Meier trifft für die Kanone, Valdez fürs Herz


Ist Paderborn zu schwach für die Bundesliga? Bei Eintracht Frankfurt hat der Aufsteiger nicht den Hauch einer Chance. Das nutzt Torjäger Meier für den Ausbau seiner Führung in der Torschützenliste. Und Nelson Valdez meldet sich mit einem Zaubertor zurück.



Das Strahlen wollte gar kein Ende nehmen. Es schien, als sei Nelson Valdez an diesem Samstag der glücklichste Mensch der Welt. Sieben Minuten erst war der Rückkehrer des Jahres im Spiel – dann schlug er zu. Mit viel Gefühl zirkelte der Stürmer aus Paraguay den Ball als Heber über Lukas Kruse hinweg ins Paderborner Tor (82. Minute). 4:0 – die ungleiche Partie zwischen der Frankfurter Eintracht und dem SC Paderborn, die eigentlich schon nach dem Auftakttor durch Alexander Meier (27.) entschieden war, hatte ihre finale Schlusspointe. Knapp sieben Monate nach seinem Kreuzbandriss, den sich Valdez ohne gegnerische Einwirkung am zweiten Spieltag in Wolfsburg zugezogen hatte, hatte sich der 31 Jahre alte Stürmer in der Bundesliga zurückgemeldet.

„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagte Valdez nach der Frankfurter Lehrvorführung gegen überforderte Paderborner. „Mir sind so viele Steine vom Herzen und vom Körper gefallen.“ All die Fron, all die Mühen, sich in der Reha gequält und zurückgekämpft zu haben, hatten sich gelohnt. Mit einem Schmunzeln erklärte Valdez, warum er sich ausgerechnet zu einer Bogenlampe entschlossen hatte: „Ich kann ja noch gar nicht so fest schießen.“


Meier zum Neunzehnten

Fest schießen, auch und vor allem mit der Innenseite des rechten Fußes, das kann bei der Eintracht keiner so gut wie Alexander Meier. In der 26. Minute hämmerte der erfolgreichste Frankfurter Torschütze den Ball nach einem Freistoß an den rechten Pfosten. Sechzig Sekunden später entschied er sich ungewöhnlicherweise für den Kopf, um seine in allen Belangen überlegene Mannschaft in Führung zu bringen. Als Vorbereiter gefiel der technisch beschlagene Marc Stendera, der in der Folge so frei war, vor dem Halbzeitpfiff für allseits klare Verhältnisse zu sorgen. Beim 2:0 des Youngsters war es dann Meier, der die Vorarbeit leistete (42.).

Das siebte ungeschlagene Heimspiel in Folge nahm vor 46 000 Zuschauern auch deshalb unbeirrt seinen Lauf, weil sich der SC Paderborn als nicht konkurrenzfähiger Gegner erwies. Bevor Valdez Tor Nummer vier erzielte, im Überschwang des Jubels sein Trikot vom Leib riss und dafür aufgrund des Regelwerks Gelb sah, hatte Stefan Aigner, glänzend von Stendera bedient, zum 3:0 getroffen (55.). In schonungsloser Offenheit sagte der Paderborner Aufstiegstrainer André Breitenreiter in seiner Analyse: „Heute kann ich meine Hand nicht schützend über meine Spieler halten. Wir haben wie ein Absteiger gespielt. Das hat mit Erster Bundesliga nichts zu tun.“

Erstklassig – das war nicht nur die Art und Weise, wie sich Meier aus der Offensive immer wieder zurückfallen ließ und sich in den Dienst der Eintracht stellte. Erstklassig und spitze ist, dass der von den Frankfurter Fans als „Fußballgott“ gefeierte Meier nun schon 19 Tore auf seinem Konto hat. Doch erwartungsgemäß ließ er sich auf die spekulativen Fragen der Reporter nach dem zukünftigen Gewinner der Torjägerkanone nicht ein. „Der Robben macht es. Nächste Woche spielt er wieder für die Bayern.“

In der nächsten Woche, beim Auswärtsspiel in Stuttgart, wird Bastian Oczipka ein weiteres Mal für die Eintracht im Einsatz sein. Und wenn sich der 26 Jahre alte Linksverteidiger nicht verletzt, wird er es nach den Vorstellungen der Frankfurter Verantwortlichen auch in den kommenden drei Jahren sein. Kurz vor dem Anpfiff wurde offiziell verkündet, was schon lange kein Geheimnis mehr war: Am Freitag wurde nach längerem Hin und Her der neue Dreijahresvertrag unterzeichnet, der Oczipka bis zum 30. Juni 2018 an die Hessen bindet. „Wir freuen uns sehr, dass Basti sich entschieden hat, den Weg mit der Eintracht weiterzugehen“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner. „Wir haben es geschafft, eine weitere tragende Säule von Eintracht Frankfurt längerfristig an uns zu binden. Er hat über die letzten Jahren hinweg eine sehr gute Entwicklung genommen.“


Bruchhagen spricht von Sieg für Klassenverbleib

Als Oczipka nach dem 4:0 Rede und Antwort stand, hörte Heribert Bruchhagen aufmerksam zu. Gefallen haben dürfte dem Vorstandsvorsitzenden die Passage über den zukünftigen Weg der Eintracht. Oczipka sagte, angesprochen auf den zurückeroberten achten Tabellenplatz, nur zwei Punkte hinter Rang sieben liegend, der aller Voraussicht nach für internationale Spiele berechtigt: „Das ist ja Wahnsinn. In der einen Woche geht es um die Europa League, in der anderen Woche geht es um den Abstieg.“

Bruchhagen beließ es in seinem Kurzstatement damit, von einem „richtungweisenden Sieg mit Blick auf den Klassenverbleib“ zu sprechen. „Heute ist im gesamten Verein eine große Erleichterung zu spüren.“ In höchstem Maße entspannt und zufrieden präsentierte sich nach dem ungefährdeten 4:0 auch Peter Fischer. Der Präsident der Eintracht hatte neben dem strahlenden Rückkehrer Valdez wirklich allen Grund, sich über diesen 14. März ganz besonders zu freuen: Es war sein 59. Geburtstag.





Quelle: faz.net