Wintervorbereitung

Aydemir ist der Gewinner beim HFC



Mit drei Treffern in der Vorbereitung macht der Angreifer des Halleschen FC den Etablierten Dampf und bringt sich für die Startelf ins Gespräch. Das Trainingslager in der Türkei hat Selim Aydemir vorangebracht.


Selim Aydemir saß auf der Spielfläche des Kunstrasenplatzes am Sandanger. Die Beine gerade nach vorn gestreckt, versuchte er mit den Händen seine Füße zu fassen und sich zu dehnen. Das war kein Problem, aber wichtig für die nächste Übung, die Trainer Sven Köhler angesagt hatte: Flankenläufe mit Torabschluss waren gefordert. „Wer verschießt, macht 20 Liegestütze“, lautete die Anweisung des Trainers.

Selim Aydemir musste irgendwie eine Ahnung gehabt haben, dass ihm die Dehnübungen gleich doppelt nützen würden, denn ehe er das erste Mal den Ball im Netz versenkte, hatte er schon 60 Liegestütze in Armen und Beinen.

Zwei Tore gegen Hertha BSC

Die vergebenen Chancen waren allerdings untypisch für den Offensivspieler des Fußball-Drittligisten Hallescher FC. Denn in der Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde hat er bewiesen, dass er eigentlich genau weiß, wo die Bälle hin müssen. Er traf beim 3:1-Sieg gegen Hertha BSC gleich zwei Mal und schoss beim 2:1-Erfolg gegen den Schweizer Zweitligisten Servette Genf im Trainingslager den Siegtreffer.

Kein Wunder, dass der 24-Jährige vor dem Start in die Punktspiele vor Selbstvertrauen nur so strotzt und forsch formuliert: „Mein Anspruch ist die Startelf, auch wenn ich derzeit vielleicht noch keine 90 Minuten durchhalte.“ Der Trainer hört solche Worte natürlich gern und bestätigt: „Er ist ganz nah dran an der Startelf. Für ihn sprechen eindeutig die Tore, die er in den Vorbereitungsspielen erzielt hat.“ Und weiter: „Zudem ist er sehr variabel einsetzbar. Im Angriff kann er auf allen Positionen spielen.“



Selim Aydemir ist der Gewinner der Wintervorbereitung. Er will in den verbleibenden 16 Punkt- und vielleicht noch drei Landespokal-Spielen seine bisherige Seuchensaison vergessen machen.

Zur Erinnerung: Nach einem Jahr ohne Einsätze beim Zweitligisten VfR Aalen hatte Aydemir bis zum sechsten Spieltag gebraucht, um beim HFC den Sprung in die Startelf zu schaffen. Doch bereits nach 25 Minuten beendete in Unterhaching eine Zerrung dieses Debüt. Drei Wochen später in Cottbus das gleiche Malheur - wieder drei Wochen Pause. Und am ersten Trainingstag danach ein Mittelfußbruch. Dabei kamen sogar vier Monate Pause zusammen.

Die Saison abhaken kam für ihn dennoch nicht in Frage. „Es ist ein echt bescheidenes Gefühl, wenn du als Fußballer wochenlang auf der Tribüne sitzt und der Mannschaft nicht helfen kannst. Aber vielleicht habe ich genau deshalb den Glauben an mich selbst nicht verloren“, sagt er.

In kleinen Schritten aufbauen

Die Leidenszeit ist verdrängt. Die Muskeln halten der Belastung wieder stand. Den Nagel in seinem operierten Fuß spürt er nicht mehr. Selbst der von vielen Fußballern gehasste Belag eines Kunstrasenplatzes macht ihm nichts aus. „Ich fühle mich gut. Das Trainingslager in der Türkei mit den vielen Einheiten in recht kurzen Abständen hat mich mächtig vorangebracht“, sagt Aydemir . Trotzdem reichte es bislang noch nicht über - wenn auch erfolgreiche - Kurzeinsätze von kaum mehr als 20 Minuten hinaus. „Bislang war ich dankbar für jede Minute Einsatzzeit, die mir der Trainer gegeben hat. Jetzt können es aber durchaus mehr werden.“

Trainer Köhler macht ihm Hoffnung: „Drei Verletzungen innerhalb kürzester Zeit schüttelt kein Spieler so einfach aus der Jacke. Deshalb war es wichtig, Selim in kleinen Schritten wieder aufzubauen - und er zieht mit.“

Quelle: MZ