4:0-Sieg gegen Holstein Kiel

Was für ein Wandel beim HFC



Osayamen Osawe (l.) jubelt über seinen Treffer zum 2:0. Zwei weitere Tore bereitete der Engländer in Diensten des Halleschen FC vor.

Der Hallesche FC liefert bei Holstein Kiel eine Gala ab. Der Grund für den klaren Auswärtssieg im letzten Spiel vor der Winterpause ist die neue Effektivität.

Stolle wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Aber plötzlich war Endstation. Das Maskottchen von Holstein Kiel - ein zweieinhalb Meter großer Storch – lief während der Erwärmung gegen einen Pfosten. „Bei diesen ungewohnten Temperaturen“, zeigte der Stadionsprecher grinsend Verständnis, „kann das schon mal passieren.“

Der „Pfostentreffer“ des Kieler Maskottchens musste am Ende wie ein Vorbote wirken für einen extrem schmerzhaften Tag aus Sicht der Gastgeber. Der HFC setzte sich vor 5 424 Zuschauern im Holsteinstadion mit 4:0 durch.

Kieler Aydemir trifft zur Führung

Dabei hatte es danach zu Beginn gar nicht ausgesehen. Bereits nach fünf Minuten war HFC-Keeper Fabian Bredlow zu einer Parade gezwungen. Den Schuss des Kieler Kapitäns Maik Kegel wehrte der 20 Jahre alte Schlussmann aus kurzer Distanz hervorragend ab. Auch der Nachschuss blieb erfolglos. Nichtsdestotrotz: Zu Beginn wackelte Halles Abwehr. Den Gastgebern boten sich in der ersten Viertelstunde einige Möglichkeiten – darunter ein Abseitstor von Angreifer Manuel Schäffler.

Die Unsicherheit hatte vielleicht auch mit den Änderungen zu tun, die HFC-Trainer Stefan Böger vornehmen musste: Weil Linksverteidiger Jonas Acquistapace krankheitsbedingt fehlte, rückte Dominic Rau auf seine Seite. Ihn wiederum ersetzte auf der rechten Seite Marcel Baude, der erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder in der Startelf stand. Der damalige Gegner hieß Holstein Kiel - und besiegte den HFC mit 2:0.

Und auch am Freitagabend sah es nach einer halben Stunde so aus, als würde sich eher Kiel durchsetzen können. Doch dann traf Halle zur Führung - aus dem Nichts: Auf der rechten Seite leitete Osayamen Osawe den Ball weiter zu Florian Brügmann. Der Linksaußen passte flach nach innen, wo Selim Aydemir stand und abschloss.

Der gebürtige Kieler durfte in seiner Heimatstadt jubeln. Wie das Schicksal so spielt: In der vergangenen Woche war Aydemir noch die tragische Figur. Kurz vor Schluss hatte der 25 Jahre alte Techniker damals beim 1:1 gegen den Energie Cottbus die große Chance zum Sieg vergeben. „Nach dem Cottbus-Spiel war ich echt niedergeschlagen. Umso schöner, dass es ausgerechnet hier in Kiel mit dem ersten Saisontor geklappt hat“, sagte Aydemir. „Das war super emotional für mich.“ Und Trainer Böger lobte: „Wir haben unter der Woche gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass er an sich glauben soll.“

Ein Tor und zwei Vorlagen für Osawe

An diesem Freitagabend war eben alles etwas anders. Das lag auch an einem schnellen Konter kurz vor dem Halbzeitpfiff, als Kiel eigentlich wieder auf den Ausgleich spielte. Wieder schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Holstein treffen würde. Doch wieder gelang das nur den Gästen. Top-Stürmer Osawe vollendete einen Konter und erzielte sein neuntes Saisontor. Zur Pause führte der HFC mit 2:0. Das Erfolgsrezept bis dahin war simpel: Hinten stand ein überragender Fabian Bredlow im Tor, vorn präsentierten sich die Rot-Weißen gnadenlos effektiv.

Was für ein Wandel: Gegen Cottbus hatte der HFC noch Chance um Chance verschenkt, nun aber erspielte sich das Team in Hälfte eins aus drei Möglichkeiten zwei Tore. Sehr zur Freude des Trainers, der einräumen musste, dass Fußball eben nicht immer logisch ist: „Manchmal ist es paradox und nicht so einfach zu erklären“, meinte Böger zur Effektivität.

Nach dem Seitenwechsel probierte Kiel, wieder mehr Druck zu entfachen. Großchancen oder gar ein Torerfolg fehlten aber. Der HFC verwaltete den Vorsprung in seiner komfortablen Situation. Der zweite Auswärtssieg der Saison wurde immer wahrscheinlicher. Erst recht, als Abwehrboss Marco Engelhardt mit der ersten Chance der zweiten Hälfte zum 3:0 traf. Nach einer Ecke bereitete Osawe beispielhaft mit dem Kopf vor, Engelhardt traf per traumhaftem Volley.

Kurz darauf durfte Osawe eine weitere Vorlage verbuchen: Sören Bertram traf zum Endstand. An allen Toren beteiligt, zwei direkte Vorbereitungen und einen Treffer erzielt - der Engländer war dennoch nicht komplett zufrieden. „Ich hätte noch ein Tor mehr machen können. Aber bei dem Ergebnis ist das nicht mehr wichtig. Wir wollten uns unbedingt mit einem Sieg in die Winterpause verabschieden. Das ist geglückt.“

Einige Kieler Anhänger verließen bereits 20 Minuten vor Schluss das Stadion. Und auch Stolle war da längst nicht mehr zu sehen.

Quelle: MZ