Der Unwiderstehliche Sören Bertram


Nach seinem tollen Solo über den halben Platz schießt Sören Bertram (l.) mit dem Außenrist das 2:1 für den HFC.

Der Hallesche FC zeigt beim Sieg in Dresden eine überzeugende Vorstellung. Doch ein Spieler ragt noch heraus: Torschütze Sören Bertram. Trainer Sven Köhler fasst es zusammen: „Das ist der Sören Bertram in Topform, wie wir ihn sehen wollen. Endlich ist er wieder auf diesem Level.“

In den Katakomben des Dresdner Stadions gibt es einen direkten Zugang von der Gästekabine zum Pressekonferenz-Raum. Dort hatte gerade HFC-Trainer Sven Köhler nach dem Drittliga-Fußball-Spiel geschwärmt, wie „eindrucksvoll und zielstrebig“, sein Team zum 3:2-Sieg über Dynamo gestürmt war. Dann war der offizielle Teil beendet. Dresdens Sportdirektor Ralf Minge wurde von Dresdner Reportern an eine Wand gedrängt und sollte seine Sicht über die Gründe der „handfesten Krise“, wie er zugab, debattieren. Köhler dagegen konnte im kleinen Kreis ganz gelöst noch einmal die Glanzvorstellung analysieren. Und er sagte dabei auch Folgendes: „Das ist der Sören Bertram in Topform, wie wir ihn sehen wollen. Endlich ist er wieder auf diesem Level.“

Minuten später lösten sich die Gesprächsrunden auf. Da steckte jener Sören Bertram beinahe unbemerkt seinen Kopf durch die Tür an der Rückseite. Fasziniert blickte er auf den Fernseher oben in der Ecke. Dort war die Videotext-Tabelle der dritten Liga als Standbild eingeblendet: Platz neun: HFC, 43 Punkte. Mit Sicherheit hat Halles Mittelfeldspieler den Abstand nach oben taxiert - neun Punkte zu Platz drei. Was wäre eigentlich möglich gewesen, wenn er früher auf dem Niveau des Samstags gespielt hätte, wenn ihn zwei schwere Verletzungen zuvor nicht wochenlang zurückgeworfen hätten?

Sören Bertram: „Ich wollte das Tor unbedingt“

Vielleicht hat Bertram darüber sinniert. Aber erst einmal freute er sich über seinen Sahne-Tag mit einem ganz speziellen Höhepunkt: das Tor zum 2:1 in der 37. Minute. Nach Zuspiel von Andy Gogia schnappte er sich den Ball kurz hinter der Mittellinie, umkurvte in einem unwiderstehlichen Solo-Sturmlauf gleich fünf hilflose Dynamo-Statisten und vollendete mit dem linken Außenrist. 25.391 Zuschauer staunten. Ein Tor zum Zungeschnalzen, ein „Tor des Monats“ wert. „Ich habe am Tag zuvor im Training so ein ähnliches Ding gemacht. Als ich dann unterwegs war, dachte ich: ,Probier’ es.‘ Und dann im Strafraum habe ich auch nicht mehr nach irgendwelchen Mitspielern geschaut. Ich wollte gar nicht mehr abspielen, sondern nur dieses Tor“, erzählte Bertram von der außergewöhnlichen Szene.

„Ich wollte auch etwas für mein Scorerkonto tun“

Er garnierte seine Leistung nicht nur mit seinem ersten Saisontor, sondern auch mit den Torvorlagen per Freistoß zu den Kopfballtreffern von Marcel Franke (17. Minute/1:1) und Timo Furuholm (52./1:3). „Ich wollte auch etwas für mein Scorerkonto tun, im Vergleich zu Andy Gogia und Timo Furuholm bin ich in dieser Saison da ja einiges im Rückstand“, meinte Bertram lachend mit Blick auf den neunfachen und den nun zehnfachen Torschützen im Team.

Elf Treffer hatte er selbst in der vergangenen Serie gemacht. Und niemanden ärgert es mehr als ihn selbst, dass ihn diesmal die Verletzungen (Syndesmosebandriss, Armbruch) lange nicht in Schwung kommen ließen. Und wenn am Sonnabend nach seiner Vorarbeit Maximilian Jansen nicht nur den Pfosten getroffen hätte (14.), oder der starke Tim Kruse mit seinem tollen Kopfball (84.) nicht an Dynamos Torwart Patrick Wiegers gescheitert wäre, hätte Sören Bertram sogar fünf Torbeteiligungen an einem Tag gesammelt.

Spätestens jetzt dürfen sie beim HFC froh sein, dass der Vertrag des 23-Jährigen noch bis 2016 läuft. Der Blondschopf gilt als Korsettstange für die nächste Saison. Doch sein Tor-Solo könnte durchaus Begehrlichkeiten geweckt haben.

Situation: Klassenerhalt perfekt

Der Hallesche FC hat mit dem Sieg in Dresden und nun 43 Punkten den Klassenerhalt auch rechnerisch perfekt. Grund: Die Mannschaften im Hinterfeld nehmen sich noch untereinander Punkte weg. 43 Zähler reichten außerdem seit Bestehen der dritten Liga ab der Saison 2008/09 immer, die Klasse zu halten.
Der Klub steuert gleichzeitig auf sein bestes Ergebnis in seiner dritten Drittliga-Saison zu. Im Premierenjahr 2012/13 hatte er am Ende 46 Punkte und war Zehnter. In der letzten Saison kam die Mannschaft von Sven Köhler auf 51 Punkte und war Neunter. Am 30. Spieltag standen damals 42 Punkte zu Buche.

Quelle: MZ