Reus dämpft Champions League-Träume

Ya Konan und Pinto kehren zurück
Gladbachs Coach Lucien Favre änderte sein Team im Vergleich zum 1:0-Heimerfolg aus der Vorwoche gegen den neuen Deutschen Meister Borussia Dortmund nur auf einer Position. Rückkehrer Mike Hanke durfte für Herrmann von Beginn an stürmen. Ins Team der Roten kehrten Ya Konan und Pinto für Stindl (gesperrt) und Lala zurück in die Startelf.

Pogatetz verhindert frühen Rückstand
Es war angerichtet: Sonne, 20 Grad, und die Nordkurve in einem Fahnenmeer aus Grün, Weiß und Schwarz. Nach engagierten fünf Anfangsminuten trauten die meisten der knapp 48.800 Zuschauer in der fast ausverkauften AWD-Arena allerdings ihren Augen kaum. Nicht die Roten, sondern die akut abstiegsbedrohten Gäste vom Niederrhein übernahmen sofort die Initiative. Die erste Schrecksekunde gab es dann schon nach sechs Minuten. Die Borussen setzten sich über den linken Flügel gut durch und nach einem Querschläger war es Emanuel Pogatezt, der das Leder kurios kurz vor der Linie an die Latte und zurück ins Spielfeld klärte. Die kalte Dusche in Form des frühen Rückschlages für die Slomka-Elf blieb also glücklicherweise aus.

Bereits zwei Minuten später sollte allen Beteiligten spätestens klar gewesen sein, dass die Gäste keine Laufkundschaft sind, die man mal im Vorübergehen aus der AWD-Arena schießt. Beispiel gefällig? Rückkehrer Mike Hanke hebt das Leder über Christian Schulz, trifft via Volley vom Fünfereck aber nur das Außennetz. (8). Symptomatisch für die fehlende Struktur und vor allem für die Probleme im 96er- Aufbau war ein straffer und ungenauer Rückpass von Jan Schlaudraff auf Ron-Robert Zieler. Nur mit Mühe vereitelte der 96-Keeper den drohenden Rückstand mit einer beherzten Grätsche kurz vor der Torlinie. Nach knapp einer Viertelstunde agierten die Platzherren etwas druckvoller, fanden besser in die Zweikämpfe und hatten in Person von Didier Ya Konan die erste gute Offensivaktion zu verzeichnen. Nachdem Pinto das Leder stark übers Spielfeld getrieben hatte, blockte Brouwers den Schuss des Ivorers gerade noch zu Ecke ab (17.). Das sollte es bis zum Pausentee dann aber auch schon wieder mit guten Offensivaktionen der Leinestädter gewesen sein. Während die 96er weiter mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen hatten, blieben die Fohlen vor allem über den spielstarken Reus brandgefährlich. Nach Zuspiel von Arango verpasste der Youngstar via Heber über den aus dem Tor geeilten Zieler die Führung nur knapp (30.). Angetreten mit dem klaren Ziel, die Bayern im Kampf um Rang drei weiter unter Druck zu setzen, waren die 96-Anhänger bis dato die einzigen, die Champions League-Form erreichten. Trotz fußballerischer Magerkost peitschen laute "Europapokal"-Gesänge die 96er weiter nach vorne, doch der Funke wollte nicht auf die Mannschaft überspringen.

Späte Strafe in Halbzeit zwei
Die zweite Halbzeit begann ähnlich wie Durchgang eins. Die Roten präsentierten sich in den ersten Minuten druckvoller und bissiger, dennoch gab es die beste Gelegenheit wieder für die Favre-Elf. Fein von Mike Hanke frei gespielt versagten Reus im erneuten Duell mit Zieler die Nerven (53.). Die Partie nahm in der Folge deutlich an Fahrt auf. Während Zieler einen langen Ball knapp vor Idrissou klären konnte (54.), hatte Kocka Rausch seinerseits die 96-Führung auf dem Fuß. In einer Phase, in der die Fohlen auf den Führungstreffer drängten, entschärfte ter Stegen Rauschs satten Schuss vom Sechzehner.
Zwar agierten die Roten auch in der Folge nun zielstrebiger, dennoch fehlte es der Slomka-Elf weiter an zündenden Ideen und vor allem am nötigen Zugriff im Mittelfeld. Auf der anderen Seite traten die Gladbacher aber auch wie alles andere, aber nicht wie ein Tabellenvorletzter, auf.

Gerade Reus stellte die 96-Defensive ein ums andere Mal vor große Probleme. In der 60. Minute wusste sich 96-Innenverteidiger Karim Haggui gegen den Gladbacher Wirbelwind nicht anders zur wehren und riss den Jungnationalspieler nach einem langen Ball kurz vorm Strafraum zu Boden. Den fälligen Freistoß zirkelte der Gefoulte nur hauchdünn am Kasten vorbei. Zieler wäre wohl ohne Abwehrmöglichkeit gewesen. Beide Mannschaften begegneten sich mit offenem Visier. Die Roten versuchten viel, doch gelingen sollte weiterhin wenig. Anders bei den Gästen, zuerst köpfte Idrissou das Leder noch an den Querbalken (73.), zwei Minuten später war das Glück der Platzherren dann aber endgültig aufgebraucht. Marco Reus krönte seine gute Vorstellung, nahm sich ein Herz und traf aus gut 20 Metern sehenswert und nicht unverdient zum 1:0 für die Fohlen (76.).

Heimserie gerissen
Wenig später hätte wiederum das Offensivjuwel für Vorentscheidung sorgen können. Das mittlerweile zum Privatduell avancierte Aufeinandertreffen Zieler kontra Reus entschied der 96-Schlussmann in der 83. Minute für sich. Zieler verkürzte geschickt den Winkel, so dass dem Gladbacher nichts anderes übrig blieb, als das Leder am Tor vorbei zu schieben. Erst kurz vor Schlusspfiff kamen die Roten dem Ausgleich noch einmal nahe. Doch auch zwei Fernschüsse vom eingewechselten Moritz Stoppelkamp (89./90.) konnten die erste 96- Niederlage vor heimischer Kulisee seit dem 19.Spieltag nicht verhindern. Damit verpassen es die Roten, im Fernduell um die Königsklasse gegen die Bayern vorzulegen. In dem Maße, wie die Hoffungen der Hannoveraner auf die Champions League einen Dämpfer erhielten, stiegem jene der Gladbacher, was das Ziel Klassenerhalt angeht.
td

STATISTIK

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz – Schmiedebach, Pinto, Schlaudraff, Rausch (87. Forssell) – Schlaudraff (77. Stoppelkamp), Abdellaoue

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Brouwers, Daems - Nordtveit, Neustädter, Reus (87. Marx), Arango (90+1 Schachten) - Hanke (71. Matmour), Idrissou

Tore: 0:1 Reus (76., Nordtveit)

Gelbe Karten: Pinto, Haggui / -

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)

Zuschauer: 49.000 (ausverkauft)

hannover96.de