Trainingslager in Pockau

HFC weilt ungestört im Erzgebirge

Ohne großen Publikumsandrang kann sich der Hallesche FC im Trainingslager auf die kommende Spielzeit vorbereiten. Die Drittliga-Konkurrenz steht in Pockau weitaus höher im Kurs.

Die Kuh hat Ausdauer. Ohne Fernglas sieht sie zwar niemand. Aber ihr Muhen, das hört jeder – und es hört nicht auf. Mindestens ein Dutzend Mal meldet sich das Tier dieser Tage während jeder Trainingseinheit des Halleschen FC. Willkommen im Erzgebirge, wo die Welt noch in Ordnung ist!

In Pockau, gut zwei Autostunden von der Saalestadt entfernt, hat der Fußball-Drittligist seine Sommerheimat gefunden. Zum achten Mal bereitet sich das Team von Trainer Sven Köhler hier bereits auf eine Spielzeit vor. Und der gebürtige Freiberger muss sich im sächsischen Erzgebirge besonders wohlfühlen: Mit seinem Dialekt ist er nicht mehr allein.

Beim FSV Pockau-Lengefeld freuen sie sich immer wieder auf den HFC. Man kennt sich. Man schätzt sich. Die Begrüßung fällt herzlich aus. Als Gastgeschenk gibt es für Sven Köhler ein Mannschaftsfoto des FC Karl-Marx-Stadt von 1986, mit ihm als Abwehrspieler in zweiter Reihe. „Da sah ich noch gut aus“, scherzt der Coach.

Die Herzen der Pockauer schlagen jedoch für andere Klubs als den HFC: An einem Einfamilienhaus unweit des Trainingsplatzes hängt eine riesige Flagge von Dynamo Dresden. Im Auto eines alteingesessenen Vereinsmitarbeiters hängt ein Wimpel von Erzgebirge Aue. Wenn die Veilchen in Pockau residieren würden, würde die Tribüne des FSV auseinanderspringen. Auch Chemnitz steht geografisch bedingt hoch im Kurs. Halle wird nur im Augenwinkel wahrgenommen.

Zumal der FSV gerade mit sich selbst zu tun hat: Nach dem Zusammenschluss der Gemeinde Pockau und der Stadt Lengefeld Anfang 2014 entschieden sich auch die Fußballvereine für eine Fusion. Seitdem geht es bergauf. Vierter ist das Team zuletzt in der Kreisliga A geworden, sogar der dritte Platz war drin.

Die Bedingungen schreien nach anspruchsvollerem Fußball. Ein gut gepflegter Rasen- steht neben einem Kunstrasenplatz mit gleichem Gütesiegel. Getrennt werden beide durch das zweistöckige Vereinsgebäude, in dem bei Bedarf 30 Kicker übernachten können.

Der HFC geht lieber zehn Minuten zu Fuß. Dann haben Spieler und Trainer das Teamhotel erreicht. Idyllisch steht das Bergschlösschen am Flüsschen „Schwarze Pockau“. Die Zimmer sind sauber. Das Essen schmeckt. Viel mehr braucht eine Fußballmannschaft im Trainingslager nicht. Nur das WLAN könnte noch funktionieren – tut es aber nicht.

Auf der Hauptstraße, die zum Bergschlösschen führt, stehen mehr Hotels, als es Einwohner gibt. Dass sich nebenan gerade ein Profi-Klub auf seine Saison vorbereitet, interessiert kaum jemanden. Die Trainingskiebitze lassen sich an einer Hand abzählen. Den HFC freut das. Ruhe ist gut. Für die Konzentration. Und an muhende Kühe kann man sich gewöhnen.

Quelle: MZ