3:2 - Huszti kalt wie Eis

Hannover 96 gewinnt gegen den Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen nach großartigem Kampf mit 3:2 (1:1).

Gleich zweimal zeigte sich Szabolcs Huszti enorm nervenstark, als er vom Punkt als jeweils selbst Gefoulter eiskalt verwandelte (20., 69.). Zudem traf Mame Diouf per Kopf (57.). Für die Gäste waren Castro (2.) und Kießling (58.) erfolgreich.

Wechsel in der Startformation: Drei bei 96, neun bei 04
Drei Veränderungen zur Startformation in Levante nahm 96-Trainer Mirko Slomka am 16. Spieltag vor. Für Hiroki Sakai, Karim Haggui (Gelbsperre) sowie Lars Stindl (Syndemoseverletzung) rutschten Steven Cherundolo, Mario Eggimann und Jan Schlaudraff ins Team. Auch das Trainergespann Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski wechselte durch. Die zuletzt international spielenden Lomb (Tor), Carlinhos, Riedel, Kohr, Hegeler, Renato Augusto, Steffen und Junior Fernandes ersetzte das Duo durch Leno (Tor), Carvajal, Hosogai, Bender, Rolfes, Castro, Schürrle und Kießling. Für den verletzten Toprak (Rückenprobleme) stand Friedrich von Beginn an auf dem Platz.

Leverkusen in Führung, Hannover gleicht aus
Auf dem Papier verhieß das Aufeinandertreffen nichts Gutes für die Slomka-Elf. Die Rheinländer hatten zuletzt nur eine von zwölf Bundesliga-Begegnungen verloren, zudem sah die Bilanz der Roten gegen die Werkself alles andere als rosig aus. Nur eines der vergangenen zehn Spiele gegen Leverkusen konnten die 96er für sich entscheiden. Mehr schlecht als recht also vor Beginn der Partie. Kurz nach Anpfiff von Schiedsrichter Tobias Welz schien das fußballerische Schicksal gleich seinen Lauf zu nehmen. Es waren gerade mal zwei Minuten gespielt, als Andre Schürrle über links den Ball auf seinen im Sechzehner postierten Teamkollegen Bender vorlegte, der wiederum Castro bediente. Der bedankte sich prompt bei seinen Mitspielern mit der 1:0-Führung. Auf der Gegenseite hatte Sergio da Silva Pinto kurz darauf die Möglichkeit zum Ausgleich. Sein Freistoß aus gut 20 Metern parierte 04-Torhüter Bernd Leno zur Ecke (6.). Schürrles nächster Versuch strich dann über die Querlatte (16.). Leverkusen machte zwar in dieser Phase das Spiel, 96 hingegen den Ausgleich. Manuel Friedrich holte Szabolcs Huszti im Strafraum unsanft von den Beinen, Referee Welz fackelte nicht lange und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Huszti trat entgegen aller Fußballerweisheiten selbst an und verwandelte passend zu den Außentemperaturen eiskalt zum 1:1-Ausgleich (20.). Auf dem wetterbedingt in Mitleidenschaft gezogenen Rasen folgte anschließend eine ausgeglichene Begegnung ohne spielerische Höhepunkte. Schürrles erneuter Distanzschuss bewahrte Zieler allerdings nur vor dem Kaltwerden (28.). Schalteten die 96er in den Vorwärtsgang fehlte des Öfteren der letzte, zielgerichtete Pass in die Spitze, um mögliche Torchancen in Treffer umzumünzen. Konstantin Rausch probierte es volley aus gut 20 Metern, der Schuss rutschte ihm allerdings über den Schlappen – keine Gefahr also für Leno (35.). Im Sprintduell auf der rechten Seite gewann darauf zwar Mame Diouf gegen Hajime Hosogai, allerdings hatte sich der Senegalese den Ball zu weit vorgelegt, Leno sicherte die Kugel, bevor der hannoversche Goalgetter in die richtige Schussposition kam. Kurzum: Die erste Hälfte passte sich den nicht zum Besten bestellten Bodenverhältnissen an, spielerische Akzente blieben Mangelware. Beide Mannschaften hielten sich, was die Offensivbemühungen betraf, eher bedeckt, nutzen nur zeitweise Vorstöße, um in die Nähe des jeweiligen gegnerischen Strafraumes oder in den selbigen zu gelangen – Leverkusen dabei einen Tick mehr als die Heimmannschaft. Das von Schürrle erzielte Tor kurz vor Ende der ersten 45 Minuten gab der Unparteiische aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht (43.). Mit einem durchaus leistungsgerechten 1:1-Unentschieden verabschiedeten sich die Konkurrenten in die Kabinen.


