Saisonrückblick Halle: Kontinuierliche Entwicklung geht weiter

Ruhe und Beständigkeit sind zwei Werte, in denen sich die Arbeit beim Halleschen FC in den letzten Jahren beschreiben lässt. Der Verein ist mittlerweile ein etablierter Drittligist und beendete die abgelaufene Saison mit 53 Zählern auf einem soliden zehnten Tabellenplatz. Im Folgenden schaut sich liga3-online.de die Saison des HFC genauer an.

Das lief gut

Mit neun Siegen und fünf Unentschieden auf fremden Rasen wurden die Hallenser zum besten Auswärtsteam der Liga. Diese Bilanz hätte noch besser ausfallen können, wenn nicht die letzten drei Auswärtsspiele (als die Luft in der Liga längst raus war) verloren gegangen wären.

Ihre beste Saisonphase hatten die Hallenser im Frühjahr 2015, als fünf Punktspiele in Folge gewonnen werden konnten. Dabei zeigte die Offensivabteilung, insbesondere das Dreieck um Timo Furuholm, Akaki Gogia und Sören Bertram, äußerst ansehnliche Kombinationen im Angriffsspiel und entzückte damit die HFC-Anhänger.

Das lief nicht gut

Wie bereits erwähnt, hatten die reisefreudigen HFC-Fans auswärts eine Menge zu feiern. Die Kehrseite dieser Medaille: In den Heimspielen gab es einige Frusterlebnisse, die Hallenser stellten das schwächste Heimteam der Liga.

Ebenfalls für Unbehagen sorgte die Last-Minute-Schwäche, der das HFC-Team zu Jahresbeginn erlegen war. Gegen die Stuttgarter Kickers, Borussia Dortmund II und Hansa Rostock wurden zusammengerechnet fünf Zähler wegen Gegentoren in der Nachspielzeit liegen gelassen, und das in einer Phase, wo man sich in Halle lieber auf die obere Tabellenhälfte konzentriert hätte.

Weiterhin zu monieren ist, dass die Torhüterposition lange eine Baustelle blieb. Zu Saisonbeginn spielte Pierre Kleinheider, der noch im Laufe der Vorrunde durch Lukas Königshofer ersetzt wurde. Nach Königshofers Kreuzbandriss wurde zur Winterpause Niklas Lomb verpflichtet. Die Leihgabe von Bayer Leverkusen begann in seinem ersten Spiel denkbar schlecht, kassierte nach nur vier Minuten eine rote Karte und war in den folgenden Spielen zunächst wieder außen vor. Schlussendlich setzte sich Lomb dennoch gegen Kleinheider durch und hütete ab dem 28. Spieltag konstant das Tor. Zur langfristigen Lösung wird Lomb allerdings dennoch nicht, im Sommer wird der 21-jährige den HFC in Richtung Preußen Münster verlassen.

Bester Spieler

11 Tore und 9 Vorlagen stehen für die eindrucksvolle Saisonbilanz von Akaki Gogia. Halles Top-Scorer hat in seinem zweiten Jahr im Team von Sven Köhler zu einem essentiellen Mittelfeldbaustein entwickelt. Der feine Techniker zog in der Zentrale die Fäden, kurbelte Halles Offensivspiel an und empfahl sich damit für höhere Aufgaben. Die wird er in der kommenden Saison bekommen, wenn der Deutschgeorgier für den FC Brentford in der zweiten englischen Liga auflaufen wird.

Schwächster Spieler

Oldie, but Goldie? Im Falle von Daniel Ziebig traf diese Weisheit in der abgelaufenen Saison nicht zu. Der 32-Jährige startete nach einer Leistenoperation mit Rückstand in die Spielzeit. Kam er zum Einsatz, unterliefen dem Routinier einige Fehler zu viel, weshalb er seinen Platz als linker Verteidiger an Florian Brügmann verlor. Ziebigs auslaufender Vertrag wurde vom HFC nicht verlängert, ein Karriereende ist möglich. Vorsorglich meldete sich der frühere Bundesligaprofi ab dem 1. Juli als arbeitssuchend.

