Böger setzt auf „Löw-Prinzip“


Vor der Saison, wie hier im Trainingslager in Pockau, machte Stefan Kleineheismann als Stammkraft in der HFC-Abwehr auf sich aufmerksam.

Wie das Nationalteam bei der WM setzt auch der HFC unter Trainer Stefan Böger auf eine Innenverteidiger-Kette. Zur Freude von Stefan Kleineheismann.

Nach einer guten Stunde lockeren Trainings hatte die erste Elf gestern ihr Pensum erfüllt. Die HFC-Spieler, die bei der Partie in Großaspach am Dienstag von Beginn an gespielt hatten, durften auslaufen und anschließend mit Massagerollen ihre Muskeln auflockern. Regeneration war angesagt, schließlich soll in den gerade laufenden englischen Wochen die Fitness nicht verloren gehen.

Während sich die erste Elf also bereits der „Massage für Arme“, wie es Co-Trainer Benjamin Duray scherzhaft nannte, widmen durfte, mussten sich die Reservespieler auf der anderen Seite des Platzes aber noch im Spiel Drei gegen Drei beweisen. Noch vor zwei Wochen hätte auch Stefan Kleineheismann diese Extraschicht einlegen müssen, gestern durfte er sich aber der Gruppe „aktive Erholung“ anschließen. Denn seit Stefan Böger das Traineramt in Halle übernommen hat, steht der Verteidiger wieder in der Stammformation des HFC.

Köhler war unzufrieden

Zu dieser hatte Kleineheismann unter Sven Köhler zuletzt nicht mehr gehört. Dabei schien der routinierte Drittliga-Profi zu Saisonbeginn in der Innenverteidigung neben Marco Engelhardt gesetzt und machte seine Sache in den ersten zwei Saisonspielen gegen Cottbus und Kiel auch ordentlich. Trotzdem setzte es zwei Niederlagen, was die Vereinsverantwortlichen zum Handeln bewegte. Mit Jonas Acquistapace wurde ein weiterer Innenverteidiger verpflichtet - Kleineheismann verlor seinen Stammplatz.

„Sven Köhler war mit meinem Spiel in Magdeburg nicht zufrieden, vor allem weil ich bei der Standardsituation vor dem 1:1 Christian Beck aus den Augen verloren hatte“, erzählt Kleineheismann. Und Köhlers Handeln kann der 27-Jährige sogar nachvollziehen, denn „wir haben ja alles verloren, da wollte der Trainer einfach einen neuen Impuls setzen“.

Das tat Köhler und baute auf Acquistapace in der Abwehrzentrale. Der agierte zwar auch nicht fehlerfrei, trotzdem blieb Kleineheismann nur noch die Reservistenrolle - gegen Wiesbaden, Dresden und Münster spielte er keine Minute.

Die Entlassung von Sven Köhler nach dem sechsten Spieltag erwies sich für den gebürtigen Fürther also als Glücksfall. Der neue Trainer Böger erklärte zum Amtsantritt, dass für ihn defensive Stabilität die höchste Priorität genieße und ließ seinen Worten Taten folgen. Er beorderte Acquistapace von der Abwehrzentrale auf die linke Verteidigerposition und besetzte die Mitte mit Kleineheismann. „Ich wollte damit die defensive Qualität noch einmal verstärken. Zudem ging es mir um körperliche Robustheit und Kopfballstärke - gerade bei der Verteidigung von Standardsituationen“, erklärt Böger, der vor seiner Zeit bei Dynamo Dresden Nachwuchs-Nationalmannschaften des DFB betreute.

Innenverteidiger spielen außen

Daher kennt er den Bundestrainer. Und die neu formierte Viererkette weckt Erinnerungen an die deutsche Nationalmannschaft. Wie Joachim Löw bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, setzt auch der HFC nun auf Innenverteidiger auf den Außenbahnen. Kleineheismann ist dabei für Böger ein wichtiger Baustein: „Er bringt eine große Grundaggressivität im Spiel Mann gegen Mann mit und genau das brauchen wir, um das eigene Tor zu verteidigen.“

Das Vertrauen in Kleineheismann und das „Löw-Prinzip“ zahlt sich bis dato aus, trotz einiger Wackler im Spiel gegen Großaspach blieb der HFC unter Böger in zwei Spielen ohne Gegentor und sammelte vier Punkte. „Unsere defensive Stabilität ist besser, das ist der Schlüssel, um unten rauszukommen“, sagt Böger.

Weiter arbeiten

Auch Kleineheismann kann sich mit der Innenverteidiger-Viererkette gut anfreunden: „In unserer Situation war es wichtig, dass wir defensiv gut stehen und bei vier Innenverteidigern ist die Defensive im Vordergrund“, analysiert er. Zumal Kleineheismann von der taktischen Maßnahme natürlich persönlich profitiert hat und wieder zum Stamm gehört: „Ich darf wieder spielen, und wir haben zweimal kein Gegentor bekommen, darüber freue ich mich natürlich.“

Nach der Degradierung unter Köhler weiß der Abwehrrecke aber auch, dass er weiter arbeiten muss, um seinen Platz in der ersten Elf nicht wieder zu verlieren: „Es war ein guter Anfang unter dem neuen Trainer, aber ich muss weiter dran bleiben“, betont Kleineheismann. Auf Extraschichten mit der Reserve kann er sehr gut verzichten.

Quelle: MZ