Schaaf hofft auf etwas weniger Spektakel

Ein guter Start in die Rückrunde würde in Frankfurt wieder Träume vom internationalen Fußball aufkommen lassen. Die Vorzeichen stimmen: Gegen keinen anderen Gegner gab es so viele Siege wie gegen den SC Freiburg.



Die Papierform könnte besser kaum sein. Wenn Statistiken einen Einfluss auf das Spielgeschehen haben, dann wird die Frankfurter Eintracht den Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga an diesem Samstag beim SC Freiburg zumindest nicht verlieren, höchstwahrscheinlich sogar gewinnen. Gegen keinen Bundesligagegner weist die Eintracht eine höhere Siegquote auf – 48 Prozent aller Begegnungen mit den Breisgauern (elf von 23) gewann sie.

Und Trainer Thomas Schaafs persönliche Bilanz mit den Freiburger fällt noch viel besser aus – bei 19 Bundesligaspielen gegen den SC verließ er nur dreimal als Verlierer seine Trainerbank. Gegen keinen Erstligaklub holte Schaaf mehr Punkte, im Schnitt 2,2 pro Spiel.

Schaaf muss lächeln, als er auf die Erfolgszahlen angesprochen wird: „Da kann man sich schön was zusammenbasteln.“ Aber Papier ist geduldig, der Eintracht-Trainer gibt nicht viel darauf, was dort aufgelistet ist. Er sagt: „Auf die Vergangenheit ist kein Verlass. Man muss sich alles neu erarbeiten.“ Dazu hatten er und die Eintracht in den vergangenen Wochen reichlich Zeit.


Schaaf will mehr Aktivität der Spieler

Vor allem die Stabilisierung der Abwehr stand auf dem Programm. Schaaf mag zwar lieber ein 4:4 als ein 0:0, aber 34 Gegentore in der Hinrunde sind auch ihm zu viel Spektakel gewesen. „Wir haben natürlich die Zeit in der Winterpause genutzt, um zu schauen, wo die immer wiederkehrenden Fehler lagen, und um die Lehren daraus zu ziehen. Aber das ist sehr schwer, weil wir erkannt haben, dass es viele Punkte sind. Man kann nicht einfach sagen, es ist ein Detailstück, das man auswechselt, und dann hat man es.“

Einen Kardinalfehler allerdings gibt es doch, aber der ist durch keine sportliche Übung abzustellen: „Wir sind zu oft Zuschauer.“ Damit meint er, dass seine Spieler zu häufig ihren Einsatz verpassen. „Wir bringen uns zu oft selbst in Verlegenheit, weil wir zu spät agiert oder schlecht reagiert haben.“ Zum Beispiel bei Ballverlust nach einem schlechten Pass. „Daran haben wir in der Vorbereitung gearbeitet. Aktiv zu sein, den Nebenmann mitzunehmen, sowohl auf dem Platz, aber auch in der inhaltlichen Diskussion danach.“ Schaaf sieht die vielen Gegentore nicht vornehmlich als Problem der Abwehrkette, sondern als Problem der ganzen Mannschaft. Alex Meier gibt ihm recht. „Auch wir Stürmer müssen Defensivarbeit leisten, wenn wir uns in diesem Punkt verbessern wollen“, sagte er dem Internetmagazin der Deutschen Fußball Liga.




Finanzielle Lage weiter schwierig

Dennoch ist Schaaf froh darüber, dass er nicht nur dem gesteigerten Verteidigungswillen Meiers vertrauen muss, sondern auch wieder auf das Können von Abwehrchef Carlos Zambrano setzen kann. Nach seinem Außenbandriss hat er das Aufbauprogramm perfekt absolviert, so dass auch der kritische Schaaf sagt: „Carlos ist einsatzfähig.“

Da zudem der Japaner Hasebe (wie sein Landsmann Inui) in guter Form vom Asiencup zurückgekehrt ist, wird für einen Stammspieler der Hinrunde kein Platz in der Startelf sein – für Marco Russ. Es sei denn, Schaaf entschließt sich, Junioren-Europameister Marc Stendera aus dem Team zu nehmen. Russ wäre die Sicherheitsvariante im defensiven Mittelfeld, Stendera die mutige. An der Aufstellung wird man erkennen können, ob sich der Eintracht-Trainer mehr über die Angriffswucht seiner Mannschaft freut oder sich eher über ihre Verteidigungsschwäche grämt.

Ein kleines Indiz verriet Schaaf bei der Beantwortung der Frage, ob er wieder mit einem 1:1 oder 0:0 rechne, so gingen die letzten Spiele in Freiburg aus. „Bei uns ein 0:0-Spiel? Wie soll das denn gehen?“ Noch ist Schaaf angesichts der vielen Gegentore zu Selbstironie fähig. „Na klar wollen wir in der Offensive was zeigen. Unser Anspruch ist, dass vorne nicht die Null steht. Unsere Spiele haben sich nicht dadurch ausgezeichnet, dass hinten oft die Null stand. Wir wollen auf jeden Fall etwas aus Freiburg mitnehmen“, sagt der Eintracht-Trainer.

Dass gleich eine englische Woche ansteht, mit dem VfL Wolfsburg als Gegner am Dienstag und dem FC Augsburg am kommenden Sonntag, hält er für günstig: „Umso schneller kommen wir wieder rein.“ Wenn der Eintracht ein guter Start gelänge, dann würde automatisch wieder auf einen Platz im internationalen Geschäft spekuliert werden. Einige Spieler haben während der Winterpause die Europa League als Ziel ausgegeben. Schaaf stört das nicht. „Es ist kein Fehler, das zu sagen, aber es ist völlig irrelevant. Wir können Tag und Nacht drüber reden, aber wir werden das nicht lösen. Was wir lösen können, ist die Aufgabe in Freiburg.“ Nicht mehr zu Lösungen wird Jan Rosenthal beitragen. Die Eintracht stellte den 28 Jahre alten Mittelfeldspieler frei. Rosenthal hofft offenbar auf ein Engagement auf Leihbasis bei Darmstadt 98.





Quelle: faz