Ziebigs Rückkehr aus dem Ruhestand


Daniel Ziebig (l.) klärt gegen Stuttgarts Marco Calamita.


Die Zeit von Daniel Ziebig beim HFC schien abgelaufen. Ausgerechnet im Duell mit seinem Ex-Verein Cottbus wird er nötiger gebraucht denn je.

Daniel Ziebig war am Freitag wie so oft wieder einmal als erster Spieler im Erdgas Sportpark. Er stand im Foyer des Stadions und registrierte mit Wohlwollen, dass auch Physiotherapeut Walter Moissejenko kurz nach ihm auf den Parkplatz einbog. Die Beiden hatten einen frühen Termin vereinbart, um die Zeit zwischen dem wöchentlichen Pressegespräch, für das Ziebig mit Trainer Sven Köhler eingeteilt war, und dem Abschlusstraining am Nachmittag sinnvoll zu nutzen.

Kaum waren die Journalisten befriedigt, lag der Routinier auch schon auf der Massagebank, um sich Muskeln und Waden lockern zu lassen. „Mit meinen 32 Jahren brauche ich das etwas öfter als die jungen Spieler. Gerade jetzt, wo ich wieder gefordert bin“, sagt Ziebig mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

Der Hintergedanke bei diesem Satz war wohl überlegt. Denn die Zeit des linken Außenverteidigers schien beim Fußball-Drittligisten Hallescher FC bereits abgelaufen. Spätestens seit der Wintervorbereitung war seine Position an den acht Jahre jüngeren und spritzigeren Florian Brügmann vergeben. Und die Alternative defensives Mittelfeld, die Köhler seinerzeit im Trainingslager in der Türkei mit Ziebig geprobt hatte, kam bislang nicht in Frage, weil dort Ivica Banovic, Tim Kruse und Maximilian Jansen derzeit einen richtig guten Job verrichten. Zudem gehört Ziebig zu jenen zwölf Spielern, deren Verträge am Saisonende auslaufen.

„Mit der Alternative defensives Mittelfeld ist mir ja klar gemacht worden, dass man von mir in der Rückrunde noch etwas sehen will. Bisher hatte ich dazu kaum Gelegenheit“, sagt Ziebig. Aber nach der Roten Karte, die sich Brügmann am letzten Sonnabend im Spiel gegen die Reserve des VfB Stuttgart eingefangen hatte, kam für Ziebig die Chance schneller als erwartet. Und dann auch noch auf seiner alten Position. „So schnell geht das im Fußball“, sagt er. „Vor zehn Tagen hätte ich doch nicht nur eine Sekunde zu glauben gewagt, dass ich innerhalb einer Woche gleich drei Einsätze auf meiner angestammten Position bekommen würde.“

Weil Ziebig bislang keine Gelegenheit hatte, Werbung in eigener Sache zu betreiben, hat er die Gespräche über einen neuen Vertrag auch ganz hinten angestellt. „Ich habe dem Verein gesagt, dass das erst Sinn macht, wenn ich mich noch einmal beweisen konnte. Wenn wir uns also spät im April oder Mai zusammensetzen, ist das immer noch rechtzeitig genug“, sagt Ziebig, der laut eigener Aussage noch zwei Jahre Fußball spielen möchte.

Endlich mal wieder ein Erfolgserlebnis zu Hause

Dass er natürlich ausgerechnet kurz vor dem Duell gegen seinen früheren Verein Energie Cottbus in die Startelf zurückgekehrt ist, freut den Linksfuß um so mehr. In sieben Jahren von 2006 bis 2012 hatte er immerhin 165 Pflichtspiele für die Lausitzer absolviert. Und dann kam jenes denkwürdige Hinspiel am 20. September letzten Jahres, an das er noch beste Erinnerungen hat. Damals gelang ihm beim 2:1-Erfolg des Halleschen FC ein sagenhaftes Tor zum 1:1. Es war sein erster und bislang auch einziger Treffer in einem Pflichtspiel für die Rot-Weißen und überhaupt erst das vierte Tor in seiner gesamten Profikarriere.

Genau darauf angesprochen, lacht Daniel Ziebig. „Das haben sie sich auch in Cottbus gemerkt. Der Psychoterror hat schon längst begonnen. Ich habe unter der Woche einige SMS erhalten, in denen ich aufgefordert wurde, nicht wieder das zu machen, was ich doch eigentlich gar nicht kann“, erzählt er. Aber das Hinspiel hat Ziebig längst ausgeblendet. „Viel wichtiger ist, dass wir unseren Heimzuschauern endlich wieder einmal ein Erfolgserlebnis abliefern. Dass wir uns auswärts überragend verkaufen, bekommen nur wenige mit.“

Quelle: MZ