn hütete den Rest der Spielzeit Nachwuchstorwart Loris Karius das Tor, der mit seiner Einwechslung ein plötzliches Bundesligadebüt feierte. Den anschließenden Freistoß hämmerte Christian Pander sogleich auf das gegnerische Tor, Karius parierte den abgefälschten Ball bestens (53.).

Diouf hat Siegtreffer auf dem Kopf, doch Mainz macht das Tor
Trotz der Unterzahl waren plötzlich die Hausherren am Drücker, zeigten in der Folgezeit Zähne und reklamierten in der 58. Minute einen Strafstoß, nachdem Andreas Ivanschitz im Zweikampf mit Steven Cherundolo im 96-Strafraum zu Fall gekommen war. Der Unparteiische entschied jedoch auf Weiterspielen. Auch in den kommenden Spielminuten gelang es den 96ern nur schwerlich, die Überzahl in Zählbares umzumünzen. Zuviel Gegenwehr des Tabellensiebten machte den Gästen das Leben schwer. Ein probates Mittel wollte den Roten zuweilen nicht einfallen, um die immer noch flott spielenden Mainzer aus der Nähe des eigenen Strafraums fernzuhalten. Und so sollte die Slomka-Elf eine Tugend namens Geduld an den Tag legen und auf ihre Chancen warten müssen, da sich Tuchels Team bei Angriffen der 96er weit in die eigene Hälfte zurückzog. Der eingewechselte Didier Ya Konan versuchte es dann mit einem Schuss aus nächster Nähe, verzog den Ball aber am linken Pfosten vorbei (80.). Die Topchance auf die 96-Führung gab es eine Minute später. Nach Ecke Husztis war es "Mister Überall" Mame Diouf, der per Kopf den Ball gefährlich auf den gegnerischen Kasten nickte, wo Elkin Soto buchstäblich in letzter Sekunde auf der Linie klärte. So blieb den Roten nichts anderes übrig, als weiterhin um den so wichtigen Auswärtsdreier zu kämpfen. Doch auch die Mainzer ließen nicht locker, wollten unbedingt einen Zähler in der Heimat behalten. Es sollten am Ende sogar drei werden. Eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit kamen die Rheinländer durch Eugen Polanski über links gefährlich vors Tor, seine Flanke köpfte Mitspieler Szalai passgenau in den rechten, oberen Winkel - 1:2 (89.). Hannover 96 musste kurz vor Abpfiff die bittere Pille der Niederlage schlucken.


Nahezu unsichtbar, dann schlug er zu: Adam Szalai wurde durch seinen neunten Saisontreffer zum Matchwinner

Keine Punkte und fünfte gelbe Karte für Haggui
Nach 94 Minuten standen die Roten trotz Überzahl mit leeren Händen da. Hatten beide Teams vor Beginn des Spiels noch zwanzig Zähler auf dem Punktekonto, so übernehmen die Mainzer nach Ende der Begegnung mit einem Heimdreier den sechsten Platz der Niedersachsen, die auf den zehnten Rang abrutschen. Zudem ist Innenverteidiger Karim Haggui nach seiner fünften gelben Karte gesperrt.
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Statistik:

Mainz 05: Wetklo - Pospech, Svensson, Noveski, Zabavnik - N. Müller (90. Bell), Polanski, Soto, Ivanschitz -(82. Risse) - S. Parker (52. Karius), Szalai

Hannover 96: Zieler, Cherundolo, Haggui, Eggimann, Pander - Schulz, da Silva Pinto, Stindl, Rausch (69. Huszti) - Schlaudraff (73. Ya Konan), Diouf (88. Sobiech)

Tore: 1:0 Müller (10.), 1:1 Schulz (28.), 2:1 Szalai (89.)

Gelbe Karten: Wetklo, Noveski, Szalai / da Silva Pinto, Haggui, Schulz

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte Wetklo (49./Handspiel)

Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)

Zuschauer: 32 000

Fotos: deisterpics
hannover96.de