Di Matteos Vertrauen zu Kirchhoff zahlt sich aus

Als Roberto di Matteo kurz nach seinem Amtsantritt ausgerechnet Jan Kirchhoff (24) öffentlich zum Hoffnungsträger für die mittelfristige Zukunft ausrief, erntete der Schalke-Trainer Skepsis auf breiter Front. Zum einen, weil die Leihgabe des FC Bayern immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Zum anderen aber auch, weil Kirchhoff bei seinen wenigen Auftritten enttäuscht hatte.

Der Defensiv-Allrounder fand dabei kaum Bindung zum Spiel, wirkte fußballerisch unsicher und insgesamt eher wie ein Fremdkörper. Sich den 1,95-Meter-Schlaks als Leistungsträger in Königsblau vorzustellen, dazu brauchte ein Außenstehender schon viel Fantasie.

Spätestens seit dem 1:0 gegen Gladbach am vergangenen Freitag ist das Bild von Jan Kirchhoff unverkennbar korrigiert. Und die Kritiker müssen einräumen, dass di Matteo aus der unmittelbaren Nähe zum Spieler für dessen Qualitäten offenbar doch das bessere Auge bzw. die größere Weitsicht für besaß. Als Innenverteidiger hatte Kirchhoff zuletzt schon stabile Leistungen gezeigt, doch gegen Gladbach glänzte er regelrecht in der Rolle als zentraler Abräumer vor der Dreierkette.

Mit 12,37 absolvierten Kilometern avancierte der Ex-Mainzer zum laufstärksten Spieler auf dem Feld, gewann zudem das Gros seiner Zweikämpfe - und war auch noch maßgeblich am 1:0-Siegtreffer beteiligt. Kirchhoff eroberte den Ball gegen Borussias Raffael und spielte weiter auf Kevin-Prince Boateng, der wiederum den Torschützen Tranquillo Barnetta bediente.

Viele Beobachter sind nun von Kirchhoffs Steigerung angenehm überrascht. Für den Profi selbst liegen die Gründe indes ganz klar auf der Hand: "Es ist das erste Mal seit ich auf Schalke bin, dass ich mich körperlich gut fühle. Nach dieser Wintervorbereitung nehmen mich die Spiele nicht mehr so mit wie in der ersten Halbserie. Ich kann mich da an viele Partien erinnern, in denen ich nach 60 Minuten sagen musste, dass der Tank leer ist."

Zudem sieht Kirchhoff seinen persönlichen Aufschwung eng mit di Matteo verbunden: "Ich habe bei ihm immer auf dem Platz gestanden, wenn ich gesund und fit war. Er hat immer zu mir gehalten, auch in Situationen, die nicht ganz so einfach waren."

Speziell nach dem 0:5 gegen Chelsea, als Eigentorschütze Kirchhoff (kicker-Note 6) auch nach eigener Einschätzung "unendlich schlecht" agierte. Di Matteo schenkte dennoch Vertrauen - das sich nun für Schalke auszahlt.

kicker.de

Kirchhoff ist ein Spieler an dem sich die Geister scheiden. Einerseits hat er durchaus Talent in einem Team wie Schalke Stammspieler zu werden, andernseits ist er ständig verletzt und von der Sorte Spieler gibt es bei den Knappen schon genug. Beschlossen ist auch das die Kaufoption über 6 Mio.€ nicht gezogen wird, man aber wahrscheinlich nach der Saison mit den Bayern neu verhandelt. Da eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, sollte man auch wirklich die komplette Rückrunde abwarten, ob sich eine dauerhafte Beschäftigung lohnt, oder ob das Risiko einer Verpflichtung doch zu hoch ist. Grundvoraussetzung für eine Verpflichtung sollte auf jeden Fall eine komplett verletzungsfreie Restrückserie sein.