Quelle: www.werder.de

Kreiszeitung 18.05.2009

Welches Spiel treibt Diego?

Brasilianer spricht im Wechselpoker jetzt von anderen Clubs / Vater der Drahtzieher

Von Arne Flügge

BREMEN (Eig. Ber.) Als seine Kollegen bereits in der Kabine waren, ging Diego noch einmal zu seinen Fans. Er verbeugte sich artig, winkte und verteilte Handküsschen. "Es war ein emotionaler Moment", räumte der Werder-Star später ein, "es ist ja wenig wahrscheinlich, dass ich in Bremen bleibe."

" Also hat sich Diego schon mal pro forma von den Anhängern im Weserstadion verabschiedet. "Am liebsten hätte ich das natürlich mit einem Tor getan", sagte der Brasilianer. Die Chance hatte er bei der 1:3-Pleite gegen Karlsruhe, doch Diego schoss in der 82. Minute über das Ziel hinaus. Was man im Nachhinehin durchaus als unfreiwilligen symbolischen Akt verstehen kann. Denn auch bei seinem Wechsel-Poker scheint der 24-Jährige mittlerweile zu weit zu gehen. Bisher hatte er nur von Juventus Turin geredet, jetzt brachte Diego auch noch weitere Vereine ins Gespräch. "Mit Juventus sind wir am weitesten. Es gibt aber noch ein paar andere Clubs", sagte der Mittelfeld-Star - und sorgte damit nicht nur bei den Journalisten für Verwirrung. Hatte er doch vor wenigen Tagen erklärt, mit Juve bereits klar zu sein.

Klaus Allofs ("Dazu kann ich nichts sagen") jedenfalls schmeckte die Aussage Diegos überhaupt nicht. Ohnehin ist der Werder-Sportchef aufgrund des ganzen Wechsel-Theaters derzeit ziemlich angefressen. Zunächst hatte der von Juventus Turin beauftragte Spielervermittler Giacomo Petralito Vertragsdatails öffentlich hinaus posaunt - und jetzt die Kehrtwende seines Spielers. Welches Spiel treibt Diego mit Werder? Oder besser: Welches Spiel treibt sein Vater und Berater Djair Cunha, der im Hintergrund die Strippen zieht - und seinen prominenten Sohn gern als Mittel zum Zweck vor die Mikrofone schickt? Dass Diego dieses Spielchen toleriert, macht Allofs verständlicherweise stocksauer. Denn: Da führen zwei angesehene europäische Clubs intensive und seriöse Verhandlungen über den Wechsel eines der derzeit begehrtesten Fußballers - und die werden immer wieder torpediert. Von einem - Vater hin, Vater her - nur auf Profit bedachten Berater. Denn 15 Prozent der Ablösesumme streicht Djair Cunha ein.

Und es hat den Anschein, dass Cunha, wenn es darum geht, möglichst viel Geld aus dem Deal zu bekommen, sich nicht im Entferntesten an Absprachen und Verträge hält. Wie sonst ist zu erklären, dass jetzt plötzlich andere Vereine ins Spiel gebracht werden, obwohl Diego laut Vermittler Petralito doch bereits bei Juve einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat? Das lässt nur den Schluss zu: Diego soll meistbietend verscherbelt werden, egal wohin. Zum ersten, zum zweiten, zum dritten - verkauft!

"Mein Ziel ist es, auf allerhöchstem Niveau und mit anderen Top-leuten zu spielen. Das hängt nicht von einem Verein oder einer Liga ab", räumte Diego ein und bestätigte damit quasi die Verhandlungspraktiken seines Clans. Bahn frei also auch wieder für den FC Bayern, der sich eigentlich bereits aus dem Interessentenkreis zurückgezogen hatte...

Wie lange Werder da mitspielt, bleibt abzuwarten. Heute wird Djair Cunha in Bremen erwartet. Ob Werder ihn allerdings empfängt, ist nicht mehr so sicher. Die Bremer sind sauer, zudem steht das UEFA-Cup-Finale am Mittwoch in Istanbul gegen Schachtjor Donezk auf dem Programm. Der Transferpoker dürfte also erst in ein paar Tagen zur Wiedervorlage kommen.

Diego jedenfalls reist morgen mit nach Istanbul. Er ist zwar im Finale gesperrt, "doch ich werde die Mannschaft auch so unterstützen, wo ich nur kann", versprach der 24-Jährige: "Und wenn wir den Cup holen, werde ich genauso mitfeiern, als wenn ich mitgespielt hätte." Zehn Tage später, im DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Leverkusen, will Diego dann die Saison "mit einem goldenen Schlüssel abschließen". Und dann endgültig zum Abschied winken...