Die (auf fremden Plätzen) Unbesiegbaren

Der Hallesche FC eilt in fremden Stadien weiter von Sieg zu Sieg. Auch in Erfurt war das so. Und dabei scheint es egal, wen Trainer Köhler aufbietet.

Dieser Sieg ist ihm runtergegangen wie Öl. Und als dann auch noch Töchterchen Viktoria als erste Gratulantin an den Spielfeldrand rannte und ihrem Papa Marco Engelhardt einen Ball zuspielte, war sein Glück perfekt.

Der Routinier hatte mit dem Halleschen FC einen 2:1-Sieg bei seinem Ex-Verein FC Rot-Weiß Erfurt gefeiert. Ein Stück Vergangenheitsbewältigung, denn der 34-Jährige war von den Thüringern im letzten Sommer nicht gerade im Frieden geschieden. Doch das war am Sonnabend alles vergessen.

Engelhardt hatte bereits im Vorfeld des Ostderbys erklärt, was ein Erfolgsrezept sein könnte. „Wenn es bei Rot-Weiß nicht läuft, wird es schnell unruhig“, erzählte er aus eigener Erfahrung. Und er sollte Recht behalten. Als nach einer engagierten Anfangsphase der Thüringer nichts Zählbares heraussprang, erinnerten sich die Fans der zuvor erlittenen fünf Niederlagen und pfiffen ihre Mannschaft aus. Und so, wie das die Hausherren irritierte, so wach waren plötzlich die Gäste.

Tore mit Ansage

Binnen 45 Sekunden überliefen Sören Bertram und Osayamen Osawe die Abwehr der Thüringer gleich zwei Mal und bedienten sich gegenseitig zur frühen 2:0-Führung (15., 16.). Tore mit Ansage, wie man den Worten von Bertram später entnehmen konnte. „Wir wussten, dass die Erfurter Abwehrspieler bei eigenem Ballbesitz sehr weit nach vorn aufrücken. Das gab uns die Chance, sie zu überlaufen. Wir hätten vor der Pause noch das dritte Tor machen müssen, dann wäre alles geregelt gewesen“, so Bertram.

Was der Blondschopf auf der linken und sein Partner Osawe auf der rechten Seite an diesem Tag anboten, gehörte zum Besten, was die dritte Liga derzeit zu bieten hat. Denn mit ihrer Antrittsschnelligkeit laufen sowohl Bertram als auch Osawe jedem Verteidiger in dieser Spielklasse davon. Doch obwohl beide dem Spiel der Hallenser ihren Stempel aufdrückten, blieb auch Osawe selbstkritisch. „Ich habe noch eine Riesenchance ausgelassen, als der Torwart mit dem Fuß geklärt hat. Aber vielleicht hole ich das am Mittwoch nach“, sagte er.
Große Portion Selbstbewusstsein

In Osawes Worten steckte eine große Portion Selbstbewusstsein. Aber nach dem Auftritt von Erfurt sollte der Engländer mit nigerianischen Wurzeln durchaus auch gute Karten haben, am Mittwoch im Landespokal-Halbfinale beim 1. FC Magdeburg wieder in der Startelf zu stehen. „Ich würde mich freuen“, meinte er dann wieder etwas bescheidener und stimmte auch der Kritik seines Trainers zu. „Wir hätten unsere Konter noch besser abschließen müssen“, so Sven Köhler.

Trotzdem: Seiner Mannschaft eilt in fremden Stadien der Ruf der Unbesiegbarkeit voraus. Und zwar egal, wen der Coach auf den Platz schickt. Immerhin fehlten in Erfurt mit den gesperrten Ivica Banovic und Marcel Baude sowie dem verletzten Spielmacher Andy Gogia gleich drei Stammspieler. Aber selbst das konnte die vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Profis nicht vom neunten Auswärtssieg abhalten.

2:1 - der HFC siegt auch in Erfurt


Sollte der HFC am Sonntag das Heimspiel gegen die auf fremden Plätzen zweitbesten Kieler nicht verlieren, dann ist er in der Auswärtsstabelle nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

Aber daran dachte an diesem Nachmittag niemand. Denn nun war Pokalzeit. „Wir wissen, dass wir einen guten Lauf haben. Für das Selbstvertrauen war es wichtig, dass unsere Serie auch vor dem Pokalspiel hält“, sagte Verteidiger Marcel Franke. Und Daniel Ziebig stellte klar: „Dort fahren wir als Favorit hin. Und das sollten wir von Beginn auch zeigen.“

Quelle: MZ