„Wir haben die einmalige Chance, vorne anzugreifen“


Der Frankfurter Sportdirektor Bruno Hübner hat keinen Bammel vor dem „typischen Eintracht-Spiel“ in Köln, sondern glaubt an die Möglichkeit, gen Europa zu streben. Derweil steht Bastian Oczipka kurz vor einer Vertragsverlängerung.



Im ersten Moment scheint Bruno Hübner ein klein wenig irritiert. „Angst?“, fragt er und man hört den Unglauben in seiner Stimme. Doch dann lacht der Sportdirektor der Frankfurter Eintracht. „Nein, nein“, antwortet er, „Angst haben wir nicht vor dem Spiel.“ Hätte aber gut sein können.

Der Manager weiß, in welche Richtung die Frage zielte. Denn die nächste Begegnung ist für Eintracht Frankfurt wie gemacht, um sie zu vergeigen. Am Sonntag reisen die Hessen nach Köln, zum ins Schlingern geratenen Aufsteiger, der nicht mehr wirklich viel gebacken bekommt auf den Spielfeldern der Republik. Rund ums Geißbockheim hat sich die Stimmung rapide verschlechtert, nach der fast schon desaströsen Leistung im Pokal am Dienstag beim SC Freiburg (1:2) hat Trainer Peter Stöger seine Verlierer ordentlich zusammengefaltet. Die in immer größer werdender Abstiegsgefahr schwebenden Rheinländer warten nun seit fünf Bundesligaspielen auf einen Sieg, sie haben in jenen fünf Partien genau zwei Tore geschossen. Zu Hause sind die Kölner nun auch nicht unbedingt eine furchteinflößende Institution, die Tabelle weist sie in diesem Segment auf Rang 17 aus (nur Stuttgart ist noch schlechter), bisher konnten sie im eigenen Haus nur einmal gewinnen, am achten Spieltag gegen Borussia Dortmund.


Merkwürdige Wankelmütigkeit

Da kommt Eintracht Frankfurt gerade recht. Die Hessen helfen den Beladenen und Sorgenvollen gerne auf die Beine. Das hat Tradition in Frankfurt. Und diese setzt auch die aktuelle Mannschaft bisher mit Verve fort. In dieser Saison war das Ensemble von Trainer Thomas Schaaf schon häufiger mal der gern gesehene Aufbaugegner. In Paderborn, gegen Stuttgart, Hannover, Berlin und auch in diesem Jahr bereits gegen Freiburg und Mainz. Hübner weiß das natürlich, diese merkwürdige Wankelmütigkeit hat die Eintracht eine bessere Platzierung gekostet.

Daher sei eine Niederlage gegen Köln „eigentlich typisch für Eintracht Frankfurt“, wie Hübner anmerkt. Er besteht aber auf dem Einschub „eigentlich“. Denn der 54-Jährige glaubt, einen anderen Geist in seiner Mannschaft entdeckt zu haben. „Ich spüre das“, sagt der Sportchef. „Es ist eine andere Stimmung in der Mannschaft. Die Spieler sind sich darüber bewusst, dass wir vorne angreifen können, wenn wir da gewinnen. Die Mannschaft weiß um den Stellenwert des Spiels. Das ist eine einmalige Chance, jetzt nachzulegen und dranzubleiben.“

Hübner führt die übrigen Partien des Spieltags zur Untermauerung seiner These an. Der leicht schwächelnde FC Augsburg etwa, mit 35 Punkten auf Rang sechs liegend, muss beim bemerkenswert starken VfL Wolfsburg antreten.

Die TSG Hoffenheim (Platz 7, 33 Zähler) gastiert beim FC Schalke 04 (Rang 5, 35 Punkte). Unter Umständen könnten sich die Frankfurter da dick ins Geschäft mogeln. „Das ist eine super Ausgangsposition, dann wären wir voll dabei“, befindet Hübner. Zumal in der kommenden Woche der Neuling SC Paderborn nach Frankfurt kommt. Gefahr droht allerdings von hinten, Borussia Dortmund erwartet der Sportdirektor weiter auf der Überholspur. „Der BVB ist ein Kandidat für die ersten sieben Plätze. Ganz klar.“

Hübner glaubt, dass die Eintracht auch deshalb gut gewappnet sei, weil sie gegen den HSV am vergangenen Samstag „die richtige Reaktion“ gezeigt hat. Nach der Schlappe in Mainz war ja Feuer unterm Dach. „Es war schon Unruhe da, im Endeffekt muss man aber sagen, dass das konstruktiv war“, findet Hübner. Die Mannschaft habe sich jeden Tag mit der so schmerzhaften Niederlage und der enttäuschenden Leistung auseinandersetzen müssen. „Das hat uns nicht geschadet.“ Die Frage wird nur sein, ob dieser Trend anhält oder die Eintracht in alte Muster zurückfällt.


Balajew wird Nummer zwei

Abseits der wöchentlichen Entwicklung auf dem Rasen, stellt der Sportchef die Weichen auf personeller Ebene. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht da neben Carlos Zambrano auch der Name Bastian Oczipka. Der Linksverteidiger steht kurz vor seiner Vertragsverlängerung, nur Details müssen geklärt werden. „Fix ist noch gar nix“, sagte der 26-Jährige der FR. „Aber wir sind in sehr guten Gesprächen.“ Die stehen vor dem Abschluss. Oczipka wird Frankfurter bleiben.

Hübner wird zudem in Absprache mit Trainer Thomas Schaaf entscheiden, ob die Option auf eine Vertragsverlängerung bei Takashi Inui gezogen wird. Sollte der Japaner seine zuletzt ansprechende Form halten können, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch. Bei Lucas Piazon streben die Frankfurter ein weiteres Ausleihgeschäft mit Chelsea London an. Ob das gelingen wird, ist schwer zu sagen.

Klarer ist die Situation bei Felix Wiedwald. Der Ersatztorwart wird die Eintracht am Saisonende mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlassen und zu seinem Heimatklub Werder Bremen zurückkehren. Die Eintracht will die bisherige Nummer drei, Emil Balajew, zum Trapp-Ersatz befördern. „Er hat sich gut entwickelt“, sagt Hübner.





Quelle: fr-online.de