Ein guter Anfang

Im ersten Testspiel der Saisonvorbereitung, dessen Erlöse der Robert-Enke-Stiftung zugute kommen, hat Hannover 96 in Barsinghausen vor 1.560 Zuschauern mit 4:2 (3:1) gewonnen. Für die Roten traf Jan Schlaudraff gleich doppelt, außerdem konnte sich Neuzugang Moritz Stoppelkamp neben dem wieder genesenen Mikael Forssell in die Torschützenliste eintragen.


Sommerfußball? Fehlanzeige
In Erwartung von typischem Sommerfußball sind wahrscheinlich viele der 1.560 Zuschauer ins August-Wenzel-Stadion nach Barsinghausen gekommen. Die eine Mannschaft noch ganz am Anfang der Saisonvorbereitung und die andere möglicherweise etwas geschlaucht zum Ende des Trainingslagers – Zauberfußball konnte man eigentlich nicht erwarten. Jedoch ist es im Fußball so eine Sache mit Erwartungen und Prognosen: Es gibt Spiele, in denen der Underdog gegen den haushohen Favoriten gewinnt, es gibt Spiele, die auf dem Papier Kracher und auf dem Platz Stimmungskiller sind und es gibt Freundschaftsspiele bei 30° C, die entgegen aller Vermutungen temporeich und schön anzusehen sind.

Die Roten mit starker erster Hälfte
Letzteres trifft zumindest auf die Darbietung der Roten in der ersten Halbzeit zu. Das personell mit neuen, alten und schon fast vergessenen Gesichtern aufgebotene Team von Chefcoach Mirko Slomka wirkte engagiert und motiviert. Es war der Mannschaft deutlich anzumerken, dass sie das Spiel für sich entscheiden wollte. So waren es besonders die Kombinationen von Mittelfeld gen Sturmspitze, die schön anzusehen waren und konsequenterweise zu diversen Großchancen sowie zwei "typischen Schlaudraff-Toren" (25., 31.) führten, wie Mirko Slomka nach Abpfiff lobend bemerkte. Dabei fielen auch die beiden Neuverpflichtungen Lars Stindl und Moritz Stoppelkamp immer wieder positiv auf.

Dass die Abwehrleistungen von Neuzugang Emanuel Pogatetz und 96-Eigengewächs Felix Burmeister indes nicht so sehr im Fokus standen, lag vor allem an den beschränkten Offensivbemühungen vom Europa League-Teilnehmer Wisla Krakow – es gab kaum Szenen, in denen sich die Beiden hätten auszeichnen können.


Auch Henryk Kasperczak, der Coach des Zweitplatzierten der ersten polnischen Liga, musste nach der Partie einräumen, dass die Roten in der ersten Spielhälfte ein deutliches Übergewicht im Mittelfeld hatten. Er sah aber auch, dass sich sein Team trotz des "harten zwölftägigen Trainingslagers" im zweiten Abschnitt steigern konnte.

Verflachte zweite Halbzeit - dennoch vier Treffer
Dennoch verflachte die Partie in den zweiten 45 Minuten ein wenig, auch wenn die Spielstatistik etwas anders anmuten mag: Vier Tore erzielten beide Mannschaften nach der Pause. Für die Roten trafen Moritz Stoppelkamp (51.) und Mikael Forssell (76.) per Foulelfmeter, nachdem Jungprofi Christopher Avevor im Straufraum getroffen wurde. Krakau kam durch eine höhere Energieleistung ebenfalls zu zwei Treffern (65., 86.). Mit der zweiten Halbzeit und den Gegentreffern , die durch "zu viele Ballverluste und mangelnde Zielstrebigkeit" begünstigt wurden, war Slomka im Gegensatz zu den ersten 45 Minuten "nicht so zufrieden". Dem Test insgesamt gab er aber die Note "Gut": "Es ist zwar ungewöhnlich, mit einem Freundschaftsspiel gegen so einen hochklassigen Gegner in die Vorbereitung zu starten. Für uns – insbesondere für die Spieler – lassen sich daraus aber gewinnbringende Erkenntnisse ableiten: Die Jungs sehen genau, wo sie noch Defizite haben und können so die Wochen der Saisonvorbereitung optimal nutzen, um diese abzustellen."

Die Roten haben einen guten Anfang gemacht. Er macht Hoffnung, dass er in einer guten Saison mündet.



Hannover 96: Fromlowitz (46. Miller)- Sofian (46. Avevor), Burmeister, Pogatetz, Schulz (C) - Schmiedebach, Stindl (46. Evseev), Rausch (46. Djakpa), Stoppelkamp - Schlaudraff (46. Forssell), Hanke

Wisla Krakow: Jovanic – Cikos, Kowalski, Cleber, Diaz (72. Bunoza) – Lobodzinski, Sobolewski (77. Maczynski), Gargula (46. Jirsak), Piotr Brozek – Pawel Brozek (59. Agustien), Zurawski (46. Boguski)

Tore: 1:0 Schlaudraff (25.), 2:0 Schlaudraff (32.), 3:0 Stoppelkamp (52.), 3:1 Boguski (66.), 4:1 Forssell (74., FEM), 4:2 Piotr Brozek (83.)

Zuschauer: 1.560

Schiedsrichter: Babak Rafati