Der große Loriot ist tot

Berlin/Ammerland (dpa) - Loriot ist tot. Deutschlands berühmtester Humorist, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, starb am Montag mit 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See, wie der Diogenes Verlag mitteilte. Loriot sei zu Hause «sanft entschlafen», sagte Diogenes-Sprecherin Ruth Geiger.

Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär - etwa der Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous oder der Cartoon «Herren im Bad» («Die Ente bleibt draußen»). Auch seine beiden Kinofilme «Ödipussi» und «Pappa ante portas» begeisterten Millionen Menschen.

Die Familie habe den Schweizer Diogenes-Verlag gebeten, die Öffentlichkeit zu informieren, sagte Verlagssprecherin Geiger. Eine ergänzende Stellungnahme der Angehörigen sei nicht geplant. «Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt», sagte die Verlagssprecherin. Der Termin wurde von Geiger nicht genannt. «Die Familie möchte dies nicht.»

Loriot wurde zunächst mit Knollennasenmännchen in Zeitschriften-Cartoons bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche, etwa in der ARD-Serie «Loriot I-VI» in den 70er Jahren, hinzu. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner bereits 2007 gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.

Loriot schrieb legendäre Dialoge von Männern und Frauen, die seiner schlitzohrigen Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen, etwa über das weich- oder hartgekochte Frühstücksei. Außerdem machte er den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte unsterblich: Erwin Lindemann (vom Schauspieler Heinz Meier dargestellt), der «seit 66 Jahren» Rentner ist und vor einem Fernsehteam völlig verwirrt seinen Plan verkündet, mit seiner Tochter und dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen.

Populär wurde auch das Zeichentrickpärchen Wum und Wendelin in der Fernsehshow «Der große Preis» mit Wim Thoelke. Auch im Kino hatte Loriot, der als Künstlername die französische Bezeichnung für das Wappentier der Familie Bülow (Pirol = loriot) wählte, großen Erfolg. Sein Kinodebüt «Ödipussi» (1988) zählt zu den meistgesehenen Kinofilmen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem 1991 die grandiose Rentner-Posse «Pappa ante portas» folgte. Seine gesammelten Werke als Zeichner und Humorist erschienen im Diogenes Verlag (Zürich).

Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, die Goldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Loriot war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammenden Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den «Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung» oder «Deutschlands komischste Figur».

Zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2008 war im Berliner Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz die bis dahin umfassendste Loriot-Retrospektive zu sehen.