NP-Interview
Idrissou: "Ich habe Respekt vor Hannover"
In Hannover kennt man Mo Idrissou (31) noch sehr gut als lebensfrohen 96-Stürmer mit privaten Dramen (siehe zur Person). Im NP-Interview spricht der Gladbach-Stürmer über Persönliches, über den nächsten Gegner 96 und den neuen Borussia-Kraftsturm


Von Dirk Tietenberg

Mo Idrissou, wie gern erinnern Sie sich an Hannover?

Ich habe Respekt vor Hannover. Das war der einzige Verein, bei dem ich lang gespielt habe. Aber ich kümmere mich um mein neues Leben. Meine Tochter (Aaliyah/7 Jahre) lebt in Hannover. Und mein bester Freund. Babacar N’Diaye ist mit mir in Kontakt. Er ist immer da, wenn ich nach Hannover komme. Am Freitag besucht er mich im Hotel.

96-Kapitän Steven Cherundolo sagt über Sie: „Mo ist Mo.“ Was meint er?

Ich bin ein Typ, der sein Ding durchzieht. Ich mache alles ganz oder gar nicht. Das kennt er von mir.

Sie hatten eine schwierige Zeit, Ihrer Karriere drohte das Aus, der Streit mit Ihrer Verlobten. Sie hat Ihnen vorgeworfen, Sie hätten sie geschlagen. Haben Sie daraus gelernt?

Es wurden Dinge behauptet, die ich nie getan habe. Ich bin froh, dass die Mannschaft und der Verein zu mir gestanden haben. Über den Streit haben alle etwas gelesen, aber man hat nur das gelesen, was falsch war. Hätte ich das getan, hätte ich bei Hannover gekündigt. Wenn mich jemand verarschen will, okay, aber ich bin froh, dass ich meine Dinge durchgezogen habe. Dann braucht man solche Spieler in der Mannschaft wie Altin Lala oder Steven Cherundolo, mit denen man reden kann.

Die Sache ging vor Gericht?

Ich habe gewonnen. Ich habe nichts getan. Es war eine einfache Geschichte, es ist nur schade für meine Kleine. Als ich in Freiburg gespielt habe, konnte ich sie nicht oft sehen. Mönchengladbach ist nicht so weit von Hannover. Ich versuche, meine Tochter regelmäßig zu sehen.

Ihre Karriere drohte zu enden wegen Ihres Knies. Wie sind Sie zurückgekommen?

Das ist eine Typfrage. Ich habe dann woanders eine richtige Reha gemacht, weil ich schmerzfrei sein muss, um richtig Gas zu geben. So ein Typ bin ich: Gestern war ein Tag, heute ist ein anderer Tag.

Gegen Dortmund hatten Sie einen guten Tag, haben das 1:0 geschossen. Was bedeutet Ihnen das Tor?

Für mich bedeutet das Tor, dass wir wieder da sind.

Und was bedeutet das für das Spiel bei 96?

Das müssen wir mitnehmen. Ich habe noch nie in Hannover gewonnen. Sie haben eine Super-Mannschaft gefunden. Ich würde mich freuen, wenn sie sich für die Champions League qualifizieren. Aber erst nach unserem Sieg in Hannover.

Wie will Gladbach das schaffen?

Wir haben nichts zu verlieren. Hannover hat eine klasse Kontermannschaft. Diese Konter müssen wir verhindern. Hannover steht vorne, aber wir haben keine Angst. Wir müssen von der ersten bis zur letzten Minute kämpfen.

Sie kennen Mirko Slomka noch als Kotrainer. Wie haben Sie ihn in Erinnerung?

Ich freue mich, meinen Kotrainer jetzt als Cheftrainer zu sehen, der die Mannschaft nach oben pushen kann. Ich bin einfach froh, dass er in seiner Heimat so erfolgreich ist. Er hat alle hinter sich. Er wird froh sein, dass er sich für die Vertragsverlängerung entschieden hat.

Wie konnten Sie als Tabellenletzter eigentlich gegen Dortmund gewinnen?

Das ist einfach zu erklären. Es war ein Derby, da geht es auch um die Ehre. Gegen Köln haben wir auch gezeigt, wie man Derby spielt. Schade, dass wir kein Derby mehr haben. Es wäre gut, wenn Hannover um die Ecke wäre (lacht).

Mal ehrlich, wie groß ist die Hoffnung wirklich noch?

Die Hoffnung ist nur noch größer geworden nach dem Dortmund-Spiel. Wir müssen mit freiem Kopf auf den Platz gehen. Leider beenden wir unsere Auswärtsspiele zu oft mit zehn Mann. Das tut uns langsam weh.

Hat der Wechsel von Mike Hanke im Winter Gladbach geholfen?

Mike? Ja, Mike ist ein Super-Spieler. Ich war überrascht, dass Hannover ihn überhaupt gehen lässt. Er hat auch das Siegtor gegen uns geschossen, als er reingekommen ist. Er und ich im Sturm, er ist kräftig und kopfballstark, ich bin kräftig, kopfballstark und schnell: Wir zwei sind in der Lage, Hannovers Abwehr vor Probleme zu stellen.

neuepresse.de