Letzte Chance für den SSV Jahn

Mannschaft kämpft um Klassenerhalt - Samstag Spiel gegen Halleschen FC

Wenn der SSV Jahn am Samstag (Anstoß 14 Uhr) beim Halleschen FC antritt, geht es um seine allerallerallerletzte Chance, den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür ist selbstredend ein Dreier Voraussetzung. Sollte man verlieren und gleichzeitig Unterhaching gegen Cottbus gewinnen, wäre man auch theoretisch abgestiegen. Daran will man beim SSV aber nicht denken.

Im Gegenteil, der Trainer versprüht geradezu Optimismus: „Ja klar, ich bin Christian Brand. Natürlich schaffen wir das noch.“ Eine durchaus gewagte These, bei gerade einmal vier verbleibenden Spielen. Und angesichts der Tatsache, dass der Mannschaft dafür auch die nötige Konstanz fehlt. Die schreibt der Coach in der Liga nur Spitzenreiter Arminia Bielefeld zu. „In unserer Situation ist das blöd, wenn man nicht konstant ist.“

Ach, kickten die Jahn-Spieler doch nur annähernd so konstant wie die Planer und Arbeiter beim Stadionneubau in Oberisling arbeiten. Der SSV Jahn Regensburg hätte garantiert keine Abstiegssorgen, schwebte vielleicht sogar in jenen Sphären, von denen momentan nicht einmal der kühnste Optimist zu träumen wagt. Was wäre das für eine Geschichte, zur Einweihung des 53-Millionen-Euro-Fußballte4mpels in Oberisling den Wiederaufstieg in jene Liga feiern zu können, in die man nach Ansicht vieler (Träumer?) eigentlich gehört: in die 2. Bundesliga.

Bittere Realität

Aufwachen! Es ist kein Traum, sondern bittere Realität, mit der sich das Tabellenschlusslicht von Liga 3 herumplagen muss. Die Realität hat auch am Samstag wieder einen Namen. Hallescher FC heißt der Club, bei dem der SSV Jahn Regensburg seine – wievielte eigentlich? – letzte Chance nutzen und mit einem Dreier zumindest theoretisch im Rennen bleiben möchte. Im Rennen um den Klassenerhalt, der nach der enttäuschenden Nullnummer am vergangenen Samstag gegen die U 23 von Mainz 05 in fast schon unerreichbare Ferne gerückt ist.

„Viel zu wenig, ganz klar", resümierte Coach Christian Brand das 0:0 gegen Mainz. „In so einer Phase der Saison geht es ja nicht mehr nur um Fußball, sondern auch darum, wer die besseren Nerven hat", erklärt der 43-Jährige. Acht Punkte beträgt der Abstand auf die SpVgg Unterhaching, die zuletzt beim VfB Stuttgart II gewann und den rettenden siebzehnten Platz belegt.

Aber aufgeben gilt nicht an der Prüfeninger Straße. Da geht Kapitän Markus Palionis mit gutem Beispiel voran: „Ich werde definitiv nicht sagen, dass wir schon abgestiegen sind.“ Der Abwehrrecke ist einer von gerade mal zwei Spielern, die sicher im nächsten Jahr noch bei Regensburg spielen werden. Auch in der Regionalliga. Neben ihm besitzt lediglich noch Mittefeldmann Kolja Pusch einen Kontrakt für Liga vier. Den hat auch Marco Königs, doch gibt es darin eine Klausel, die es dem 25-Jährigen Angreifer ermöglicht zu wechseln, falls ein höherklassiger Klub anklopfen sollte.

Alle anderen Spielerverträge laufen im Abstiegsfall aus. Für die Regionalliga will der Verein auf ein Gerüst von 15 oder 16 Spielern aus dem aktuellen 28-Mann-Kader bauen. Laut Sportchef Christian Keller habe man bereits mit allen Spielern gesprochen, die Fronten seien abgesteckt. Fest steht, dass Torwart Richard Strebinger, der bei Werder Bremen einen Vertrag bis 2017 besitzt, wieder an die Weser zurückkehren wird.

Verletzungsbedingte Personalprobleme

Personell gesehen geht es beim SSV Jahn auch nicht gerade sorgenfrei zu dieser Tage. Daniel Franziskus (Lauftraining), Marco Königs (Pferdekuss), Hannes Sigurdsson (Sprunggelenkprobleme) und Aias Aosman (Knieprobleme) mussten unter der Woche pausieren. Königs und Aosman sollen aber rechtzeitig vor der Partie am Samstag wieder ins Training zurückkehren. Im Lauftraining nach dreiwöchiger Pause wegen Adduktorenproblemen ist Abwehrmann Adli Lachheb.

Klar ist: Auch in Sachsen-Anhalt wird der Jahn nicht auf die langzeitverletzten Andreas Geipl (Kreuzband-OP), Lukas Sinkiewicz (Rekonvaleszent) und Fabia Trettenbach (Kniebeschwerden) zurückgreifen können.

Kampfansage an Sieghoffnungen des SSV Jahn

Nicht ganz so schlimm stellt sich die personelle Situation beim Hallescher FC dar. Neben Torwart Lukas Königshofer, der nach seinem Kreuzbandriss wieder mit dem Training begonnen hat, fällt beim Tabellensiebten neben Florian Brügmann, der sich im Spiel am vergangenen Samstag beim SV Wehen Wiesbaden (0:3) einen Innenbandanriss im rechten Knie zugezogen hat, nur Toni Lindenhahn (Reha nach Knie-OP) verletzungsbedingt aus.

Dagegen kehrt Ex-Nationalspieler Marco Engelhardt zurück. Er darf nach seiner Gelbsperre gegen den SSV Jahn wieder mitmischen. Nach der 0:3-Niederlage zuletzt beim SV Wehen Wiesbaden, mit der eine lange Erfolgsserie der Sachsen-Anhaltiner zu Ende ging, analysierte Halles Chefcoach Sven Köhler: „Das war eine verdiente Niederlage für uns und ein verdienter Sieg für die Wiesbadener. Sie waren von Anfang an aggressiver, was auch im Laufe des Spieles der entscheidende Unterschied war. Das Gefühl, verlieren zu können oder zu müssen haben wir jetzt wieder. Wir müssen uns jetzt sammeln und am Wochenende wieder besser auftreten." Dieses Versprechen könnte man auch als Kampfansage an die ohnehin nur kleinen Sieghoffnungen des SSV Jahn interpretieren.

Solche Kampfansagen indes stehen den Regensburger Kickern derzeit wohl eher nicht zu. Man muss kleinere Brötchen backen. Ob die in der Regionalliga genauso gut schmecken wie in Liga 3? Abwarten – und auf ein Wunder hoffen, auch wenn die selbst im Fußball bekanntlich eher selten sind.

Quelle: oberpfalznetz.de