Hannovers Geschäftsführer fühlt sich nicht angezählt
Stendel hat "Bock" - Bader reagiert auf Kind-Kritik

Ohne Erfahrung und ohne Vorkenntnisse, aber auch ohne Furcht geht Hannovers neuer Trainer Daniel Stendel seinen Job an. Einen, der auf sechs Spiele begrenzt bleiben soll, wie Martin Bader ausdrücklich klarstellt. Der Geschäftsführer selbst fühlt sich nicht angezählt - trotz der jüngsten Kritik von Martin Kind.


Das Medienaufkommen war nicht ganz so groß wie bei der Präsentation seines gescheiterten Vorgängers Thomas Schaaf, die Stimmung weitaus gedrückter, der Ton nicht mehr von übermäßigem Optimismus geprägt. Am Montagmittag stellte Hannover 96 seinen Trainer Nummer drei in dieser Saison vor. Mit Daniel Stendel, der bisher die U 19 des Klubs auf Rang sechs der Junioren-Bundesliga und ins DFB-Pokalfinale führte, gehen die Niedersachsen auf die Zielgerade einer für sie völlig verkorksten Saison.

Ex-Profi Stendel (sieben Bundesligaspiele für den HSV, 89 für Hannover zwischen 1996 und 2006) machte sogleich deutlich, dass Hannover 96, mit dem der 42-Jährige 2002 als Spieler in die Bundesliga aufstieg, "mehr als nur ein Verein" für ihn sei und er seine Mission offenbar auch als eine Herzensangelegenheit empfindet. "Es war in den letzten Wochen sehr hart zu sehen, wie es läuft. Einerseits ist das nun eine Chance für mich, andererseits aber auch ein Zeichen, den Verantwortlichen zu helfen und die Verantwortung anzunehmen. Ich habe Bock darauf, Hannover wieder in positivere Schlagzeilen zu führen."

Wenn noch was möglich ist, dann gerne...
Daniel Stendel über die Tabellensituation

Besagte Chance, sich auf großer Bühne als Trainer zu zeigen, soll auf die verbleibenden sechs Punktspiele begrenzt bleiben. Geschäftsführer Sport Martin Bader: "Wir haben ganz klar formuliert, dass wir Daniel gerne bis zum Saisonende in der Verantwortung haben möchten. Parallel machen wir uns Gedanken darüber, wer Cheftrainer in der neuen Saison sein wird. Angelegt ist es so, dass Daniel dann seine erfolgreiche Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum fortsetzt."
Direkten Kontakt zu den Spielern hat Stendel erst seit Montag

Wie geht Hannovers neuer Trainer seine Aufgabe an, was wird er anders machen? Bisher sah Stendel zwar oft die Spiele der Bundesligamannschaft, direkter Kontakt zu den Spielern aber besteht erst seit der ersten Trainingseinheit am Montagnachmittag. Gemeinsam mit dem verbliebenen Co-Trainer Christoph Dabrowski, Torwarttrainer Jörg Sievers und Athletikcoach Timo Rosenberg muss er nun bis zum Spiel am Freitagabend bei Hertha BSC eine wettbewerbsfähige Elf finden.

Oberstes Ziel ist es, sich als designierter Absteiger würdig aus der höchsten Klasse zu verabschieden. "Wir versuchen, eine Mannschaft auf den Platz zu bringen, die mit Mut, Leidenschaft, mit Herz spielt. So sehe auch ich mich als Mensch und als Trainer. Es geht darum, die Ärmel aufzukrempeln und sich durchzubeißen." Punkte, Siege, erst recht der nur noch theoretisch mögliche Klassenerhalt oder zumindest die Relegation spielten für ihn erst in zweiter Linie eine Rolle, aber: "Wenn noch was möglich ist, dann gerne..."
Sarenren-Bazee rückt fest in den Profikader auf

Personell gibt es vorerst nur kleinere Veränderungen: Nachwuchs-Offensivspieler Noah-Joel Sarenren-Bazee, ohnehin jüngst mit einem Profivertrag ausgestattet, wird fest in den Kader aufgenommen. Womöglich werde auch ein weiterer Co-Trainer eingestellt, ließ Martin Bader wissen.
Bader über Kind-Kritik: "Ich werte das, was mir direkt gesagt wird"

Der Geschäftsführer selbst hatte rund um den Trainerwechsel und seine Transferpolitik ebenfalls Kritik einstecken müssen, von oberster Stelle. "Wir hatten alle Chancen im Winter, haben sechs Spieler verpflichtet und viel Geld in die Hand genommen", hatte Klubboss Martin Kind bemängelt, "wir hatten einen Punkt Rückstand, jetzt sind es zehn." Angezählt fühle er sich nicht, betonte Bader nun mit Verweis auf einen anderen Tenor in seinen internen Gesprächen mit Kind rund um die Neuorientierung auf dem Trainerposten: "Ich werte das, was mir direkt gesagt wird. Es gab keine kritischen Worte, wir haben uns der Sachthemen angenommen, alles andere war kein Thema."


Quelle: www.kicker.de