25.02.2016 | 21:06 Uhr
NP Anstoss
Hannover 96: Keiner will nach Sandhausen
Die Stimmung ist gedrückt bei 96. Aber noch nicht hoffnungslos. Den Fans stößt die Situation gehörig auf - doch nur zusammen ist der Klassenerhalt drin, da waren sich die Experten gestern beim NP-Talk in der Kult-Kneipe „Nordkurve“ einig.

Hannover. Der Druck auf die Profis von 96 ist enorm. Das lähmt, weiß Vereinsikone Dieter Schatzschneider. Gefragt sind jetzt auch die Fans: „Wir können die Spieler nicht bei jedem Fehler auspfeifen. Wir müssen begreifen, dass es nur miteinander geht.“ Denn beim Gewinnen gehe es eben auch um Psychologie und Selbstvertrauen. „Die Spieler können hundertmal trainieren, hundert verschiedene Systeme ausprobieren. Die wichtigste Frage ist, wie man ihnen die Angst nehmen kann vorm Fehlpass und vor Pfiffen der Zuschauer“, betonte Schatzschneider. Sein Appell: „Auch wenn die Spieler Fehler machen, will ich Applaus von den Fans hören“, so Schatzschneider.

Ob Zusammenrücken für den Klassenerhalt reicht? Karsten Surmann, Aufstiegsheld von 1985 und Kapitän der 96-Sensationspokalsieger 1992, hat Zweifel: „Wir gehören zu den schwächsten Teams in der Bundesliga. Nicht nur vom Einsatz her, sondern auch von der Spielkultur.“ Das sei bei der Niederlage gegen Augsburg am Sonntag einmal mehr ganz deutlich geworden: „So geht Abstiegskampf gar nicht. Man kann auch mal schlecht spielen, aber so ein Spiel muss man anders angehen. Die müssen auch mal laufen, bis sie nicht mehr können.“

Das Augsburg-Spiel war auch für Schatzschneider nur schwer mit anzusehen: „Für alle, die 96 ein bisschen gern haben oder lieben, war es harter Tobak. Man sieht deutlich die Verunsicherung der Spieler.“ Vielleicht auch, weil „auf dem Platz der Leader fehlt, der auch mal Mut hat“, vermutet Schatzschneider.

Nicht das einzige Problem bei 96. Verbesserungsbedarf sieht Surmann nicht nur bei der Mannschaft, sondern auch im Management: „Der Verein redet schon jetzt so viel von der zweiten Liga. Wie kann ich eine Mannschaft so motivieren? Das ist eine Katastrophe. Es sind noch 36 Punkte zu holen, es sind nur sechs bis zum Relegationsplatz. Das ist noch machbar.“

Arbeit, Arbeit, Arbeit also. Alte Tugenden. Die fordert auch der frühere 96-Torjäger Siegfried „Siggi“ Reich. „Im Abstiegskampf wird dir nichts geschenkt. Spucken, beißen, kratzen, treten und sich wehren, so kann man den Gegner unter Druck setzen. Und so erarbeitet man sich Selbstvertrauen.“

Egal wie, Aufgeben ist keine Option für 96. Bis zum Saisonende. „Solange etwas möglich ist, sind die Spieler absolut in der Pflicht“, unterstrich Schatzschneider, „ich will nicht nach Sandhausen, was wollen wir da?“


Quelle: www.neuepresse.de