Saisonhöhepunkt

Mit einem 5:1-Erfolg beim späteren Aufsteiger Arminia Bielefeld deutete das HFC-Team bereits am zweiten Spieltag seine Auswärtsstärke eindrucksvoll an. Den Fans ebenfalls in guter Erinnerung wird das Halbfinale im Landespokale bleiben, als der Erzrivale 1. FC Magdeburg besiegt werden konnte – wenn auch das Elfmeterschießen nötig war. Noch besser können es die Rot-Weißen in der kommenden Drittligasaison machen, wenn Halle und Magdeburg in zwei Drittligaduellen aufeinandertreffen werden.

Negativer Saisonhöhepunkt

Ein hochdramatischer Spielverlauf mit einer irren Schlussphase sowie einem Traumtor von Toni Lindenhahn zum 4:3 in der Nachspielzeit: Das Heimspiel des HFC gegen Hansa Rostock wird den Stadionbesuchern vielleicht ewig in Erinnerung bleiben. Blöderweise reden wir hier über ein Spiel der Saison 2013/14. Die Neuauflage in der letzten Spielzeit geriet, vielleicht auch aufgrund der hohen Erwartungen, zu einer herben Enttäuschung: Der HFC verlor in einem über weite Strecken lahmen Spiel durch ein spätes Gegentor mit 1:2 – und ein bedröppelter Toni Lindenhahn konnte wegen seiner Verletzung nur von der Tribüne zuschauen.

Bewertung der getätigten Transfers

Die sportliche Führungsriege des HFC kann zufrieden sein: Auf dem Transfermarkt wurde gute Arbeit geleistet. Max Jansen und Sascha Pfeffer etablierten sich schnell in der Startelf, zudem brachte Marco Engelhardt mit seiner Erfahrung Stabilität in die Viererkette. Ivica Banovic, der zweite verpflichtete Routinier, konnte dem Team seltener seinen Stempel aufdrücken, das Prädikat Fehleinkauf verdient der Kroate dennoch nicht. Der aus England geholte Osayamen Osawe war die große Unbekannte unter den Neuverpflichtungen, doch gerade gegen Saisonende wusste der junge Stürmer zu überzeugen.

Bewertung des Trainers

Pressekonferenzen mit Sven Köhler haben in etwa den Unterhaltungswert einer Runde Bingo im Seniorenheim. Gegenüber der Presse lässt der Übungsleiter häufig das Phrasenschwein klingeln, tiefgreifende Erkenntnisse sind aus seinen Statements eher selten zu erwarten. Statt markigen Sprüchen lässt Köhler lieber die Leistungen seiner Mannschaft für sich sprechen: Viele Jahre Kontinuität haben sich beim HFC ausgezahlt, trotz Veränderungen im Kader ist Jahr für Jahr eine Entwicklung der Mannschaft zu erkennen. In Halle weiß man, was man an Köhler hat, weshalb dem Trainer auch kürzere Schwächephasen seines Teams zugestanden werden – im deutschen Profifußball heute eine Seltenheit.

Fazit

Die kontinuierliche Entwicklung des Halleschen FC hat sich in dieser Saison fortgesetzt. Zudem sicherten sich die Saalestädter durch den Gewinn des Landespokals die Einnahmequelle DFB-Pokal. Als „Auswärtsmeister“ der Dritten Liga konnte inoffiziell ein Titel der besonderen Art eingefahren werden, über den sich besonders die Allesfahrer unter den HFC-Fans gefreut haben.

Ausblick

Falls die Abgänge von Akaki Gogia und Marcel Franke kompensiert werden können und der Kader insgesamt von Verletzungen verschont bleibt, ist der HFC ein Team, das man für die oberen Tabellenplätze auf den Zettel haben muss. Auf Teufel komm raus wird aber nicht versucht werden, einen Aufstiegsrang zu erzwingen. Stattdessen ist der HFC gut beraten, die gesunde wirtschaftliche und sportliche Entwicklung des Vereines durch kleine Schritte weiterzuführen.

Quelle: liga-3-online