Hallescher FC gegen Holstein Kiel

„Es wird schwer, diesen Rückstand wieder aufzuholen“



Stefan Kleineheismann (Nr. 13) versucht den Ball über die Linie zu stochern. Doch Kiels Keeper hält.

Der Hallesche FC verliert auch sein zweites Saisonspiel - diesmal vor heimischem Publikum gegen Holstein Kiel. Nach dem Fehlstart wächst der Druck.

Martin Petersen musste um etwas Geduld bitten. Die Mannschaften waren längst zur zweiten Halbzeit auf den Rasen zurückgekehrt. Doch der Schiedsrichter konnte nicht anpfeifen, weil die Sprinkleranlage im Erdgas Sportpark noch ihren Dienst verrichtete. Warten war angesagt für die Kicker des Halleschen FC und von Holstein Kiel. Und dass die HFC-Verteidiger Marcel Baude und Stefan Kleineheismann wiederholt mitten im Wasserstrahl standen, vermochte sogar ein wenig Symbolcharakter zu versprühen.

Der Hallesche FC steht in der dritten Fußball-Liga nach zwei Spielen im Regen - im übertragenen Sinn. Mit 0:2 musste sich die Mannschaft von Sven Köhler Sonntagnachmittag vor 7 204 Zuschauern geschlagen geben. Die zweite Niederlage im zweiten Saisonspiel. Ein klassischer Fehlstart.

Später, als der HFC-Coach zur Analyse schritt, war es vor allem eine Frage, die im Mittelpunkt stand. Fehlt den Rot-Weißen womöglich ein Anführer, einer, der das Spiel an sich zu reißen vermag? Köhler schnaufte dreimal kurz in das Mikrofon. „So etwas auf einen einzelnen Spieler zu beziehen, ist immer schwierig“, meinte der Trainer des HFC. „Aber es stimmt, wir hatten nicht diesen Leader, den Kiel in der letzten Saison mit Rafael Kazior hatte.“

Wieder Chancen, wieder kein Tor

Mit Marco Engelhardt fehlte dem HFC am Sonntag sein Leitwolf und Abwehrorganisator. Insbesondere beim Kieler Führungstreffer schmerzte das. Der eingewechselte Manuel Schäffler tauchte eine gute Viertelstunde vor Schluss frei vor Lukas Königshofer auf. Engelhardt-Ersatz Robin Urban ließ seinen Gegenspieler gewähren, vermutete wohl eine Abseitsstellung. Manche munkelten: Mit Engelhardt wäre das nicht passiert.

„Heute haben wir uns zumindest ein, zwei Torchancen mehr rausgespielt als letzte Woche in Cottbus“, meinte Kapitän Tim Kruse später, „aber wir haben sie halt auch nicht genutzt.“ Cottbus und Kiel - zwei Spiele, ein Ergebnis und eine übergeordnete Erkenntnis: Der HFC agiert zu brav. Und das lässt sich nicht einmal an ein oder zwei sogenannten Leitwölfen festmachen.

„Wir waren vor allem in der ersten Halbzeit insgesamt einfach zu schüchtern“, kritisierte Timo Furuholm. Und das vor heimischem Publikum. Das schlechteste Heimteam der vergangenen Spielzeit startete zum dritten Mal in Folge torlos mit einer Niederlage in eine Drittliga-Saison.

„Wir müssen in unserem eigenen Stadion mehr zeigen. Das ist unser Zuhause“, forderte Timo Furuholm, der nach seiner Oberschenkelverletzung am Sonntag erstmals wieder in der Startformation stand. „Wir dürfen es Kiel nicht so einfach machen.“ Zur Erinnerung: Holstein reiste nach der 0:4-Pleite zum Auftakt gegen Mainz verunsichert an.
Kiel wechselt mutig

Doch es fühlte sich so an, als gingen viele der Zuschauer bereits sorgenvoll in die Partie. Es war ein Eindruck, der sich auf dem Spielfeld fortsetzte. „Das Publikum hat uns die ganze Zeit toll unterstützt“, lobte Trainer Köhler. Doch seine Mannschaft hatte sich das nicht unbedingt verdient. Auch weil drei Minuten nach dem ersten Gegentor erneut geschlafen wurde: Steven Lewerenz traf flach zum Endstand, nachdem Florian Brügmann den Ball unterlaufen hatte. Vorausgegangen war ein Seitenwechsel von Manuel Schäffler, der auf links seelenruhig flanken durfte. Der Kieler war erst nach einer Stunde ins Spiel gekommen - er drehte die Partie zugunsten der Gäste. „Wenn wir mit dem Punkt zufrieden gewesen wären, hätten wir anders gewechselt“, erklärte Holstein-Coach Karsten Neitzel die Entscheidung, für Mittelfeldmann Maik Kegel einen Stürmer zu bringen.

Den Siegeswillen hätte auch Halle haben müssen. Doch so wächst der Druck. Null Punkte aus zwei Spielen, offensichtliche Defizite. „Wer glaubt, dass es einfach wird, dahinten wieder rauszukommen, der täuscht sich“, sagte Sven Köhler. „Es wird schwer, diesen Rückstand wieder aufzuholen.“

Quelle: MZ