Alex Vertrag wurde aufgelöst

Fenerbahce und Alex De Souza gehen ab sofort getrennte Wege. Der Vertrag des Brasilianers ist heute in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst worden. Dies gab Alex per Twitter bekannt und sagte zu seinem Abschied: „Ich habe meinen Vertrag mit Fenerbahce aufgelöst. Es war eine schmerzhafte Unterschrift für mich. Fenerbahce hat einen Spieler verloren, aber einen Fan gewonnen. Danke für alles.“ Von Vereinsseite wurden diese Aussagen per Börsenmitteilung bestätigt. Zu der endgültigen Trennung ist es nach dem Treffen zwischen Alex und Fenerbahce-Präsident Aziz Yildirim gekommen, nachdem der Brasilianer heute Vormittag von Trainer und Sportdirektor Aykut Kocaman von der Suspendierung unterrichtet worden war. Es ist ein trauriger Abgang für eine Vereinslegende. Kein Spieler hat die letzten zehn Jahre so sehr geprägt, wie der mittlerweile 35-jährige Spielmacher.

Die Chronologie der Trennung

Dass Alex und Aykut Kocaman nicht mehr beste Freunde würden war klar. Doch eine Trennung war erst frühestens in der Winterpause erwartet worden. Die Ereignisse im Spiel gegen Kasimpasa haben das Faß jedoch früher als gedacht zum Überlaufen gebracht, so dass eine weitere Zusammenarbeit offensichtlich nicht mehr möglich war. Alex war im Spiel gegen Kasimpasa nach 45 Minuten ausgewechselt worden. Der Kapitän kehrte nach seiner Auswechslung nicht wie üblich zur Mannschaftsbank zurück, sondern nahm Platz auf der Tribüne. Heute Morgen war dem Brasilianer mitgeteilt worden, dass er suspendiert worden ist. Daraufhin verabschiedete sich Alex von seinen Mannschaftskameraden und den Mitarbeitern auf dem Vereinsgelände.

Eine von Beginn an problematische Beziehung mit Aykut Kocaman

Die Trennung ist nicht das Ergebnis einer überraschenden Entwicklung. Die problematische Beziehung zwischen Aykut Kocaman und Alex De Souza hat seine Anfänge im Jahr 2010. Seit Amtsantritt von Aykut Kocaman war die Beziehung zwischen Alex De Souza und dem Trainer von Beginn an von Spannungen geprägt, denn die erste Amtshandlung des damals neuen Trainers war der Versuch eines 4-3-3-Systems ohne den Kapitän Alex, der bis dato jahrelang der uneingeschränkte Leistungsträger und Kopf der Mannschaft war. Der Versuch des Trainers scheiterte kläglich. Fenerbahce spielte eine schlechte Hinrunde. In der Liga hatte man bereits neun Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Im Europapokal war man kläglich an Young Boys Bern und PAOK Saloniki gescheitert. Die Mannschaft und auch die Fans waren verunsichert.

Kocaman hatte zum Ende der Hinrunde begriffen, dass sein Vorhaben gescheitert war, so dass er notgedrungen wieder auf Alex baute und zum altbewährten 4-5-1-System mit Alex als Kopf der Mannschaft zurückkehrte. Alex zahlte es auf Anhieb mit Toren und Torvorlagen zurück. Das Tief war aber vorerst dennoch nicht überwunden. Kurz nach der Winterpause war der absolute Negativhöhepunkt erreicht, als Fenerbahce in der Gruppenphase des türkischen Pokals nach einer Niederlage gegen den Drittligisten Yeni Malatyaspor ausgeschieden war. Kocaman bot seinen Rücktritt an. Die Mannschaft, allen voran die türkischen Spieler in der Mannschaft baten den Trainer diese Entscheidung zu revidieren. Kocaman ließ sich von seiner Entscheidung abbringen und blieb Trainer.

