Fischer bleibt bis 2018 Eintracht Präsident

Peter Fischer bleibt Präsident von Eintracht Frankfurt. Um 19:59 Uhr am Sonntagabend zog der Herausforderer Reiner Schäfer seine Kandidatur zurück - und entging damit einem Wahl-Debakel. Zwei Minuten später wurde Fischer bei nur zwei Gegenstimmen und neun Enthaltungen mit riesiger Mehrheit wiedergewählt



Großer Andrang in der Wolfgang Steubing Halle am Sportleistungszentrum der Eintracht im Frankfurter Stadtteil Riederwald: Rund 1000 Personen strömten zur Jahreshauptversammlung des e.V. Die Sportliche Leitung des Bundesligisten, allen voran Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Bruno Hübner, war genauso vor Ort wie große Teile der Mannschaft um Alex Meier, Stefan Aigner und dem im Nachwuchsleistungszentrum großgewordenen Marc Stendera. Der Youngster wurde von Fischer mit der Ehrenplakette in Gold für seine Leistungen und den Sieg bei der U-19-EM im vergangenen Sommer ausgezeichnet.

Im Mittelpunkt stand das brisante Duell zwischen dem seit 2000 amtierenden Präsidenten Peter Fischer und Herausforderer Reiner Schäfer, von 1991 bis 1992 Eintracht-Geschäftsführer, der seinen Kontrahenten in den vergangenen Wochen in den Medien mehrfach scharf attackiert hatte.

Schon als Fischer zur Begrüßung erstmals das Wort ergriff, brandete langer Applaus auf - mehr als ein Fingerzeig, in welche Richtung die Sympathien in der Halle verteilt waren. Immer wieder jubelten ihm die Mitglieder während seiner launigen und emotionalen Rede zu.


Erstmals mehr als 30.000 Mitglieder

Laut wurde es, als Fischer verkündete, dass erstmals die Marke von 30.000 Mitgliedern geknackt wurde (30.533). "Das ist historisch", sagte Fischer und erklärte zuversichtlich: "Mittelfristig haben wir das Potenzial, die Zahl der Mitglieder auf 40.000 zu steigern." Da allein in den vergangenen zwölf Monaten 5000 Fans und Sportler in den Verein eintraten (Fischer: "Diese Zahl hat mich überrascht."), wirkt dieses Ziel nicht unrealistisch. Seit 2012 verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder sogar.

Wer pünktlich beim Einlassbeginn um 11 Uhr in der Halle eintraf, musste sich neun Stunden gedulden, bis der wichtigste Tagungsordnungspunkt, die Präsidentenwahl, auf den Tisch kam. Nachdem Wolfgang Steubing, Aufsichtsrat in der Fußball AG, ein Schlussplädoyer für Fischer gehalten hatte, zog Schäfer seine Kandidatur um 19.59 Uhr urplötzlich zurück.

Sollte Schäfer jemals ernsthaft an eine Chance geglaubt haben, Fischer aus dem Amt zu drängen, so vergab er sie bei seiner Rede in einer kläglichen Art und Weise, die wohl niemand für möglich gehalten hätte. Langatmig und trocken blickte er in die Vergangenheit zurück und prangerte die vermeintlichen Verfehlungen Fischers an. Blick in die Zukunft? Fehlanzeige.

Die Folge: Viele Mitglieder im Saal fingen Unterhaltungen an und hörten nicht mehr zu. Ein Armutszeugnis für Schäfers Redekünste. Auf einen Wahlsieg des Herausforderers hätte zu diesem Zeitpunkt niemand mehr einen Pfifferling gesetzt, was Schäfer offenbar auch selbst erkannte und deshalb den Rückzug antrat. Fischer hatte leichtes Spiel, vergleichbar mit einem Elfmeter - ohne Torwart. Als er mit seiner finalen, leidenschaftlichen Rede fertig war, erhoben sich die meisten Mitglieder und applaudierten.




Finanzielle Lage weiter schwierig

Finanziell befindet sich der Verein allerdings weiterhin in einer schwierigen Situation. Immerhin konnten die Verbindlichkeiten im vergangenen Geschäftsjahr 2013/14 von 13,47 Millionen Euro auf 10,6 Millionen gesenkt werden. Zudem erklärte Schatzmeister Thomas Förster, dass sich die Forderungen des Finanzamts nach Steuernachzahlungen aus den vergangenen zehn Jahren auf 3,8 Millionen Euro belaufen. Das sind 1,3 Millionen Euro mehr, als die zunächst angenommenen 2,5 Millionen Euro. 2,7 Millionen Euro seien inzwischen beglichen worden.

Ein weiteres, im Vorfeld der Wahl auch öffentlich intensiv diskutiertes Thema, betraf Fischers Vergütungen. Per Antrag wurde eine Offenlegung seiner Bezahlung gefordert. Förster erläuterte dazu, dass Fischer monatlich jeweils 2000 Euro für seine Tätigkeiten als Geschäftsführer der Eintracht Frankfurt ProSports GmbH und als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Fußball AG erhält. Daraufhin wurde der Antrag zurückgezogen.

Ferner wurde dem Antrag des Präsidiums, das Fußball-Leistungszentrum in eine eigene GmbH auszugründen, mit großer Mehrheit zugestimmt. Das Verwaltungsratsmitglied Christian Geiser, ein umstrittener Mann aus Schäfers Team, wurde auf Antrag nach einer langwierigen Debatte abgewählt.





Quelle: kicker-online