Kommentar zur Situation beim Halleschen FC

Halbvoll statt halbleer


HFC-Trainer Sven Köhler

Die Realität beim Halleschen FC ist eigentlich erschütternd. Nach fünf Spieltagen steht der Drittligist auf einem Abstiegsplatz. Warum der letzte Auftritt bei Dynamo Dresden trotzdem Mut macht.

Es kann so einfach sein. Fußball ist oft ein simpler Sport. Gewinnst du deine Spiele, ist alles gut. Verlierst du sie, stehst du im Kreuzfeuer der Kritik. Nach der 2:3-Niederlage am Mittwoch bei Dynamo Dresden rutschte der Hallesche FC wieder auf einen Abstiegsplatz.

Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Die Tabelle zeigt gerade eine andere Momentaufnahme, aber es gibt gute Gründe, den Auftritt des HFC in Dresden als hoffnungsvolles Zeichen zu werten.

Denn: Beim Gastspiel in Dresden war dem HFC nicht so viel vorzuwerfen. Im Gegenteil. Bis zur 85. Minute machten die Hallenser ein tolles Spiel. Freilich dominierte Dynamo das Spiel. Der HFC spielte aber so, wie er spielen muss, um auch gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner mithalten zu können: Kompakt stehen. Zügig nach vorne spielen. Die wenigen sich bietenden Möglichkeiten konsequent nutzen. Das klappte eben bis zur 85. Minute. Dann verteidigte der HFC zweimal schlecht und verlor doch noch.

Muss jetzt wieder alles in Frage gestellt werden? Nein. Trotz der jetzt vier Niederlagen aus fünf Drittliga-Spielen ist die Situation jetzt anders als nach der Pleite vor zwei Wochen beim 1. FC Magdeburg. Denn im Gegensatz zur Niederlage in Magdeburg zeigte der HFC am Mittwoch überlebenswichtige Attribute. Einsatzwillen, Kampfbereitschaft, Leidenschaft.

Der Hallesche FC ist sicher keine Mannschaft, die um den Aufstieg mitspielen wird. So, wie der Kader besetzt, aber auch kein Kandidat für den Abstieg.

Sicher hilft es in den Mannschaftsbesprechungen auch, nicht nur das Negative anzusprechen. Natürlich: Jonas Acquistapace muss den Gegentreffer zum 2:2 auf seine Kappe nehmen. Und Osayamen Osawe störte beim 2:3 Giuliano Modica nicht konsequent genug. Das waren individuelle Fehler. Die kann man abstellen.

Aber: Die Einstellung hat gestimmt. Das ist positiv. Und es gibt da auch dieses Sprichwort, dass Positives vor allem hängenbleibt, wenn man es als Letztes anspricht. Also dürfen auch ruhig einmal positive Sachen angesprochen werden. Torwart Fabian Bredlow machte beispielsweise ein sehr gutes Spiel. Es war das beste bisher im HFC-Trikot. Der anfangs etwas fragwürdige erscheinende Wechsel von Trainer Sven Köhler lässt alle Kritiker verstummen. Bredlow ist erst 20 Jahre alt. Die dritte Liga ist Neuland für ihn. Das glaubt man aber kaum, wenn man beobachtet wie clever und abgeklärt der gebürtige Berliner agiert.

Zweites Beispiel: Dorian Diring. Hinter vorgehaltener Hand wurde der Franzose als Königstransfer bezeichnet. Den Beweis blieb der 23-Jährige mit Zweitliga-Erfahrung aber vorerst schuldig. Die Laufwege stimmten nicht, die Pässe kamen nicht an. Die Körpersprache: Negativ. Schon wurden die Stimmen laut, ihn als Transferflop zu bezeichnen.

Köhler blieb aber geduldig, brachte den blonden Franzosen konsequent immer wieder in der Start-Elf. Der Mittelfeldspieler zahlte es ihm jetzt mit Leistung zurück. Am Mittwoch in Dresden zeigte auch er sein bisher bestes Spiel für den HFC.

Spielt der HFC am Samstag gegen Preußen Münster genauso wie am Mittwoch in Dresden, dürfte es mit dem nächsten Dreier im heimischen Stadion etwas werden.

Ruhe bewahren. Das scheint in der momentanen Situation nicht einfach zu sein. Aber es ist der einzige Weg, um zurück in die Erfolgsspur zu finden.

Quelle: MZ