Umgekehrte Vorzeichen

Hannover 96 zu Gast beim VfB Stuttgart - in der vergangenen Spielzeit hieß das Abstiegsangst gegen Europacup-Träume. Zumindest an der Headline ändert sich in diesem Jahr wenig. Wieder treffen Abstiegskandidat und Erfolgsmannschaft aufeinander. Nur die Vorzeichen sind andere. Während Hannover 96 als Champions League-Anwärter an den Neckar reist, bangt der VfB um den Klassenverbleib.

Hausaufgaben machen
Nach der düsteren Hinrunde scheint es, als hätten die Schwaben kurz vor Saisonschluss gerade noch die Kurve gekriegt. Anders als die anderen vermeintlichen Topklubs in der Abstiegszone kann der VfB höchstens noch auf den Relegationsplatz rutschen und nicht mehr direkt absteigen. Dank zuletzt drei Siegen in Serie sind die Schwaben als Zwölfter also aus dem Gröbsten raus und können mit einem Heimerfog am Samstag in der Mercedes-Benz-Arena (natürlich auch im LIVETICKER) den Klassenverbleib endgültig klarmachen. Auf der anderen Seite wollen die Roten mit einem Auswärtssieg zur Stelle sein, sollte den Bayern im Fernduell um den dritten Platz doch noch ein Patzer unterlaufen.

Verkorkste Saison
Weil die Schwaben unter Christian Gross und Jens Keller lange hinter ihren Erwartungen zurückblieben, hat nun Bruno Labbadia die sportliche Leitung beim VfB. Der Ex-Hamburg-Coach ist der dritte Trainer in dieser Saison und mit einem klaren Ziel angetreten: Nichtabstieg. Das scheint dem Meister von 2007 nun zum Ende der Spielzeit zu gelingen. Nach zehn langen Spieltagen und zwischenzeitlich fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer gelang der Labbadia-Elf am 26. Spieltag das erste Mal der Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz. Wer also zwischenzeitlich - durchaus berechtigt- mit einem Abstieg der Baden-Württemberger gerechnet hatte, wurde in den letzten Wochen eines Besseren belehrt. Die Stuttgarter belegen, noch vor 96, Rang vier in der Rückrundentabelle und sind vor allem in der Offensive brandgefährlich.

Vorne hui hinten pfui
Cacau, Harnik und Co. erzielten bereits 57 Tore, nur die drei Top-Teams aus Dortmund, Leverkusen und München können diesen Wert toppen. Aufpassen sollten die Roten besonders auf Cacau. Der deutsche Nationalspieler traf in den vergangenen beiden Partien gleich dreifach und hat damit großen Anteil am derzeitigen Höhenflug der Stuttgarter. Die Chance für die 96er liegt daher in der schwachen Defensive der Gastgeber. Den 57 geschossenen stehen 56 kassierte Tore gegenüber. Das wollen sich die Roten zu Nutze machen. "Wir müssen an die Leistung vom Freiburg-Spiel anknüpfen, der VfB ist in der Defensive anfällig" weiß 96-Trainer Mirko Slomka um die Stuttgarter Problemzone. Vor allem vor heimischer Kulisse läuft es für den Zwölfen alles andere als rund. "Der VfB hat zwar im Moment eine gute Phase, aber zuhause Probleme", glaubt Slomka an die Möglichkeit eines Auswärtssiegs. Zwar gelang den Roten seit dem Wiederaufstieg im Sommer 2002 nur ein Sieg beim VfB, dennoch ist der Glaube an die eigenen Qualitäten und daran, mit drei Punkten im Gepäck in die Landeshauptstadt zurückzukehren, groß. "Alles ist möglich", hofft 96 Stürmer Didier Ya Konan nicht nur auf einen Sieg beim VfB, sondern auch noch auf das Erreichen von Platz drei.

Gladbach-Niederlage ist aus den Köpfen
Längst vergessen ist daher auch die Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach am vergangen Spieltag. "Wir wollen weitermachen", so Slomka. Ähnlich sieht auch Ya Konan den Ausrutscher. "Wir haben eine sehr gute Saison gespielt, es war enttäuschend zuhause zu verlieren, aber jetzt wollen wir den Fehler wieder gut machen", blickt der 96-Topstürmer, der beim 2:1-Hinspielerfolg beide Treffer erzielte, optimistisch auf die kommende Auswärtsaufgabe. Dass die 3.500 mitreisenden 96-Fans am kommenden Samstag in der ausverkauften Mercedes- Benz-Arena eine andere Leistung der Roten sehen werden als noch vor einer Woche, glaubt auch VfB-Cheftrainer Labbadia. "Wir treffen auf eine Top-Mannschaft, die eine klasse Saison spielt und als Team geschlossen auftritt. Wir gehen mit Respekt vor dem Gegner in diese Partie", so der Stuttgart-Coach. Während dem Gastgebern Cristian Molinaro fehlen wird, müssen die Roten auf Carlitos verzichten. Mit von der Partie ist allerdings wieder Lars Stindl. Der 22-Jährige hat seine Gelbsperre abgesessen und wird aller Voraussicht nach im rechten Mittelfeld zum Einsatz kommen und so Jan Schlaudraff auf die Bank verdrängen. "Wir haben mit "Moa", Didier und Jan drei sehr starke Offensivkräfte, darüber freue ich mich sehr", ist Slomka nicht böse ob des Luxusproblems.

Ya Konan jagt Bobic´s Rekord
Gerade für Torgarant Ya Konan geht es in den letzten zwei Partien neben dem Erreichen der Champions League-Quali noch um ein weiteres, ganz besonderes Ziel. Im Dress der Roten traf der Ivorer bisher 13 Mal ins gegnerische Gehäuse und jagt somit Fredi Bobics Torrekord aus der Spielzeit 2002/03. Mit 14 Treffern ist der heutige VfB-Sportdirektor der beste 96-Torschütze nach Wiederaufstieg. Das Duell Bobic gegen Ya Konan ist also eine weitere interessante Randnotiz neben dem großen Duell auf dem Rasen. "Natürlich würde ich gerne noch ein oder zwei Mal treffen, aber der Erfolg des Teams ist wichtiger", ist der 96-Goalgetter vor allem heiß auf die drei Punkte.
td

So könnten beide Teams auflaufen:

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz – Pinto, Schmiedebach, , Stindl, Rausch – Ya Konan, Abdellaoue

VfB Stuttgart:Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Niedermeier, Boka - Träsch, Kuzmanovic - Harnik, Hajnal, Okazaki - Cacau

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