Gleichgroße HSVs

Die Sonne war zwar in Hannover geblieben, die Stimmung hatten die 96-Fans jedoch aus der Leinestadt mitgenommen. Beide Fanlager waren sich von Beginn an friedlich gesonnen. Der 96-Stadionsprecher war eigens mit nach Hamburg gereist und vermeldete mit den Hannover-Anhängern lautstark die Mannschaftsaufstellung. Eine ohrenbetäubendes Spektakel, welches in dieser Art und Weise bislang bei keinem anderen Auswärtsspiel zu hören war. Eingehüllt in goldenen Transparenten begrüßten die Fans ihre 96er auf dem Spielfeld.

Slomka bleibt seiner Elf treu
96-Coach Mirko Slomka blieb der Elf, die gegen Mainz auftrumpfte, weiterhin treu. Er sah nach dem 2:0-Heimsieg keine Veranlassung für einen Wechsel. HSV-Trainer Michael Oenning änderte dagegen im Vergleich zu der Partie in Dortmund sein Team nur auf einer Position und brachte für den gelb-rot gesperrten Ben- Hatira Tunay Torun.

Chancen über Chancen
Für beide Teams ging es bei dieser Partie um viel mehr als einen Sieg. Die Hamburger wollten ihre Vorherrschaft als großer HSV bestätigen und auf die begehrten europäischen Plätze klettern. Für die Roten wäre ein Dreier ein großer Schritt in Richtung Champions League. Ein schneller Beginn beider Mannschaften machte diese Ambitionen mehr als deutlich. Mit weiten Abschlägen der Torwärte wurde das Spiel schnell in die gegnerische Hälfte verlegt. Hohe Bälle und ungenaue Passspiele führten jedoch zu zerfahrenen ersten Spielminuten. Das Spiel begann zu kochen, als Manuel Schmiedebach im Zweikampf erstmals auf den HSVer Eljero Elia traf (6.) Die Roten blieben ihrem Spiel von Beginn an treu. Die erste Chance ergab sich dabei nach schnellem Konterspiel über die rechte Seite - nach einer Flanke von Steven Cherundolo auf Didier Ya Konan - der den Ball per Kopf über das Gehäuse von Frank Rost setzte (7.). Der HSV konnte zwar aufatmen, sich aber noch nicht lange ausruhen. Christian Schulz bediente nur zwei Minuten später Konstantin Rausch, der aber zu lange wartete und in der Hamburger Abwehr hängen blieb (9.). Dieses nutzen die Hamburger sogleich in Form eines Konters aus, doch Karim Haggui klärte zu Ecke. Ungefährlich köpfte Mladen Petric dann die Kugel über das Tor.

96 versäumt frühe Führung
Zwar hatten die Hamburger über weite Strecken der ersten Hälfte mehr Spielanteile, aber auch erhebliche Probleme im Spielaufbau. Beide Mannschaften stellten sich in keiner Phase dieser Partie hinten rein. So kam es erneut zu einer Großchance für die 96er, als "Moa" Abdellaoue nach einem Schmiedebach-Pass quer vors HSV-Tor legte, Dennis Diekmeier konnte aber noch vor Konstantin Rausch auf der Linie klären und den Ball ins Toraus befördern (14.) Ein im Anschluss kurz ausgeführter Eckball von Rausch auf Stindl fand dann im Sechzehner keinen Abnehmer. Bis auf einen Distanzschuss von Elia (24.) strahlten die Hansestädter im Anschluss keine ernsthafte Gefahr mehr aus.

Munteres Spiel auf beiden Seiten
57.000 Zuschauer sahen in der ausverkauften Imtech-Arena ein bis dahin munteres Spiel, dass Tore versprach. Ein aufmerksames Mittelfeld mit Lars Stindl und Manuel Schmiedebach ärgerte mehrfach die HSV-Offensive und sorgte für erneute Chancen auf Seiten der Leinestädter. Ein Schuss von Konstantin Rausch (43.) nach Zuspiel von Stindl sowie ein Versuch von Ya Konan (45.) blieben aber ungenutzt. Es fehlte an endgültiger Entschlossenheit vor dem Gehäuse von Frank Rost. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff erlebten die 96-Fans eine Schrecksekunde, als der HSVer David Jarolim Sergio Pinto unschön von hinten foulte und dieser kurzzeitig behandelt werden musste, jedoch im Anschluss weiterspielen konnte. Insgesamt führten hohe Bälle und Passungenauigkeiten in den ersten 45 Minuten zu einem unruhigen Spiel. Mit mehr Torchancen, aber weniger Ballbesitz (35 Prozent) verabschiedeten sich die Leinestädter in die Pause.

