Der HFC hat nichts dazugelernt

Der Hallesche FC bringt zum wiederholten Mal eine eigene Führung nicht nach Hause. Zwei Fehler bei Standards führen zur neunten Heimpleite.



Sven Köhler konnte nichts und niemand aufhalten. Mit wutentbrannter Miene verschwand er nach dem Abpfiff sofort in der Kabine, nachdem er seinem Assistenten Dieter Strozniak die Anweisung gegeben hatte, auch alle Spieler unverzüglich dorthin zu beordern. Was dann hinter verschlossener Tür lautstark auf die Profis niederprasselte, war ein Donnerwetter der allerfeinsten Sorte. Selbst die verletzten Spieler Toni Lindenhahn und Dominic Rau zogen es vor, vor der Tür zu warten, bis sich der Zorn des Trainers gelegt hatte.
"Jeder macht, was er will!"

„Ich habe es satt, immer wieder durch die gleichen Fehler zu verlieren. Wozu reden wir ständig über Zuordnungen, wenn dann doch jeder macht, was er will“, schimpfte Köhler. Der Großteil seines Wortschwalls ging im Jubel der Rostocker Profis im Kabinengang unter.

Ungefähr drei Minuten dauerte die erste Gardinenpredigt ihres Trainers für die Spieler des Halleschen FC, die gerade das Ostderby in der dritten Fußball-Liga gegen den FC Hansa Rostock durch zwei Fehler bei Standards mit 1:2 verloren hatten. Wie schon zuletzt in Dortmund brachten sie eine eigene Führung nicht nach Hause. Und wie auch zuletzt in Dortmund kassierten sie den entscheidenden Gegentreffer in der Nachspielzeit. Nichts gelernt nennt man das.

Die Mannschaft ist zu naiv

„Wir haben einfach zweimal tüchtig gepennt“, meinte Andy Gogia. Der Spielmacher hatte die Saalestädter mit einem Traumfreistoß in den Winkel der Torwartecke kurz vor dem Ende einer von beiden Seiten schwachen ersten Halbzeit in Führung (39.) gebracht. „Was nützt so ein Tor, wenn du am Ende doch verlierst“, sagte Gogia. Auch Abwehrchef Marco Engelhardt, der einen Schritt zu weit vom Rostocker Siegtorschützen Oliver Hüsing (90.+2) weg stand und ihn nicht am Kopfball hindern konnte, verstand die Welt nicht mehr. „Wir sind einfach zu naiv. Das zieht sich jetzt schon durch einige Wochen“, sagte er. „Wir schaffen es nicht, einfach einmal eine Führung zu verwalten oder das entscheidende zweite Tor nachzulegen.“

Schuhen rettet mehrmals

Genau in diesem Punkt deckte sich die Meinung des halleschen Routiniers mit jener von Karsten Baumann. „Ich glaube, wenn der HFC das zweite Tor erzielt hätte, wäre das Spiel entschieden gewesen. So war es am Ende ein glücklicher Sieg“, erklärte der Hansa-Trainer. Und der musste vor allem gleich nach Wiederanpfiff um seine Mannschaft bangen. Der HFC war mit frischem Elan aus der Kabine gekommen und drängte auf die Entscheidung. Doch Rostocks Schlussmann Marcel Schuhen, der von Gogias Traumtor völlig überrascht war, entschärfte die hervorragenden Chancen, die sich Sören Bertram (47.), Selim Aydemir (48.) und Florian Brügmann (59.) boten.
"Spiel, das wir nie hätten verlieren dürfen."

Mit dem fehlenden zweiten Treffer ließ beim HFC auch die Konzentration nach. Und so begünstigten wieder einmal regelrechte Fehlerketten die beiden Gegentreffer. Ein leichtfertiger Ballverlust von Max Jansen im Mittelfeld führte zu einem Eckball, den Hansa-Torjäger Marcel Ziemer zum Ausgleich nutzte (74.). Ein durch Stellungsfehler begünstigter Freistoß im Mittelfeld brachte durch Hüsing schließlich den K.o.. „Es ist sehr bitter, durch Standardsituationen ein Spiel zu verlieren, das wir nie hätten verlieren dürfen“, sagte HFC-Trainer Köhler.

Quelle: MZ