"Man muss damit wie mit Siegen umgehen"

Tel Aviv – Rapid erhielt einen Schlag in die Magengrube – und zwar einen ganz intensiven. Vor dem Gastspiel bei Hapoel Tel Aviv am dritten Spieltag der Europa-League- Gruppenphase hofften Spieler wie Fans auf eine aussichtsreiche Ausgangsposition für das „Rückspiel“ in zwei Wochen – am Ende wurde es ein bitteres 1:5-Debakel. "Mit so einer Packung rechnet nie einer“, stellte Trainer Peter Pacult gefasst fest. Es war die höchste Pleite im Europacup seit 1986, damals 1:5 in Kiew. In der Liga kassierte Pacult und sein Team in der Meistersaison 2007/08 ein 1:5 zuhause gegen Sturm.

Nicht zu verstehen

Die Mannschaft stand nach den 90 Minuten sichtlich unter Schock. Kapitän Steffen Hofmann schleppte sich nach Schlusspfiff über den Rasen, er konnte es nicht wirklich verstehen. Schließlich war es bis zum 1:2 eine Partie, in der Hapoel vor 11.000 Zuschauern im Bloomfield Stadion zwar mehr Spielanteile hatte, aber hinsichtlich der Möglichkeiten sogar Rapid die Nase vorne hatte. „Die Chancen-Auswertung war in Hälfte eins vielleicht unser größtes Manko. Wir hätten es uns sicher einfacher machen können, wenn Jelavic seine große Chance zur Führung nutzt“, spielte Pacult auf die Möglichkeit des Kroaten in Minute 16 an. Selbiger traf in den ersten 45 Minuten zudem nochmals die Stange, Boskovic verzog nach einer Ecke aus sehr aussichtsreicher Position.

Ein Knackpunkt, wie er im Buche steht

So wurde kurz nach der Pause der Schuss von Menteschaschwili zum 2:1 für die Hausherren zur spielentscheidenden Szene. „Das war der Knackpunkt“, meinten sowohl Pacult als auch Hapoel-Trainer Eli Gutman ("Hätte mir jemand vor dem Spiel gesagt, dass wir 5:1 gewinnen, hätte ich ihn gefragt, ob er eine Pille genommen hat“) unisono. "Wir haben nach dem 1:2 den Kopf verloren. Vor dem 1:3 haben wir eine Standardsituation und bekommen dann das Gegentor, auch weil wir zu zögernd attackiert haben“, fügt Pacult hinzu. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt setzte sich die bessere Mannschaft durch.

„Schwindlig gespielt“

"Mit dem 2:1 hat Hapoel einfach die Oberhand in diesem Spiel gewonnen. Sie waren im Mittelfeld sehr flexibel und ballsicher, haben immer auf den letzten Pass gewartet, der dann auch immer wieder ankam. Dadurch haben wir ihnen nicht mehr so Paroli bieten können, wie in Hälfte eins“, analysierte der Floridsdorfer. Die Spieler schlugen in die genau selbe Kerbe und zollten dem Gegner Respekt: „Wir sind heute vorgeführt und schwindlig gespielt worden“, meinte etwa Goalie Helge Payer. "Wir sind zu weit vom Gegner weg gestanden und sie haben uns vorgeführt“, fügte Jürgen Patocka hinzu. Die zuletzt eher sattelfeste Abwehr hatte vor dem Knackpunkt, aber besonders danach ganz massive Probleme – besonders mit dem Mann des Spiels, dem schnellen Etey Schechter auf der rechten Seite, und Gil Vermouth auf der linken – inklusive der Außenverteidiger Ben Dayan und Bondarv sowie einem großartig aufspielenden Vucicevic.

Kein Vergleich

Andreas Dober und Markus Katzer hatten als Außenspieler mehr als ihre liebe Not. Pacult wollte aufgrund der vielen englischen Wochen von einer womöglich langsam einkehrenden Müdigkeit nichts wissen, eher tendierte der Wiener zu einer anderen Problematik. "Von der Art und Weise, wie Hapoel spielt, agiert in Österreich keine Mannschaft. Diese Flexibilität und Ballsicherheit im Mittelfeld - es ist dann nicht so einfach, sich auf so eine Situation einzustellen.“

Aber was nun tun mit so einem Debakel? „Schnell abhaken“, meinte etwa Patocka.

Sieg wie Niederlage

Pacult gab ihm recht. "Jetzt werden wir einmal kurz darüber reden. Im Prinzip ist es aber so, dass sich die Mannschaft schon jetzt wieder auf die Aufgabe am Sonntag gegen Mattersburg vorbereiten muss." Und ganz genau auf den Punkt gebracht: „Man muss mit Siegen gut umgehen können und mit Niederlagen auch. “"Nach einem 3:0-Sieg gegen Hamburg muss ich das Spiel genauso nüchtern analysieren, wie jetzt auch. Nicht zu hoch leben, und nicht zu hart drauf hauen lassen. Und immer versuchen das Gleichgewicht zu halten.“ Auch wenn so eine Niederlage an keinem Spieler spurlos vorbeigeht (Payer. "Innerlich eine schwierige Situation“), der Blick muss nach vorne gerichtet werden

Zumal: Das Rennen um den Aufstieg ist noch lange nicht vorbei.

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