TV-Duell Clinton gegen Trump
Die Nerven liegen blank

Dieses TV-Duell könnte die US-Wahl entscheiden: 90 Minuten lang streiten Hillary Clinton und Donald Trump am Montagabend zur besten Sendezeit. Welcher Druck auf ihnen lastet, zeigt sich in den Stunden zuvor.


Von Patricia Dreyer, Washington



Hillary Clinton und Donald Trump liegen in Umfragen quasi gleichauf, ihre Performance beim TV-Duell am Montagabend könnte die bislang noch unentschlossenen Wähler in die eine oder andere Richtung lenken. So eng ist das Rennen, dass buchstäblich jede Stimme zählt.
Wie bereiten sich die beiden Kontrahenten auf die 90-minütige Debatte vor? Das ist eine der meist diskutierten Fragen im Vorfeld dieses Showdowns.
Doch beide Teams halten ziemlich diszipliniert dicht - keines der beiden Lager will der Gegenseite Einblick in die eigene Taktik gewähren. Wenn man doch etwas durchsickern lässt, dann vor allem, um den Gegner noch nervöser zu machen.

Schwer ist das nicht, die Nerven liegen blank.

So hatte das Clinton-Lager angekündigt, einen von Trumps Erzfeinden ins Publikum einzuladen, den Milliardär Mark Cuban - dies sicher auch in der Hoffnung, Trumps berüchtigte kurze Lunte entzünden zu können.
Und Trump reagierte: Wenn Cuban für Clinton im Publikum säße, dann werde er seinerseits eben Gennifer Flowers einladen.
Flowers ist eine frühere Geliebte Bill Clintons, das ist schon pikant genug. Die langjährige Affäre der beiden, die er zunächst bestritt, kam ans Licht, als er sich 1992 erstmals um die US-Präsidentschaft bewarb. Viel wichtiger aber: Hillary Clintons Entscheidung, sich - obgleich von ihrem Ehemann hintergangen, ja gedemütigt - mit ihm zu solidarisieren, gilt für viele Amerikaner als ihr Sündenfall. Damals, so die Lesart ihrer Gegner, habe Hillary Clinton ihre Menschlichkeit dem politischen Kalkül geopfert.
All das wollte Trump seiner Kontrahentin also noch einmal unter die Nase reiben, als er Flowers ins Spiel brachte.
Doch am Ende war das nur eine leere Drohung, Flowers kommt nicht. "Er wollte nur zeigen, dass er bestens kontern kann", warnte Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway. Es ist wie beim Pokern: Jeder reizt sein Blatt voll aus.


Wie sich Trump vorbereitet:

- Tiefstapeln: Je mehr das Trump-Team im Vorfeld die Handicaps des eigenen Kandidaten betont (er hat noch nie zuvor 90 Minuten lang hoch konzentriert auf Sachfragen antworten müssen), umso besser lassen sich hinterher reine Selbstverständlichkeiten (wie zum Beispiel: "Er hat kein Schimpfwort benutzt") als Erfolg herausstreichen.
- Clintons Ticks studieren: Trumps Debattentrainer bringen ihm offenbar bei, auf bestimmte Formulierungen und Gesten zu achten, die Clinton einsetzt, wenn ihr Fragen unangenehm sind. Das wäre dann während des Duells sein Signal, um nachzuhaken.
- Nicht mit Doppelgängerin üben: Trump gilt als notorisch undiszipliniert, er lernt auch keine Fakten auswendig. Er entschuldigt das damit, dass er sonst seine Spontaneität verlöre: "Das kann gefährlich sein." Auch das Probe-Sparring mit einer Clinton-Doppelgängerin lehnt er deshalb ab.

Wie sich Clinton vorbereitet:

- Selbstvertrauen tanken in Chappaqua: Clinton hat sich mit ihrem Team in ihrem Landhaus nahe New York verschanzt. Vor Debatten fühlt sie sich sicher, wenn sie gut Bescheid weiß. Deshalb hilft es ihr, Fakten zu pauken. Trotz all ihrer Detailkenntnis soll sie aber nicht zu trocken rüberkommen. Besser, das riet ihr kürzlich Präsident Obama: Erklär den Leuten, was dich antreibt, Politik zu machen.
- Trump-Auskenner befragen: Wie reizt man Trump? Wie bringt man ihn dazu, die Fassung zu verlieren, den Rüpel rauszulassen? Clintons Team soll sich Rat geholt haben bei Trumps früherem Ghostwriter Tony Schwartz.
- Mit Doppelgänger üben: Das schönste Gerücht im Vorfeld der Debatte war sicherlich, Clintons Team habe das Hollywood-Raubein Alec Baldwin engagiert, um Trump zu verkörpern. Wahrscheinlicher ist, dass ihr langjähriger Mitarbeiter Philippe Reines in die Rolle Trumps schlüpfte. Vorteil: Reines kennt Clintons Schwächen genau und traut sich auch, diese wunden Punkte auszuloten.

Das TV-Duell beginnt um 3 Uhr morgens deutscher Zeit. SPIEGEL ONLINE zeigt die Debatte im Livestream und kommentiert sie im Newsblog.


Quelle: spiegel.de


Da bin ich mal gespannt, auch wenn ich es mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nicht live anschauen werde, 3 Uhr ist dann schon etwas spät wink


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt (1769 - 1859)