Daraufhin kam die Wende. Die Mannschaft spielte eine historische Rückrunde. Alex De Souza bewies dabei einmal mehr, welch begnadeter Fußballer er ist und führte die Mannschaft mit 28 Toren und 17 Torvorlagen zur Meisterschaft. Die Alex-Festspiele hatten am 33.Spieltag ihren Höhepunkt erreicht, als der Brasilianer beim 6:0 über Ankaragücü gleich fünf Tore in einem Spiel erzielte. Somit hatte der Kapitän beim ersten Titelgewinn von Kocaman als Trainer einen Bärenanteil. Auch beim zweiten Titelgewinn von Kocaman hatte Alex die führende Rolle. Beim Pokalsieg in der vergangenen Saison war Alex wieder der entscheidende Mann auf dem Platz. Im Finale steuerte er beim 4:0 über Bursaspor ein Tor und drei Torvorlagen bei, war somit an allen Treffern direkt beteiligt.
Zu Beginn dieser Saison rissen jedoch alte Wunden auf, nachdem Aykut Kocaman in der Vorbereitung ankündigte, dass Alex nicht mehr gesetzt ist und in diese Saison eine Übergangssaison für die Zeit nach Alex de Souza sei. Als der Trainer dann Alex mitteilte, dass er im so wichtigen Champions-League-Qualifikationshinspiel gegen Spartak Moskau nur auf der Bank sitzen werde, war das Tischtuch endgültig zerschnitten. Alex twitterte, dass der Grund für seine Degradierung die Eifersucht des Trainers sei. Daraufhin musste der Brasilianer zum Rapport beim Präsidenten. Im Gespräch mit dem Kapitän verdeutlichte Präsident Yildirim, dass Alex sich zusammenzureißen habe und es inakzeptabel sei, dass öffentlich gegen den Trainer geschossen wird.

Zuletzt trügerischer Frieden

Es schien so, als ob die Krise vorerst überwunden wäre, da Alex öffentlich erklärte, dass er die Entscheidungen des Trainers respektiere und sich an die Regeln des Vereins halten werde. Bei der offiziellen Einweihung der Statue von Alex – eine Aktion, die von den Fenerbahce-Fangruppen initiiert wurde – war überraschend auch Aykut Kocaman gekommen, um dem Kapitän bei der Einweihung die Ehre zu erweisen. Schon damals hörte sich die emotionale Rede des Kapitäns bei der Zeremonie jedoch stark nach einer Abschiedsrede an.

Die Ära „Alex“ ist nun offiziell vorbei. Was bleibt? Mit Sicherheit die Erinnerung an große Erfolge und Momente mit dem genialen Brasilianer. In acht Jahren hatte Alex dem türkischen Fußball seinen Stempel aufgedrückt und Rekord um Rekord gebrochen. Einen Platz in den Geschichtsbüchern des Vereins und des türkischen Fußballs hat er sicher.

Er ist der erste ausländische Torschützenkönig bei Fenerbahce. Der erste Ausländer im türkischen Fußball, der es zweimal zum Torschützenkönig der Süper Lig brachte. Der erfolgreichste ausländische Torschütze und Torvorlagengeber in der Geschichte der Süper Lig. Auch ist der Brasilianer der bislang einzige ausländische Spieler, der das Kunstwerk vollbracht hat fünf Tore in einem Spiel zu erzielen. Mit Fenerbahce konnte der Spielmacher dreimal die Meisterschaft, einmal den türkischen Pokal und zweimal den Supercup gewinnen. Unvergessen ist auch der Viertelfinal-Erfolg in der Champions League in der Saison 2007/08, wo Alex auch den inoffiziellen Titel des Topvorlagengebers in der Königsklasse gewann. Unvergessen sind auch etliche Derbys, die der Brasilianer praktisch im Alleingang entschied. Acht Jahre, 381 Spiele, 190 Tore und 159 Torvorlagen sprechen für sich.

So hatte er sich in die Herzen von Millionen Fenerbahce-Fans gespielt und längst den Respekt der rivalisierenden Fans gewonnen. Eine Legende verlässt die türkische Fußball-Bühne. Ein Abtritt, der hätte schöner sein können. Ein schönerer Abtritt, den Alex mit Sicherheit verdient hatte. Auf Wiedersehen Alex De Souza!
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transfermarkt.de


Zitat Atatürk: "Friede im Lande, Friede auf der Welt"