Schalke-JHV: Manager ernet für emotionale Rede Applaus
Heldt: "Verstehe, dass ihr die Schnauze voll hattet"



Versöhnliche Stimmung statt großer Krach: Bei der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 am Sonntag gab es nach der enttäuschenden Saison zwar Kritik, doch die hielt sich im Rahmen. In seiner mit Spannung erwarteten Rede wusste Manager Horst Heldt zu punkten - nach Pfiffen zu Beginn wurde er mit Applaus verabschiedet. Auch das neue Trainerteam erntete viel Beifall.

"Es war das erste Mal überhaupt, dass ich auf der Jahreshauptversammlung mit Pfiffen empfangen wurde. Aber sie waren berechtigt, weil wir sportlich vieles schuldig geblieben sind und ich dafür die Verantwortung trage", sagte Heldt in kleiner Runde im Anschluss an die gut sechsstündige Veranstaltung: "Ich wurde zwar mit Pfiffen empfangen, aber mit Applaus verabschiedet. Das ist für mich besser als umgekehrt." Mit einer emotionalen Rede, die etwa 22 Minuten dauerte, hatte er den Auftritt vor 8771 stimmberechtigen Mitgliedern zuvor gemeistert. Die Schalker Basis gibt dem Manager, dessen Vertrag bis 2016 läuft, noch eine Chance.

"Ich kann verstehen, dass ihr die Schnauze voll hattet. Für diese Saison übernehme ich die sportliche Verantwortung. Ich lag bei manchen Transfers daneben. Das ist nicht gut gelaufen", sagte der zuletzt arg in die Kritik geratene Heldt, der vorzeitigen Abschied aber ausschloss: "Ich stehe zu meiner Verantwortung. Und Verantwortung zu übernehmen heißt zu kämpfen, nicht aufzugeben."

Nach den Verpflichtungen von Johannes Geis und Junior Caicara kündigte Heldt für den Sommer eine "Blutauffrischung" in Form von weiteren Transfers an - unter dem Jubel der Mitglieder erklärte er zudem: "Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam bleiben suspendiert." Auch für die übrigen Spieler wird es in Zukunft Änderungen geben. "Wir werden einen Verhaltenskodex für die Profis einführen, in mehreren Sprachen und 15 Seiten dick", verkündete Heldt: "Die Diskussion über eine Wohlfühloase hat mich am meisten angekotzt." Selbstironisch schloss der Manager in Anspielung auf das Transparent "169 cm Inkompetenz" beim letzten Heimspiel gegen Paderborn: "Ich verspreche 1,69 Meter Arbeit, 1,69 Meter Einsatz, 1,69 Meter Leidenschaft, zusammengefasst: 1,69 Meter Schalke."

Dass es für Heldt am Ende seiner Rede Applaus gab, kommentierte Clemens Tönniens schmunzelnd: "Es ist ja doch nicht alles scheiße bei uns." Wie der Manager gab sich aber auch der Schalker Aufsichtsratsvorsitzende vor den Mitgliedern selbstkritisch. "Wir haben grottenschlechten Fußball gespielt, den falschen Trainer (Roberto di Matteo, d.Red.) verpflichtet", gab Tönnies zu: "Wir haben Fehler gemacht - auch ich."

Damit in Zukunft weniger Fehler gemacht werden, wird auf Schalke ein neues Gremium geschaffen, dass Aufsichtsrat und Vorstand beraten soll. Dem "sportlichen Beirat" gehören mit Huub Stevens, Mike Büskens und Ebbe Sand drei einstige Publikumslieblinge an.

Viel Applaus für Breitenreiter - Die Zahlen stimmen

Alles in allem war auf der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung eine gewisse Erleichterung zu verspüren - und viel Vorfreude auf die neue Saison. So wurde die Trainerentscheidung von den Mitgliedern goutiert: Wann immer das neue Trainerteam um André Breitenreiter eingeblendet wurde, gab es viel Applaus. Standing Ovations erhielt zu Beginn der Versammlung das an Alzheimer erkrankte Schalke-Idol Rudi Assauer.

Auch Finanzvorstand Peter Peters konnte positive Zahlen verkünden: Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres 2014 erzielte der Klub auf Konzernebene mit 215,3 Millionen Euro einen Umsatzrekord (2013: 206,8 Millionen) und erwirtschaftete einen Überschuss von 4,2 Millionen Euro (2013: 500.000 Euro). Die Verbindlichkeiten wurden um knapp 15 Millionen auf 163,9 Millionen Euro reduziert.

kicker.de