Das ungleiche Duell um den Champions-Platz

Die Voraussetzungen sind so weit auseinander wie die Städte auf der Landkarte. Hannover gegen München – die Kleinen aus dem Norden gegen die Großen aus dem Süden. 96 gegen Bayern, „das ist wie David gegen Goliath“, mahnt Emanuel Pogatetz. Allerdings gilt die Bundesliga-Grundordnung in dieser Saison nicht.

Von Andreas Willeke und Thorsten Langenbahn

Hannover. Der bayerische Riese ist zurzeit nur ein Scheinriese, Uli Hoeneß der Herr Tur Tur der Bundesliga (Jim Knopf wird ja wohl jeder gelesen haben). Während 96 stabil bleibt und Rückschläge wie das 1:4 in Dortmund wegsteckt, herrscht Panik in München. Wer fünf Spieltage vor Schluss den Trainer tauscht, greift zum letzten Mittel, um das Unheil noch abzuwenden. Bayern will Platz drei, ohnehin das allerletzte Ziel, doch den besetzt 96.

Für den neuen Trainer Andries Jonker gibt es auch nur eine Vorgabe. „Wir müssen am 14. Mai den dritten Platz und mehr Punkte als Hannover haben.“ Wie will der bisherige Assistent des entlassenen Trainers Louis van Gaal das packen? „Ich brauche keine Spieler in fünf Spielen auszubilden, ich brauche keine Philosophie. Ich muss die Champions-League-Qualifikation erreichen“, verkündete Jonker. Dazu rief er Verein und Fans zur Geschlossenheit auf. „Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir das!“

Das ist ja das Problem für 96 – Bayern hätte zweifellos die Qualität, jede der fünf Partien zu gewinnen. Aber kann Jonker die verunsicherte Mannschaft aufwecken – oder macht Bayern so mies weiter wie gehabt? „Bewirkt der Trainerwechsel etwas, wird es schwer für uns“, meint 96-Chef Martin Kind.

Denkt man zwei Jahre zurück, kann sich Kind bestätigt fühlen. Im April 2009 feuerten die Bayern Jürgen Klinsmann – ebenfalls fünf Spieltage vor dem Saisonende. Allerdings waren die Münchner damals Dritter, ihr Ziel war die direkte Champions- League-Qualifikation mit Rang zwei. Jupp Heynckes übernahm, und plötzlich lief es. Vier Siege, ein Unentschieden – Heynckes holte 13 Punkte und wurde Zweiter. Kurios, dass diesmal Heynckes am kommenden Spieltag als Noch-Leverkusen- und künftiger Bayern-Trainer die Aufholjagd stoppen kann. Bayer bei Bayern – vielleicht schon das Schlüsselspiel im Kampf um Platz drei. Danach wird man wissen: Greift der Trainerwechsel?

Theoretisch könnte es 96 aber auch aus eigener Kraft schaffen – bei fünf Siegen wäre man sicher Dritter. Der 96-Chef erinnert daran: „Wir sollten nicht über andere nachdenken, sondern über uns.“

neuepresse.de