Fehlendes Quäntchen Glück
Mit Beginn der zweiten Halbzeit bekamen die Zuschauer ein Abbild der Ersten zu sehen. Der Tordrang keimte sofort auf beiden Seiten wieder auf. Ein erster Schuss von Petric stellte jedoch für Zieler keine Gefahr war, wobei Rausch im Gegenzug von Schmiedebach bedient wurde und den Ball nur knapp am rechten Pfosten des Gastgebers vorbeilenkte (51). Kurz danach klärte Haggui zur sechsten Ecke für die Hanseaten. Der freistehende Petric nutzte seine Chance jedoch nicht und zog am rechten Torpfosten vorbei (54). Balleroberungen, die gleich wieder zu Ballverlusten führten, bestimmten in dieser Phase das Spiel auf beiden Seiten. Fünf Minuten später war es erneut Petric, der mit einem Direktsschuss Zielers glänzende Reflexe testete. Aber auch die Leinestädter kamen wieder zu Offensivaktionen, als Rausch erneut auf Ya Konan passte, dieser aber knapp am Tor vorbei köpfte (68.). Trotz Nachsetzen und kämpferischen Einsatzes wurden die Leinestädter zu diesem Zeitpunkt nicht belohnt. Das Quäntchen Glück wurde eindeutig in Hannover vergessen.

Offener Schlagabtausch
Im Anschluss ergaben sich für beide Teams Chancen im Minutentakt. Ein Stockfehler von Haggui (72.). konnte Zieler noch gerade noch ausbügeln. Aber auch Ya Konan kam zu weiteren guten Schusschancen nach gleichem Prozedere: Pass von Stindl auf Konan, an Frank Rost (73., 74.) gescheitert. Im Gegenzug überlupfte Elia Zieler, Haggui konnte jedoch noch auf der Linie klären - der Nachschuss von Pitroipa war jedoch zu schwach. Nur zwei Minuten später hätte van Nistelrooy den Siegtreffer für den HSV erzielen können, schoss jedoch aus fünf Metern übers 96-Gehäuse.

In der Schlussphase ging es heiß her. Jetzt lagen die Nerven auf beiden Seiten blank. Für eine Rangelei zwischen Pinto und Jarolim sowie für ein Foul Ya Konans zückte der Referee Christian Dingert gelbe Karten. Für die 96er zwei schmerzliche Bestrafungen, da sowohl der Ivorer als auch der "Sechser" im nächsten Spiel gesperrt sind. Ein weiterer Schockmoment für die Roten folgte: "Moa" verletzte sich bei der Abwehr eines Eckballs (81.) so schwer, dass er die Partie nicht zu Ende spielen konnte und Jan Schlaudraff für ihn ins Spiel kam. In den Schlussminuten wurde es dann noch einmal spannend. Der eingewechselte Schlaudraff kam an den Ball, lenkte diesen aber nur in Rosts Arme. Auf der anderen Seite forderten die Hamburger einen Handelfmeter. Pogatetz sei das Leder an den Oberarm gesprungen. So endete die Partie mit einem gerechten Remis für gleichgroße HSVs.
sw

Statistik:

Hannover 96: Zieler – Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz – Schmiedebach, Pinto, Stindl, Rausch – Ya Konan, Abdellaoue (85., Schlaudraff)

Hamburger SV: Rost – Diekmeier, Westermann, Kacar, Aogo – Torun (61., Pietropa) , Zé Roberto, Jarolim, Elia – Van Nistelrooy, Petric

Tore: Fehlanzeige

Gelbe Karten: Stindl (69.), Ya Konan (78.), Jarolim (79.), Pinto (79.)

Schiedsrichter: Christian Dingert (Thallichtenberg), Assisten: Tobias Christ (Münchweiler), Sönke Glindemann (Erftstadt)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)

h96.de