Gegen jede Widrigkeit

Hannover 96 empfängt im letzten Heimspiel des Jahres am Sonntag, 17.30 Uhr, Bayer 04 Leverkusen. Die Roten wollen dabei den jüngsten Erfolg in der Europa League nutzen, um den Höhenflug der Werkself zu stoppen.

Bayer Leverkusen ist das Team der Stunde
Hannover 96 ist nach dem tollen Auftritt in der Europa League bei UD Levante, bei dem die Roten am Donnerstag mit einem 2:2-Unentschieden den Gruppensieg perfekt machten, nun wieder in der Bundesliga gefragt. Am kommenden Sonntag ist Bayer 04 Leverkusen zu Gast in der AWD-Arena. Die Werkself vom Trainerduo Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä ist in der deutschen Fußballoberhaus derzeit das Team der Stunde. Die Mannschaft konnte zuletzt erstmals seit eineinhalb Jahren wieder vier Siege in Serie verbuchen. Schalke 04 (2:0), die TSG 1899 Hoffenheim (1:2), Werder Bremen (1:4) sowie der 1.FC Nürnberg (1:0) bissen sich gegen die wieder erstarkten Leverkusener jüngst allesamt die Zähne aus. Nicht zuletzt dank dieser Siegesserie ist Bayer in der Tabelle bis auf Rang zwei vorgestoßen und avanciert damit mit acht Zählern Rückstand auf die Spitze zum Bayern-Jäger Nummer eins. Das Erfolgsrezept des "ewigen Zweiten" lautet dabei Konstanz. So schickten Lewandowksi und Hyypiä in den letzten vier Spielen jeweils die gleiche Startformation ins Rennen. Diese zahlte das Vertrauen prompt in Form von Siegen zurück. Allen voran Stefan Kießling, der seine Farben in dieser Saison bereits sechs Mal mit 1:0 in Führung brachte und damit so erfolgreich wie keiner andere Bundesligaprofi agierte, blüht unter dem neuen Trainergespann wieder auf und stellt berechtigte Ansprüche auf ein Comeback in der Nationalmannschaft.

Bayer will in der Erfolgsspur bleiben
Die Werkself ist also ins Rollen gekommen und hofft darauf, dass sie bei den Leinestädtern, passend zum Wintereinbruch, aus dem immer größer werdenden Schneeball langsam aber sicher einen Schneemann formen kann. Rein statistisch betrachtet kommt den Rheinländer der kommende Kontrahent aus Hannover dabei auf dem ersten Blick durchaus gelegen, um die Siegesserie fortzusetzen. Schließlich verlor die Werkself nur eines der vergangenen zehn Duelle gegen die Niedersachen. Ein altes Sprichwort lautet allerdings auch: "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast." Bei einem zweiten Blick auf die Zahlenspiele fällt nämlich auf, dass acht der 13 Leverkusener Gastspiele in Hannover mit einem Remis endeten. Zuletzt gab es die Punkteteilung sogar vier Mal in Folge. Eines scheint zumindest sicher: Auf einer verschneiten Stelle wollen die Leverkusener mit Sicherheit nicht treten. Deshalb reißt der Tabellenzweite auch in Vollbesetzung an. Lediglich die Langzeitverletzten Michal Kadlec (Innenbandverletzung) und Daniel Schwaab (Bänderriss Sprunggelenk) stehen der Werkself definitiv nicht zur Verfügung. Karim Bellarabi befindet sich währenddessen wieder im Aufbautraining (Schambeinentzündung). Ein Einsatz kommt für ihn aber wohl noch zu früh.


Auf dem Weg zum gegnerischen Tor nur schwer zu stoppen: "Moa" Abdellaoue

Dünne Personaldecke bei den Roten
Die Sorgenfalten auf der Stirn von 96-Cheftrainer Mirko Slomka, der im letzten Heimspiel des Jahres gegen Leverkusen sein 100. Bundesligaspiel als 96-Coach absolvieren wird, dürfte dagegen wesentlich größer sein. Neben den Langzeitverletzten Leon Andreasen (Kreuzbandriss) und Felipe (Hüft-OP), muss auch Innenverteidiger Karim Haggui (5. Gelbe Karte) passen. Zudem erhielten die Roten nach einer MRT-Untersuchung am Freitagvormittag die traurige Gewissheit, dass Lars Stindl im Spiel bei UD Levante eine Syndesmoseband-Verletzung im rechten Fuß erlitten hat. Der Mittelfeldmotor der 96er, der in der Bundesliga zuletzt einer der spielstärksten Akteure in seiner Elf war, muss sich einer Operation unterziehen und wird den Roten voraussichtlich mehrere Wochen fehlen. Trotz dieser Hiobsbotschaft wollen die Roten am Sonntag zurück in die Spur finden. "Gegen jede Widrigkeit" lautet dabei das Motto der 96er, die drei der letzten vier Spiele, darunter die 1:2-Niederlage bei Mainz 05 am vergangenen Spieltag, verloren haben.


Wird aller Voraussicht nach am kommenden Sonntag wieder als Innenverteidiger agieren: Christian Schulz

96 will Abwärtstrend stoppen
96-Cheftrainer Mirko Slomka hofft darauf, dass sein Team mit dem jüngsten Europa League-Erfolg im Rücken nun den Kopf aus der Schlinge ziehen kann und die Kehrtwende einläutet. "Einige Spieler sollten sich im Spiel gegen Levante Selbstvertrauen holen. Ich hoffe, dass wir viel Positives aus der Begegnung mitnehmen können", analysierte er nach dem Abpfiff. Die Tabellensituation spiegelt dabei die brenzlige Lage der 96er wider. Bei noch zwei verbleibenden Spielen in der Hinrunde liegen die Roten zwar nur drei Zähler hinter den "internationalen" Rängen, haben aber auch nur vier Punkte Vorsprung auf Wolfsburg, das auf Platz 15 steht. Die Roten wollen also unbedingt Boden gut machen, um sich auch für die kommende Europa League-Spielzeit zu qualifizieren. Schlussmann Ron-Robert Zieler verfolgt dabei eine Philosophie, mit der Hannover 96 auch schon in den letzten beiden Jahren hervorragend gefahren ist. "Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und wollen uns in der Bundesliga wieder verbessern. Dafür müssen wir die letzten zwei Bundesligaspiele gut gestalten und dann rutschen wir auch wieder nach vorne", so der 23-Jährige. Für das kommende Spiel gegen Leverkusen spekuliert Zieler dabei auf einen möglichen Vorteil: "Man wird sehen, ob der nicht ganz optimal zu bespielende Platz den Leverkusener zu schaffen macht. Wir haben uns daran bereits gewöhnt." Über einen Umstand ist sich der zuletzt bärenstarke Keeper aber ganz sicher – "Es ist immer Leben in unserer Mannschaft und wir werden hoch motiviert in das Spiel gehen!" Das sollen die Leverkusener am Sonntagabend in der AWD-Arena auch zu spüren bekommen.
th

So könnten beide Teams auflaufen:

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, Schulz, Rausch - Schlaudraff, Schmiedebach, da Silva Pinto, Huszti - Ya Konan, Diouf

Bayer 04 Leverkusen: Leno - Carvajal, Wollscheid, Toprak, Hasogai - Reinartz - L. Bender, Rolfes - Castro, Schürrle - Kießling