„Wir machen das ja nicht mit Absicht“


Die Freude über einen ganz persönlichen Befreiungsschlag war ziemlich rasch tiefem Frust gewichen. Als Haris Seferovic eine gute halbe Stunde nach dem Abpfiff aus der Kabine zum an der Stuttgarter Arena parkenden Mannschaftsbus schlich, war aus dem wie losgelöst über sein erstes Tor dieses Kalenderjahres jubelnden Mittelstürmer ein geknicktes Abbild der nächsten Frankfurter Ernüchterung in der Fremde geworden. „Es ist immer das Gleiche“, klagte Seferovic und formulierte einmal mehr eine von den Eintracht-Profis im Zwei-Wochen-Takt wiederholte Forderung: „Wir müssen die Fehler abstellen.“



Wie in der Rückrunde schon in Freiburg, Mainz und Köln gelang das auch in Stuttgart nicht. „Die erste Halbzeit waren wir gut im Spiel“, meinte Seferovic. „In der zweiten Halbzeit waren wir nicht mehr so aggressiv, haben die Leute laufenlassen. Dann steht es plötzlich 1:1, dann 2:1.“ Dass der trotz des Treffers seiner tollen Hinrundenform weiter hinterherlaufende Angreifer meinte, danach habe man sich „irgendwie schon aufgegeben“, war ebenso bedenklich wie bezeichnend. Warum die Eintracht schon wieder auf derart haarsträubende Weise auseinanderfiel, konnten sich die Spieler selbst nicht erklären. „Wir machen das ja auch nicht mit Absicht“, beteuerte Kevin Trapp. „Wir waren alle felsenfest davon überzeugt, dass wir heute gewinnen. Man hat auch gemerkt, dass Stuttgart ja so was von verunsichert war, bei denen lief nichts zusammen.“

Das 1:0 durch Seferovic (53. Minute) habe der Eintracht dann eigentlich auch noch in die Karten gespielt. „Wir hatten alle Trümpfe in der Hand“, wusste der im Tor stehende Kapitän. Und dann ließ sich die Eintracht wieder binnen weniger Minuten zwei Tore einschenken, von schwer verunsicherten und völlig harmlosen Stuttgartern, in Person des bis dahin abgemeldeten Stürmers Daniel Ginczek. Worauf zehn Minuten vor Schluss durch Alexandru Maxims 3:1 die endgültige Entscheidung folgte. „Es waren wieder diese zehn Minuten. Wir haben ein paar Minuten gepennt, nicht dagegengehalten“, meinte Timothy Chandler, der selbst Maxims Vorlagengeber Filip Kostic einfach laufen ließ.

Trapp wiederum hatte zumindest vor dem ersten Gegentreffer eine unglückliche Figur abgegeben – wäre er rechtzeitig herausgelaufen, hätte er Maxims zu steilen Pass abfangen können. „Ich war in der Rückwärtsbewegung, bin dann zu spät nach vorne einen Schritt zu spät gekommen“, erklärte er, der mit etwas mehr Entschlossenheit Ginczek vielleicht auch an dessen zweiten Tor hätte hindern können. Trapp ärgerte sich über diese Treffer in den eigenen Kasten, fast noch mehr aber über den Bruch bei der Eintracht. „Du kannst ja auch ein Gegentor kriegen. Du musst nur trotzdem dein Spiel weiterspielen“, tadelte er und stellte als Folge des ständigen Auseinanderfallens in der Ferne fest: „Das ist jetzt auch eine Kopfsache.“

Vielleicht sei es ganz gut, dass jetzt wegen der Länderspiele zwei Wochen Pause ist. „Danach geht es zu Hause gegen Hannover“, wusste Trapp. „Und dann werden die Auswärtsspiele ja nicht leichter.“ Im April geht es nach München und Dortmund. Auch das immerhin hat etwas Gutes. Über Niederlagen dort müsste man sich im Frankfurter Lager immerhin nicht so massiv ärgern wie über all’ die Pleiten nach dem Stuttgarter Muster.



Quelle: fnp.de