Szabolcs Huszti war der Mann des Tages: Zwei Assists und zwei verwandelte Elfmeter verbuchte der Ungar auf seinem Konto.

Rasant und unerwartet: die zweite Hälfte
Unverändert in zweierlei Hinsicht begann die zweite Hälfte. Keine Wechsel und gleiche Spielweise auf beiden Seiten. Allerdings nur fünf Minuten. Danach war nichts mehr wie es war. Das Spiel nahm schlagartig an Fahrt auf, beide Teams versuchten mit direktem Spiel schnellstmöglich die Unwägbarkeiten auf dem Geläuf zu überbrücken. 96 gelang dies besser, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Schlaudraff setze sich auf der rechten Außenbahn durch und passte gefühlvoll auf den hereinlaufenden Mame Diouf, der zur 2:1-Führung einnickte (57.). Keine 60 Sekunden später folgte die Ernüchterung. Fast identisch zum gerade vorgetragenen Angriff der 96er gelang den Leverkusenern der 2:2-Ausgleichstreffer. Bender über rechts, Kießling per Kopf (58.). Die Gegentore setzten auf beiden Seiten ungeahnte Kräfte frei, fortan erwachte die Spielfreude auf dem Grün, sprich: Beide hatten Gefallen am Einnetzten gefunden.


Torvorbereiter und flinker Flitzer auf der rechten Außenbahn: Jan Schlaudraff

Huszti macht den Heimdreier perfekt
Diouf brachte zunächst Leno in Arbeit (61.), bis in der 69. Minute den Rheinländern ein Dejavue ereilte. Wieder war Huszti flott im 04er-Strafraum unterwegs, wieder wurde er von einem Leverkusener regelwidrig gelegt. Diesmal ereilte Reinartz das Schicksal, der den Ungarn zu Fall brachte und einen erneuten Elfmeter verursachte. Huszti verwandelte auch diesen abgezockt – 3:2-Führung für die Roten. Die Rheinländer probierten weiter, ihr Spiel aufzuziehen, hatten die Rechnung aber ohne die Hausherren gemacht. Immer wieder zog Schlaudraff über rechts von dannen, sorgte mit seinen Flanken für Gefahr vorm gegnerischen Gehäuse. Zunächst verzog er die Kugel übers rechte Toreck (75.), dann passte der gut aufgelegte Kreativdirektor auf Ya Konan, der allerdings den Kopf nicht zeitig hinter den Ball bekam und den Ball über die Querlatte setzte (77.). Die 96er verteidigten ihre Führung mit Mann und Maus, zogen sich bei Angriffen der Gäste komplett in die eigene Hälfte zurück, um jegliche Angriffsbemühungen der Werkself möglichst effektiv zu unterbinden. Der Tabellenzweite ließ nicht locker, war stets bemüht, noch einen Punkt aus der AWD-Arena zu entführen. Schürrle, der am Auffälligsten spielende Leverkusener an diesem Tag, vergab zunächst einen Freistoß (83.), bevor sich seine Mannen mit hitzigem Gemüt an den willensstarken 96ern die Zähne ausbissen – vergebens.

Geschenk zum 100.
Der ewige Zweite konnte den fünften Heimsieg der Roten in dieser Saison nicht mehr verhindern. Mit einem Dreier im heimischen Wohnzimmer machte die Mannschaft Mirko Slomka das wohl schönste Geschenk zum 100. Bundesligaspiel ihres Trainers für Schwarz-weiß-grün. Außerdem rutschen die Roten mit dem Sieg auf Rang zehn in der Tabelle und verpassend gleichzeitig der unansehnlichen Statistik eine Schönheitskorrektur.
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Statistik:

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, C. Schulz, Rausch - Schmiedebach, da Silva Pinto - Ya Konan (87. Sobiech), Schlaudraff (80. Chahed), Huszti (90+3 Pander) - M. Diouf

Bayer 04 Leverkusen: Leno - Carvajal, M. Friedrich (65. Sam, Junior Fernandez, 71.), Wollscheid, Hosogai - Reinartz - L. Bender, Rolfes (71. Hegeler) - Castro, Schürrle - Kießling

Tore: 0:1 Castro (2.), 1:1 Hustzi (20./FE), 2:1 Diouf (57.), 2:2 Kießling (58.), 3:2 Huszti (69./FE)

Gelbe Karten: - / Castro, Reinartz, Carvajal

Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiebaden)

Zuschauer: 45.800

Fotos: deisterpics
hannover96.de