Noch einmal zusammenreißen

Die auswärts schwächelnde Frankfurter Eintracht ist darauf angewiesen, ihr Heimspiel gegen Hannover 96 zu gewinnen, um sich endgültig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. SGE-Sportdirektor fordert dafür eine robuste Mentalität ein.



Am Montag, 15 Uhr, wird der Frankfurter Fußballlehrer Thomas Schaaf seine Mannschaft auf den Trainingsplatz bitten, mit der ersten Einheit der neuen Woche beginnt auch die intensive Vorbereitung auf das nächste Heimspiel gegen Hannover 96. Natürlich sind die Reihen gelichtet, einige Spieler sind mit ihren Auswahlmannschaften unterwegs, erst am Mittwoch wird ein geregelter Betrieb wieder möglich sein.

Und doch ist die Partie am Samstag für die Frankfurter Eintracht keine ganz unwichtige. Es geht nicht mehr darum, große Pläne zu schmieden, wie man doch noch zum Angriff auf die internationalen Startplätzen blasen kann, dieser Zug ist wegen der fehlenden Konstanz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne die Eintracht abgefahren. Nein, die Mannschaft von Trainer Schaaf muss nun zusehen, so schnell wie möglich die nötigen Punkte zusammenzuklauben, um in ruhigen Bahnen dem Saisonende entgegenzusteuern. Drei Punkte sollten genügen, um auf der sicheren Seite zu sein, mit 37 Zählern ist kaum ein Team abgestiegen in den vergangenen Jahren, zumal die Kellerkinder nun auch nicht vor Stärke strotzen. Für die Eintracht ist die Möglichkeit, am Samstag den entscheidenden Schritt zu gehen, eine gute. Nicht, weil Hannover 96 arg am Schwächeln ist (das würde eher gegen einen Eintracht-Erfolg sprechen), sondern weil die Frankfurter vor heimischem Publikum zuletzt eine wahre Macht waren. Die letzten sieben Partien im Stadtwald gingen nicht verloren, fünf haben die Hessen gewonnen, die letzten drei in Serie. Die letzte Niederlage in der WM-Arena setzte es gegen Bayern München im November (0:4). Da muss man vor den Niedersachsen keine Angst haben, schließlich beschränkt sich ja diese seltsame Eintracht-Schwäche gegen die Hilfesuchenden auf Begegnungen in der Fremde. Zu Hause sind zuletzt zwei astreine Abstiegskandidaten (Paderborn, 4:0; Hamburg, 2:1) souverän bezwungen worden.



In dieser Saison steht für die Eintracht-Profis aber auch ein bisschen was auf dem Spiel, denn die Sportliche Leitung überlegt sehr ernsthaft und seriös, an wichtigen Punkten im Kader Veränderungen herbeizuführen. Denn die Mentalität ist den Verantwortlichen zusehends ein Dorn im Auge. Dieser kollektive Einbruch bei kleinsten Widerständen ist für die Eintracht-Macher nicht mehr hinzunehmen. Und das ist nachvollziehbar.

Die Frage ist ja nur, weshalb das Ensemble bei den geringsten Hürden in sich zusammenfällt. Sicherlich fehlen dem Team einige Typen, die sich auflehnen, die auch mal Zeichen setzen und durch Lautstärke wachrütteln können. Das sind natürlich Eigenschaften , die nur dann auffallen, wenn es nicht so läuft. Wenn es läuft, ist aber ohnehin kein Lautsprecher gefragt. Aber auch bei den Testspielen fällt immer wieder mal auf, dass es beim Gegner zumeist sehr viel lauter und lebendiger zugeht. Sportdirektor Bruno Hübner hat schon angedeutet, bei der Auswahl der neuen Spieler ein wachsameres Auge auf die Charaktereigenschaften zu legen. Eine gewisse mentale Robustheit soll in die Mannschaft getragen werden. Denn vieles ist zu gleichförmig, zu flach, zu vorhersehbar. Und manch einer fragt sich auch, ob die professionelle Einstellung bei allen Spielern so gegeben ist wie sie sein müsste: Nächtliche Touren durch Frankfurter Clubs haben sich im Vergleich zu früher gehäuft.

Oder aber die Wahrheit ist eine ganz andere: Vielleicht stimmt es nicht mehr im Staate Eintracht, vielleicht ist das Binnenklima nicht mehr so wie es sein soll, vielleicht ist das Team nicht mehr eine solche Einheit wie in den Jahren zuvor. Oder das Verhältnis zu den Vorgesetzten ist gestört.

Sei es wie es sei: Die Mannschaft jedenfalls steht auf dem Prüfstand, sie sollte sich für das Heimspiel gegen Hannover 96 noch einmal zusammenreißen, einen Sieg einfahren und damit den Deckel auf eine Saison stülpen, die als eine Spielzeit der verpassten Möglichkeiten in die Annalen eingehen könnte. Danach folgen schwere Brocken, Bayern München, Borussia Mönchengladbach, in Dortmund und in Bremen. Andererseits: Schlimmer als auswärts gegen die Leichtgewichte kann es ohnehin nicht kommen.





Quelle: fr-online