Otto Sander ist tot


Abschied von einem großen Charakterdarsteller: Der Schauspieler Otto Sander ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 72 Jahren. Bundespräsident Joachim Gauck würdigte ihn als einen der "glaubwürdigsten und populärsten Schauspieler unserer Zeit".

Er war einer der markantesten Darsteller des Landes. Am Donnerstag ist der Schauspieler Otto Sander im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben. Das teilte die Künstleragentur Meistersinger im Namen seiner Familie mit. Der 1941 in Hannover geborene Sander galt als einer der großen Darsteller des deutschsprachigen Theaters. Mit seiner sonoren Stimme schuf er sich auch einen Ruf als Sprecher.

Er arbeitete mit bekannten Regisseuren wie Peter Stein, Robert Wilson und Klaus Michael Grüber zusammen und gehörte von 1970 bis 1979 dem Ensemble der Berliner Schaubühne an. Dort war er zumeist in Vaterrollen zu sehen. So war er der Trollkönig in Ibsens "Peer Gynt" (1971), der Obrist Kottwitz in Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" und feierte einen großen Erfolg als Ingenieur Suslow in Steins Inszenierung von Gorkis "Sommergäste" (1975).

In einem Interview sagte Sander zu seiner Motivation, Schauspieler zu werden: "Das, was in meinem Kopf vorgeht, wollte ich gerne ausdrücken. Im wahrsten Sinne des Wortes, also wirklich rausdrücken!" Dafür studierte er Theaterwissenschaften, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. "Denn mein Vater hat gesagt, wenn es nichts wird mit der Schauspielerei, das ist so ein brotloser Beruf, dann könntest du immer noch Deutschlehrer werden."

Gleichzeitig nahm der in Peine bei Hannover aufgewachsene Sander Schauspielunterricht an der Otto-Falckenberg-Schule. Sein Bühnendebüt gab er 1966 an den Düsseldorfer Kammerspielen. 1968 wechselte er an die Freie Volksbühne in Berlin. Nach Meinung der "Frankfurter Allgemeinen" war der Stiefvater von Meret und Ben Becker wie wenige seiner Kollegen in den siebziger Jahren zu einem "notorischen Schauspieler" avanciert, der glaubhaft "die Prügelknaben im Lustspiel, die Drahtzieher in der Tragödie und die Katastrophenkinder im bürgerlichen Trauerspiel" herüberbringen konnte.

"Dass man mich in Erinnerung behält"

Dem Fernsehpublikum wurde er unter anderem als Streckenwärter Lansky die ARD-Krimireihe "Polizeiruf 110" bekannt. Dort stand er auch mehrfach mit seinem Stiefsohn vor der Kamera.

Auch im Kino war Sander ein gefragter Darsteller: Zu seinen bekannten Rollen gehört die des ewig betrunkenen Trompeters Meyn in Volker Schlöndorffs mit dem Oscar ausgezeichneter Grass-Verfilmung "Die Blechtrommel". Durch die Darstellung des Ritterkreuzträgers Thomsen in Wolfgang Petersens "Das Boot" wurde er als Filmschauspieler international bekannt. Als Engel Cassiel war Otto Sander in Wim Wenders' "Der Himmel über Berlin" zu sehen.

In dem Interview entgnete Sander, der schon seit mehreren Jahren an Krebs litt, vor knapp zwei Jahren auf die Frage, was er der Welt hinterlassen wolle: "Dass man mich in Erinnerung behält. (...) Gerne auch, dass man das noch lange toll findet."

Reaktionen auf den Tod des Schauspielers gab es zahlreich. In einem Beileidstelegramm an die Witwe Monika Hansen schrieb Präsident Joachim Gauck: "Ich erinnere mich an Otto Sander als einen der glaubwürdigsten und populärsten Schauspieler unserer Zeit. In vielen Rollen im Film, Fernsehen und im Theater hat er uns in seiner wundervollen Art Schwächen und Stärken des Menschen vor Augen geführt - mit großer Intensität und in unverwechselbarer Art und Weise."

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärte, die Stadt habe eine große künstlerische Persönlichkeit und eine unvergessliche Sprechstimme verloren.

vks/dpa