Doping-Ärzte kommen unangemeldet

Beim HFC wird zehn Mal pro Saison kontrolliert

Nach den Enthüllungen der Evaluierungskommission Sportmedizin Freiburg um den Doping im Fußball wird gerade heftig diskutiert. Für die Profis des HFC gehören Dopingkontrollen spätestens seit dem Aufstieg in die dritte Liga dazu.

Sören Bertram war wieder einmal dran. Unmittelbar nach dem Abpfiff der Drittliga-Partie gegen Hansa Rostock führten ihn und Marcel Baude zwei extra dafür angesetzte Schiedsrichter des Kreisverbandes Saalekreis zur Dopingkontrolle. Erst Blutabnahme, dann das lästige Warten auf den Urin. Vier oder fünf Flaschen Wasser oder Bier gehen da schon einmal drauf, ehe es läuft. „Ich bin erst kurz vor halb sechs wieder aus dem Raum raus. Also mehr als eineinhalb Stunden habe ich schon gebraucht“, sagt Bertram.

HFC-Profis geben auch Blutproben

Die Diskussionen um Doping im Fußball schlagen nach den Enthüllungen der Evaluierungskommission Sportmedizin Freiburg um die Bundesligisten VfB Stuttgart und SC Freiburg gerade wieder einmal ganz hohe Wellen. Dopingkontrollen - für die Profis des HFC sind sie spätestens seit dem Aufstieg in die dritte Liga zur Gewohnheit geworden.

Ungefähr nach einem Viertel der 38 Saisonspiele klopfen die Fahnder an die Kabinentür, nehmen Urin- und seit diesem Jahr auch Blutproben. „Wenn ich sehe, dass die Dopingärzte ankommen, stelle ich eine Kiste Bier und eine Kiste Wasser in den Kontrollraum“, sagt HFC-Mannschaftsleiter Norbert Ciornei.

Der Ablauf ist immer der gleiche, so wie auch in der ersten und zweiten Bundesliga. Pro Team werden im Lauf der ersten Halbzeit drei Spieler ausgelost. Die Kuverts bleiben verschlossen, das dritte bekommt eine Markierung als Ersatz, weil am Ende nur zwei Profis kontrolliert werden. Es könnte ja passieren, dass ein ausgeloster Spieler verletzt ins Krankenhaus muss.

Die Namen der Probanden werden den Dopingbeauftragten der beteiligten Vereine - sie stehen im Spielprotokoll - 15 Minuten vor Abpfiff bekanntgegeben. Nach dem Ende des Spiels müssen diese dann ohne Umwege in den Kontrollraum. Jeder ausgeloste Spieler wählt dort einen Sammelbecher und ein Doping-Container-Set mit eingravierter Code-Nummer aus und muss dann unter Aufsicht des Doping-Kontrollarztes seine Proben abgeben. „Die folgen dir bis zur Latrine“, sagt Bertram genervt.

Langes Warten bei Auswärtsspielen

Die Proben werden zur Analyse an die WADA-akkreditierten Labore nach Kreischa und Köln geschickt. Über die Ergebnisse wird dann zeitnah der jeweilige Mannschaftsarzt verständigt. Zumeist steht in der Nachricht nur ein Satz: Die Probe war ohne Befund. Wird etwas gefunden, drohen Sperren von zwei Wochen bis zwei Jahren.

„Ich habe das Gefühl, dass mein Nummernschild und das von Marcel Baude ein größeres Gewicht haben müssen als die anderen. So oft, wie wir kontrolliert werden“, sagt Bertram. Besonders nervig sind Kontrollen immer bei Auswärtsspielen. „Dann muss die ganze Mannschaft stundenlang auf den Teamkollegen warten, der gerade nicht kann“, sagt Tony Schmidt. „Und ist er dann da, geht das Theater weiter. Er hat in den zwei Stunden so viel Flüssigkeit zu sich genommen, dass der Busfahrer jeden Rastplatz ansteuern muss, sofern das Gefährt keine Toilette hat.“


Quelle: MZ